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Skoda Superb Combi (2024) im Test: Der bessere Passat?

Aber fast noch wichtiger: Benziner, Diesel oder Plug-in-Hybrid?

skoda superb combi (2024) im test: der bessere passat?

Erinnern Sie sich an längst vergangene Tage, als noch jovial posaunend über den Nachbarn gelästert wurde: “Skoda Superb? Für was Gescheites hat es wohl nicht gereicht, hö hö hö”. Inbegriffen ins offenbar prestigeträchtigere Teutonen-Repertoire war damals auch ein gewisser VW Passat. Irgendwann musste man sich dann rechtfertigen, warum man denn irrsinnigerweise den Passat gekauft hat und nicht den größeren, besseren, günstigeren Tschechen. 

So ändern sich die Zeiten und inzwischen hängt der Wolfsburger am Rockzipfel des sanften Riesen aus Mladá Boleslav. Der neue Passat (nur noch als Kombi) ist eigentlich nur mehr existent, weil Skoda den Großteil der Entwicklung übernommen hat und das Ding gemeinsam mit dem Superb in der Slowakei fertigt. 

Bildergalerie: Skoda Superb Combi (2024) im Test

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Was ist das?

Radstand (2.841 mm), Länge (4.902 mm) und Breite (1.849 mm) sind im Prinzip gleich (der Volkswagen ist 1,5 cm länger). Palast-ähnliche Gegebenheiten bezüglich Kofferraum (690 bis 1.920 Liter) und Beinfreiheit im Fond ebenfalls. 

Optisch hat der Superb meiner bescheidenen Meinung nach das gediegen dreinblickende Näschen vorn. Spötter würden behaupten, beim derzeitigen Volkswagen-Design ist das auch nicht schwer. Aber bei einer Silhouette, die der des Passat gleicht, wie ein Ei dem anderen, macht der Tscheche für mich den eleganteren, schneidigeren, wertigeren Eindruck.

Der letzte Schrei in Sachen Lack nennt sich “Ice Tea-Beige” und wir fragen uns, wann wir zuletzt beigen Eistee tranken …

Plattform? MQB – logisch. Vier Zentimeter länger ist der neue Superb gegenüber seinem seit 2015 gebauten Vorgänger. Außerdem ist er zwei Zentimeter schmaler geworden. Das ist sehr löblich, denn während die meisten Autos immer mehr in die Breite wachsen, tun sich Parkplätze damit naturgemäß eher schwer.

Den cW-Wert konnten die hauseigenen Windkanal-Heroen auf 0,25 senken – eine Verbesserung um 15 Prozent. Räder gibt es zwischen 16 und 19 Zoll. Vorne baut man Ihnen auf Wunsch LED-Matrix-Scheinwerfer ein, hinten Rückleuchten mit Begrüßungs-/Verabschiedungs-Sequenz. Ich habe noch immer keine Ahnung, wofür das gut sein soll, aber offenbar gibt es Menschen, die für Derartiges Geld ausgeben. 

Der Maschinenraum von Superb Nummer Vier ist erfrischend konservativ eingerichtet. Alle haben derzeit ja fürchterlich viel darüber zu sagen, wo die Reise hingeht, aber so richtig zu wissen, scheint es niemand. Skoda setzt – vermutlich zum letzten Mal – auf Bewährtes. Der Kunde kriegt also, was er will, nicht was er wollen soll.

Wenn Sie den Konfigurator starten, werden Ihnen ein 1,5-Liter-Midlhybrid mit 150 PS, zwei 2,0-Liter-Benziner mit 204 bzw. 265 PS, zwei 2,0-Liter-Diesel mit 150 und 193 PS sowie ein neuer 1,5-Liter-Plug-in-Hybrid mit 204 PS vorgeschlagen. Durch die Bank mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Allrad ist beim stärksten Diesel und Benziner Serie. 

Am deutlichsten klaffen Superb und Passat im Innenraum auseinander. Einfach, weil Skoda den Insassen noch ein paar echte Drehschalter und Knöpfe übrig lässt. Die sogenannten Smart Dials unter dem Zentralbildschirm, jeweils mit 32-mm-Minidisplay, erweisen sich dabei schnell als echter Glücksgriff. Dazu später mehr.

Natürlich ist kein Skoda-Fahrbericht komplett, ohne mindestens einmal auf die schiere Masse an “Simply Clever”-Lösungen hinzuweisen. Beim neuen Superb sind es 28 an der Zahl. Dabei sind Regenschirm und Mülleimer in der Tür ja schon ein alter Hut (es gibt sie natürlich immer noch). Künftig wird der Alltag unter anderem durch eine Extra-Smartphone-Tasche in der Rückenlehne des Vordersitzes, eine variabel verstaubare Sonnenbrillen-Box oder eine längs verstellbare Mittelarmlehne hinten erleichtert. 

Der Kofferraum des Superb ist dazu so dermaßen ausgefuchst, dass die Boys und Girls von Skoda extra ein Video mit all seinen Funktionen gedreht haben. Es dauert mehr als eine Minute. Was man mit einem Kofferraum nicht so alles machen kann. 

Unter ihm zum Beispiel eine Anhängerkupplung ausklappen. Die packt maximal 90 Kilo Stützlast, also mit Träger wohl gut drei E-Bikes. Gezogen werden mit dem großen-Allrad-Diesel bis zu 2,2 Tonnen. Beim Basis-Benziner sind es 1.900 Kilo. 

Die Produktion des Superb Combi ist bereits angelaufen. Anders als beim Passat wird es auch wieder eine Fließheck-Limousine geben. Die Ausstattungen heißen – von billig nach teuer – “Essence”, “Selection” und “L&K”. Glaubt man den schlauen Menschen mit den Torten-Diagrammen, wird der “Selection” mit dem 193-PS-Diesel der Bestseller sein. Gut 30 Prozent wird der 2.0 TDI 4×4 nämlich ausmachen. Er startet bei 48.370 Euro. Pfennigfuchser greifen zum 150-PS-Benziner, der ab 39.580 Euro in der Preisliste steht. Damit ist er genau 415 Euro günstiger als der Basis-Passat. 

Wie fährt er?

Am Testwagen-Counter drückt man mir zuerst den Schlüssel für den PHEV in die Hand. Kollege Hildebrandt hatte die Kombo aus Einsfünfer-Benziner und Elektromotor kürzlich in seinem Passat-Test nicht gerade mit Lobpreis überschüttet. Ob’s im Superb besser funktioniert?

Sagen wir mal so: Beim Mitschwimmen (eigentlich eher beim irgendwie Überleben) im toxischen Lissaboner Stadtverkehr spielt der Plug-in-Hybrid seine Stärken aus. Unter 70, 80 Sachen springt der Verbrenner im Normal-Modus gar nicht an, auch wenn man voll in den Pinsel drückt. Muss er auch nicht, denn das ist alles ausreichend flott und reicht auch für den spontanen Überholvorgang locker aus. 

Allerdings pöbelt sich der Verbrenner dann bei der ersten Autobahnauffahrt recht kantig ins Geschehen mit ein. Der vergleichsweise kleine Benziner wirkt hier arg präsent, setzt sich wenig erfreulich im Gehörgang fest und hat mit dem Gewicht des hybriden Groß-Kombis durchaus seine liebe Mühe. Skoda verrät aktuell noch nicht, was der PHEV wiegt, aber um die 1,9 bis zwei Tonnen dürften es schon sein. 

Das macht auf den ersten Blick nicht so viel Bock, aber die Vorteile liegen auf der Hand: Die vergünstigte Dienstwagen-Besteuerung gilt ja nach wie vor und dank der größeren 25,7-kWh-Batterie sind E-Reichweiten von 100 Kilometer auch im echten Leben absolut machbar. Außerdem kann an DC-Ladesäulen nun mit bis zu 50 kW aufgeladen werden.

Letztlich trotzdem lieber Diesel?

Ich würde das so sehen, ja. Der Superb ist klassischer Dienstwagen oder Familien-Bomber, also in den meisten Fällen ein echter Langstrecken-Schrubber. Eine kurze Ausfahrt im 150-PS-Mildhybrid-Benziner zeigte: Geht natürlich, mehr aber auch nicht. Auch hier gilt: Der eher hubraumschwache Benziner will nicht so wirklich zum großen Superb passen, wirkt immer etwas angestrengt.

Und wenn man ehrlich ist, dann gilt das für den 150-PS-Diesel irgendwie auch. Gerade beim Antritt müht er sich schon arg ab. Begleitet von agrikulturellen Vibes aus der Klang- und Vibrationsabteilung. Testverbrauch bei meiner Fahrt: 6,1 Liter.

Der große Bruder mit 193 PS und Allrad verbrauchte kaum mehr (6,4 Liter laut Bordcomputer), zeigte sich aber in jeglicher Hinsicht deutlich überlegen. Das bezieht sich auf den Antritt, den Durchzug, einfach die generelle Souveränität der Leistungsentfaltung. Außerdem hat er bessere Manieren. Fragen Sie mich nicht warum, der Hubraum ist ja gleich. Aber Gehör und Popometer täuschen mich in aller Regel nicht – der Top-Diesel klingt bassiger, weniger aufdringlich und er trampelt nicht so sehr. 

Für mich also eindeutig der Motor der Wahl. Das sage ich, ohne die beiden Zweiliter-Benziner gefahren zu haben, die sicher auch ihren Charme haben und das Skoda-Flaggschiff deutlich standesgemäßer motorisieren werden als der Basis-Benziner.

Ist er komfortabel?

Zumindest für das optionale Adaptiv-Fahrwerk DCC Plus (beim L&K Serie, sonst im Paket mit Progressivlenkung für 1.090 Euro) kann ich das so bestätigen. Sämtliche Testwagen waren mit den neuen 2-Ventil-Dämpfern ausgestattet und federten größtenteils sehr sauber, ohne jemals ins Plüschige abzudriften. Es ist die typische Ausgewogenheit eines Autos, das möglichst vielen gefallen muss. Gleiches gilt für die Lenkung, die akkurater, gefühlvoller und weniger künstlich arbeitet als bisher. 

Alle Skoda Superb-Modellgenerationen auf einen Blick

Etwas seltsam: über schlechte Straßen “gönnte” der Plug-in-Hybrid seinen Insassen teils spürbare Vibrationen und Geräusche vor allem von der Vorderachse. Das habe ich so schon länger nicht mehr erlebt. Wirkte nicht sehr hochwertig. Warum das nur beim PHEV der Fall war, bleibt ein Rätsel. Da müssten wir vielleicht nochmal einen Testwagen anfordern.

Die ebenfalls getesteten Diesel und der Basis-Benziner zeigten das Grummeln und Rütteln aus den Tiefen des Chassis nicht. Eine leichte Tendenz zum Durchschlagen und Verwinden bei Schlaglöchern ist aber auch hier nicht von der Hand zu weisen. Dazu sei erwähnt: Die Straßen auf den Testrouten waren teils in hanebüchenem Zustand. Aber wie gesagt: Grundsätzlich federt der Superb satt und sauber, ist komfortabel, aber nicht weich.

Die Diesel wirken dabei aufgrund ihres höheren Gewichts auf der Vorderachse naturgemäß etwas behäbiger als Benziner und PHEV, die man fast schon als leichtfüßig bezeichnen kann.

Ein Wort noch zur Bremse: Schön definierter Druckpunkt bei den klassischen Verbrennern, etwas weicher und latschiger beim rekuperierenden Plug-in-Hybrid.

Wie ist er innen?

Im Großen und Ganzen ist Skoda hier ein schönes Interieur gelungen. Wobei die Qualität von Optik und Haptik doch ganz schön davon abhängt, was man sich so reinkonfiguriert in seinen Superb. Die offenporigen Holzleisten oder die Alcantara-ähnliche Ausstattung, mit der dann auch Armaturenbrett und Tür-Innenseiten bezogen sind, hinterlassen einen sehr wertigen Eindruck. Manche Dekorleisten und Lederbezüge am Dashboard wirken hingegen etwas billig. 

Der “Alcantara”-Bezug auf diesem Superb-Armaturenbrett sieht richtig klasse aus

Das Leder hier wirkt etwas grob

Verarbeitung und Materialien gehen in Ordnung, auch wenn es an weniger sichtbaren Stellen (alles unter Kniehöhe) eher das Plastik aus den hinteren Regalen geworden ist. Um das Ganze ins Verhältnis zu rücken: Wir reden hier am Ende von einem Auto, dass bei unter 40.000 Euro startet und die lieben Premium-Anbieter Mercedes oder BMW machen es keinen Deut besser. 

Also alles gut. Mehr als das sogar. Die neuen Komfortsitze (insgesamt gibt es drei Gestühl-Varianten) sind eine absolute Wucht und die Bedienung macht Freude. Hervorheben möchte ich hier ausdrücklich die neu ersonnenen Smart Dials unter dem Infotainment-Screen. Die drei kleinen Rundlinge sind quasi die Bedien-Allzweckwaffen für Klima, Sitzheizung/-belüftung, Fahrmodi und Co. Das ist simpel, eingängig und lenkt nicht ab. So einfach kann es gehen. 

Die Rechen-Basis fürs Infotainment ist laut Skoda ebenfalls komplett neu. Auch hier kommt man gut zurecht. Das System ist schnell und die Menüpunkte logisch gegliedert. Künftig zieht dann mit ChatGPT auch die unvermeidliche KI ein. Skodas Sprach-Assistent heißt Laura und versteht in aller Regel, was man von ihr will. Auch wenn Laura in meinen Testwagen verwirrenderweise mit Männerstimme antwortete.

Zeitgeist? Nein, kann man alles einstellen. Sehr löblich: Der Assistenzsysteme-Button auf dem Hauptmenü-Bildschirm. Ein Klick und man kann alle nervigen Assistenten (Spurhalter, dauerpiepsender Geschwindigkeits-Warner) zum Schweigen bringen.

Kritik gibt es für den hinters Lenkrad gewanderten Gangwahl-Hebel. Klar, das schafft mehr Platz auf der Mittelkonsole für Cupholder, gekühltes Smartphone-Laden et cetera. Aber die Funktion des Hebels ist relativ verwirrend, gerade wenn man mal schnell wenden muss und der Rückwärtsgang einfach nicht reinklickt. 

Der Rest vom Schützenfest ist ja ohnehin das reinste Heimspiel für den Superb. Das Platzangebot in Reihe Zwei ist tatsächlich nochmal gewachsen und verfügt nun Gerüchten zufolge über mehrere Postleitzahlen. Dazu kommt Durchdachtes wie die Tablet-Halter in den Rückenlehnen der Vordersitze oder die ausziehbaren “Ohren” in den hinteren Kopfstützen, die zum kleinen Nickerchen einladen. Den jetzt 30 Liter größeren Kofferraum mit all seinen Gimmicks nannte ich bereits. 

Fazit: 9/10

Auch die vierte Generation des Skoda Superb ist ein Brett. Eine herrlich unprotzige, durchdachte, verdammt gut gemachte Alternative zum allgegenwärtigen SUV-Wahn, aber auch zu höherklassigen, teureren Kombis. In der eigenen Klasse ist – abgesehen vom Passat – inzwischen ohnehin ziemliche Flaute. Pluspunkt zudem: Den Superb giibt es auch als Limousine.

Apropos: Um die Eingangs-Frage zu beantworten: Für mich ist der Superb tatsächlich der bessere Passat. Letztlich einfach, weil die Bedienung für mich besser funktioniert. Der Zwilling aus Wolfsburg erhielt bei uns kürzlich eine Bewertung von 8,5. Ich gäbe dem Superb gerne eine 8,75, also machen wir eine 9 draus. 

Technische Daten und Preise Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4×4

  • Motor: Vierzylinder-Turbodiesel; 1.968 ccm
  • Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplung
  • Antrieb: Allradantrieb
  • Leistung: 142 kW (193 PS) bei 3.500 – 4.200 U/min
  • Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 bis 3.250 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 7,6 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Leergewicht: 1.750 – 1.926 kg
  • Zuladung: 470 – 645 kg
  • Kofferraumvolumen: 690 – 1.920 Liter
  • Anhängelast: 2.200 kg
  • Verbrauch: WLTP: 4,7 – 6,0 Liter: Testverbrauch: 6,5 Liter
  • Emission: 151 – 157 g/km CO2
  • Basispreis: 48.370 Euro

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