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Tesla-Woche 28/24: Robotaxi später, Europa-Semi, Model 3 teurer, Musk legt sich mit EU an

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Bild: Tesla

Das Geschehen rund um Tesla in der zurückliegenden Woche lässt sich recht gut anhand des Aktienkurses nachvollziehen. Am Montag stieg er ein weiteres Mal an und setzte damit die Rally fort, die Ende April begonnen und zuletzt mit übertroffenen Erwartungen für den Tesla-Verkauf im zweiten Quartal 2024 neuen Schub bekommen hatte. Unterstützt von optimistischen Ankündigungen von CEO Elon Musk ging es zunächst so weiter, bis ein Bericht über die Verschiebung der für August angekündigten Robotaxi-Vorstellung am Donnerstag für einen Dämpfer sorgte. Am frühen Freitag äußerte sich zudem eine große Bank skeptisch über Tesla, aber eine andere erhöhte ihr Kursziel – und am Freitag ging es mit der Aktie schon wieder aufwärts.

Musk-Äußerungen treiben Tesla-Aktie

Seit ihrem niedrigsten Schlusskurs in diesem Jahr, erreicht kurz vor Veröffentlichung der Q1-Geschäftszahlen Ende April bei 142,05 Dollar, hat die Aktie von Tesla nach vorherigen Verlusten wieder enorm zugelegt. Am Freitag schloss sie bei 248,23 Dollar, was gegenüber dem Jahrestief ein Plus von rund 75 Prozent bedeutet. Besonders die vergangenen zwei Wochen hatten es in dieser Hinsicht in sich: Schon vor der Veröffentlichung der Q2-Verkäufe Anfang Juli begann die Aktie merklich zu steigen, und anschließend ging es weitere zehn Tage ununterbrochen nach oben. Am Mittwoch schloss Tesla bei 263,26 Dollar, auf dem höchsten Stand seit September 2023.

Begleitet wurde die jüngste Aufwärtsbewegung von Kommentaren von Tesla-CEO Musk auf X. Zur Sichtung eines möglichen Prototypen für ein überarbeitetes Tesla Model Y Juniper erklärte er am Montag, in diesem Jahr werde es keine Auffrischung des Bestsellers geben – was teils als indirekte Bestätigung für Anfang 2025 verstanden wurde. Am Dienstag wies Musk darauf hin, dass Tesla „einen Semi“ (s. Foto oben) habe. Hier meldete ein Beobachter am vergangenen Sonntag, dass die Vorbereitungen für den Bau der Fabrik für den Sattelschlepper in Nevada begonnen haben. Außerdem steht die Europa-Einführung an. Im September will Tesla den Semi bei der Messe IAA Transportation in Hannover zeigen, und der Chef des Programms ist dort als Keynote-Redner vorgesehen.

Robotaxi-Vorstellung erst im Oktober

Am Mittwoch kamen von Musk gleich zwei X-Ankündigungen, die zur Fortsetzung der Tesla-Rally beigetragen haben dürften. Zunächst erklärte er, später in diesem Jahr werde das neue Design des humanoiden Tesla-Roboters Optimus fertig sein, das „etwas Besonders“ sein werde. Eine halbe Stunde später kündigte der CEO an, dass mit Versionen der FSD-Software ab 12.5 überwacht autonomes Fahren in Städten und auf Schnellstraßen auf derselben KI-Programmierung beruhen werde. Bei der neuesten Nutzer-Version 12.4.3 ist bislang nur der City-Teil auf das mit FSD V12 eingeführte Prinzip der KI-Steuerung von Anfang bis Ende umgestellt, weshalb sie auf Autobahnen Schwierigkeiten mit der Spurtreue haben soll.

Vor kurzem schrieb Musk Tesla einen möglichen Börsenwert von 30 Billionen Dollar mit Robotaxi-Elektroautos und vor allem humanoiden Robotern zu, doch am Donnerstag folgte ein Dämpfer in Bezug auf den ersten Aspekt. Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Bloomberg hat das Unternehmen seine bislang für 8. August geplante Robotaxi-Vorstellung auf Oktober verschoben. Das sei intern kommuniziert worden, um den beteiligten Teams mehr Zeit für Vorbereitungen zu geben. Tesla äußerte sich auf Anfrage nicht dazu, doch es kam anders als in ähnlichen Fällen auch kein Musk-Dementi nach der Veröffentlichung, und einer seiner engen X-Follower bestätigte die Bloomberg-Darstellung.

Bank UBS rät zu Verkauf von Tesla

Der Höhenflug der Tesla-Aktie wurde dadurch jedenfalls erst einmal beendet. Am Donnerstag verlor sie nach elf Tagen mit Gewinnen 8 Prozent. Am Freitag hätte es so weitergehen können, denn die Großbank UBS veröffentlichte eine Studie, in der sie Tesla von Halten auf Verkaufen mit einem Kursziel von 197 Dollar herunterstufte. Als Begründung nannte UBS das schwierige Elektroauto-Geschäft zusammen mit ungewissen Aussichten der ehrgeizigen KI-Projekte für zukünftiges Wachstum. Diese Einschätzung schüttelte die Aktie jedoch ab und stieg bis am Freitag wieder um rund 3 Prozent auf einen Börsenwert von insgesamt knapp 800 Milliarden Dollar. Dabei könnte geholfen haben, dass mit Citi am selben Tag eine andere Großbank ihr Tesla-Ziel auf 274 Dollar erhöhte.

Auch von der reinen Elektroauto-Front gab es in der zurückliegenden Woche Tesla-Neuigkeiten. So stieg der Preis für das Model 3 in mehreren EU-Staaten einschließlich Deutschland, was mit der Einführung von Strafzöllen für chinesische Batterie-Fahrzeuge zusammenhängen dürfte. Ob und in welcher Höhe sie ab November definitiv erhoben werden, steht allerdings noch nicht fest, und andere Hersteller haben ihre Preise bislang nicht angepasst. Von BYD kam unterdessen die Nachricht, dass sich das chinesische Unternehmen auf den Bau einer Elektroauto-Fabrik in der Türkei festgelegt hat. Das Land gehört nicht zur EU, hat aber ein Zollabkommen mit der Region.

Neue Tesla-Angebote in den USA

In den USA wiederum führte Tesla zum einen am Donnerstag eine neue Variante des Model 3 wieder ein: das Modell Long Range Rear-Wheel Drive (LR RWD) hat den gleichen großen Akku wie die beiden höheren Versionen AWD und Performance, aber eben nur Heckantrieb. Das ermöglicht mehr Reichweite und einen niedrigeren Preis, und zusätzlich ist auch das Model 3 LR RWD für die Steuer-Gutschrift in Höhe von 7500 Dollar qualifiziert. Am Freitag folgte das Angebot „Energy Boost“ für Besitzer des Model Y in der Basis-Version RWD: Es kam in diesem Mai neu auf den US-Markt und enthält einen per Software begrenzten Akku. Dessen Kapazität können Kunden jetzt für 1500-2000 Dollar und 40-60 Meilen mehr Reichweite freischalten lassen.

Die Tesla-Nachrichten im Verlauf der Woche waren also überwiegend positiv, doch am späteren Freitag trat auch wieder die umstrittene politische Seite von CEO Musk in den Vordergrund. Erneut Bloomberg meldete, dass er eine „ansehnliche Summe“ für einen Fonds gespendet habe, der die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten unterstützt. Musk hatte sich mehrfach für den Republikaner-Kandidaten ausgesprochen, im März aber auch erklärt, dass er im laufenden Wahlkampf niemanden finanziell unterstütze.

Musk im X-Konflikt mit EU-Kommission

Ein weiteres politisches Musk- und damit Tesla-Thema ist das Sozialmedium Twitter, das der CEO Ende 2022 übernommen und inzwischen in X umbenannt hat. Schon früh geriet er darüber in einen Konflikt mit der EU, die von großen Plattformen eine Inhalte-Moderation verlangt. Am Freitag behauptete der Tesla-Chef, die Kommission habe einen „illegalen geheimen Deal“ angeboten, mit dem X Millionen-Strafen vermeiden könne, indem der Dienst Beiträge ohne Offenlegung gegenüber seinen Nutzern zensiert. Andere Plattformen hätten das akzeptiert. Der zuständige EU-Kommissar wies diese Behauptungen zurück. Musk lud er zu einem Wiedersehen vor Gericht ein, worauf dieser antwortete, er freue sich auf „eine sehr öffentliche Auseinandersetzung“.

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