Ssangyong

SsangYong Torres: Nix Neues, aber solide

Lange war die Zukunft von SsangYong ungewiss, nun sind die Koreaner zurück. Und zwar mit einem zeitgemässen Kompakt-SUV, das sich auf die alten Stärken besinnt. Trotzdem ist es nur eine Übergangslösung.

ssangyong torres: nix neues, aber solide

SsangYong hatte zuletzt mehrere Besitzerwechsel – Daewoo, SAIC und Mahindra – hinter sich. Ende 2020 meldeten die Koreaner Insolvenz an, 2022 übernahm die KG Group, ein milliardenschwerer Megakonzern aus Korea. Unter der Sparte KG Mobility will man künftig Autos der Marke KGM bauen. Das Kompakt-SUV Torres ist dabei das erste Modell, das der neuen Partnerschaft entsprungen ist und zunächst noch als SsangYong vermarktet wird. In der Schweiz tritt astara Mobility Switzerland als Importeur von SsangYong/KGM auf. Das Vertriebsnetz umfasst 50 Händler, eine Umstrukturierung ist im Gange, wobei der Fokus auf Bergregionen weiter bestehen bleiben soll. Ziel ist es, in zwei Jahren 510 Autos zu verkaufen.

Hoher Verbrauch

ssangyong torres: nix neues, aber solide

Der Torres, der in Südkorea seit mehr als einem Jahr angeboten wird, basiert grösstenteils auf dem Korando. Mit ihm teilt er sich die Plattform und den hierzulande derzeit einzigen verfügbaren Motor. Der 1,5-Liter­-Vierzylinder leistet 120 kW (163 PS) und ein Drehmoment von 280 Nm. Ab 34'990 Franken gibt es ein Handschaltgetriebe und Frontantrieb. Für 6000 Franken Aufpreis werden alle vier Räder über einen Sechsgang-Automaten angetrieben. Abgesehen vom sehr hohen Verbrauch – auf der ersten Testfahrt waren es rund 8,5 l/100 km – funktioniert die Kombination unaufgeregt und fühlt sich kräftiger an, weil der Turbo relativ ruckartig einsetzt. Gleiches gilt für die Automatik, die für den Alltag ordentlich abgestimmt ist, aber nicht zu den sanftesten gehört.

Übertriebenes Marketing

Fahrdynamisch macht der Torres kaum etwas falsch. Er federt anständig, hat einen guten Geradeauslauf und lenkt sich bei vertretbarer Seitenneigung souverän durch Kurven. Wäre da nur nicht das riesige Marketingversprechen. Slogans wie «Bereit für jedes Abenteuer», «Draussen zu Hause» und «Unexpected Adventure» sollen die Offroadfähigkeiten des Torres unterstreichen.

ssangyong torres: nix neues, aber solide
Mehr als Feldwege trauen wir dem Torres schon zu. Ganz grobes Gelände muss er aber wohl den Grossen überlassen.

Die Richtigkeit dieser Versprechen möchten wir zumindest bezweifeln. Klar ist, dass man mit Frontantrieb trotz der erhöhten Bodenfreiheit nicht weit kommt. Und auch wenn die Eckdaten hinsichtlich der angegebenen Karosseriewinkel stimmen und sich der intelligente Allradantrieb sperren lässt, wird wohl nicht viel mehr möglich sein als mit der vergleichbaren Konkurrenz. Zudem sind die Offroadanleihen wie die angedeuteten Haltegriffe auf der Motorhaube und die Reserveradhalterung am Heck rein optischer Natur.

Dem Preis entsprechend

Gefällig wirkt der zwischen Korando und Rexton positionierte Torres allemal. Das Designkonzept wirkt zwar etwas generisch. Auffällig ist der Ssang­Yong mit seiner zerklüfteten Front aber auf jeden Fall. Das Cockpit ist für den aufgerufenen Maximalpreis von unter 50'000 Franken materialtechnisch mehr als ordentlich. Kunst- oder auf Wunsch Echtleder dominieren das Erscheinungsbild, Plastik gibt es nur an abgelegenen Orten.

ssangyong torres: nix neues, aber solide
Ergonomie und Bedienung stimmen. Das seltsam geformte Lenkrad hätte ruhig konventioneller gestaltet werden dürfen.

Immer den Preis im Hinterkopf behaltend, sprechen wir auch hinsichtlich Komfort- und Infotainmentangebot ein gutes Zeugnis aus. Die Sitze sind beheizt und vorne sogar belüftet, hinten sind Sonnenrollos integriert. Das Betriebssystem hinter dem Touchscreen scheint, als wäre es schon etwas in die Jahre gekommen und kann weder mit seiner Geschwindigkeit noch mit dem Menüaufbau punkten. Dafür ist der Funktionsumfang zeitgemäss.

Viel Platz, viel Sicherheit

ssangyong torres: nix neues, aber solide
Im Kofferraum des Torres ist viel Platz. Leider gibt es keine Durchreiche für Skier oder Ähnliches.

Die Klimafunktionen werden über den Bildschirm unten gesteuert. Darunter leidet die Ergonomie, dafür gibt es etwas fürs Auge. Der Fahrer blickt auf ein breit gezogenes Digitalcockpit hinter dem zu exzentrischen Lenkrad, das die wichtigsten Fahrfunktionen auf einen Blick vereint. Dazu gehören ein breites Angebot an serienmässig verbauten Fahrassistenzsystemen. Insbesondere der Spurhalteassistent bahnte sich seinen Weg auf der ersten Testfahrt souverän. Grösster Pluspunkt gegenüber dem Korando ist das bessere Platzangebot. Es gibt genügend Platz in beiden Reihen und viele Ablagefächer, der Kofferraum fasst 703 bis 1662 Liter. Zur perfekten Variabilität fehlt einzig eine Durchreiche in der Rücksitzbank.

Elektroversion ab 2024

Die nur frontgetriebene E-Version des Torres startet 2024 und basiert auf dem Korando e-Motion. Der Torres EVX wird dann das erste Modell mit dem Markennamen KGM. 2025 folgen eine elektrische Pick-up-Version des Torres und zwei weiteres SUVs.

Fazit von Cédric Heer

Trotz auffälliger Optik gibt sich der Torres pragmatisch: alltagstauglich, kommod, preiswert. Zum Heilsbringer für SsangYong wird er damit nicht, er markiert aber einen vernünftigen Start in die neue Markenzukunft.

SsangYong Torres 1st Edition

R4-Turbobenziner, 1497 cm3, 120 kW/163 PS bei 5000–5500/min, 280 Nm bei 1500–4000/min, Sechsgang-Automatik, Allradantrieb, Norm: 9,1 l/100 km, CO2: 207 g/km, Energieeffizienz: F, 0–100 km/h: 8,8 s, Spitze: 191 km/h, L/B/H: 4700/1630/1720 mm, Radstand: 2680 mm, Reifen: 245/45 R20, Leergewicht: 1618 kg, Zuladung: 552 kg, Tankinhalt: 50 l, Ladevolumen: 703–1662 l, Anhängelast gebremst/ungebremst: 1500/500 kg, Bodenfreiheit: 195 mm, Böschungswinkel v./h.: 18,2/21,7 °, Rampenwinkel: 17,6 °, Preis: ab 47'790 Franken, ab sofort bestellbar.

Text: Cédric Heer
Fotos: SsangYong

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