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Skoda Scala Facelift im Fahrbericht: Konstanz statt Revolution

Skoda überarbeitet den unterschätzten Scala ein wenig. Er bleibt, was er war, was eine gute Nachricht ist, seine Verkaufszahlen aber nicht anheben wird.

skoda scala facelift im fahrbericht: konstanz statt revolution

Der Skoda Scala bleibt optisch ein unauffälliges Auto.

(Bild: Skoda)

Skoda hat sich vielfach längst von der Maxime eines vergleichsweise hohen Gegenwerts verabschiedet – und ist damit recht erfolgreich. In den meisten Fällen liegen die Preise nur noch knapp unter denen von VW, wenn überhaupt. Ausnahmen gibt es im Sortiment freilich bis heute, und der überarbeitete Scala ist eine davon. Er hat ungefähr das Format eines VW Golf, nutzt allerdings die Polo-Plattform. Wir konnten eine Proberunde mit dem leicht veränderten Scala drehen.

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Nur sanft verändert

Um es gleich vorwegzunehmen: Ein radikaler Umbau blieb aus. Front und Heck wurden ein wenig umgeformt, erstmals ist gegen Aufpreis Matrix-Licht zu haben. Im Innenraum entfiel das Kombiinstrument mit realen Zeigern zugunsten eines Displays, das je nach Ausstattung zwischen acht und zehn Zoll groß ist. Polster und Türverkleidungen seien aus nachhaltigen Materialien wie recycelten Textilien sowie Hanf- und Kenaf-Naturfasern gefertigt, schreibt Skoda. Kleinere Veränderungen gab es bei den Assistenten. Dazu zählt unter anderem, dass das Frontradar nun auch Personen erkennt und der Tempomat Streckenverlauf und Verkehr in seine Arbeit mit einbezieht.

Motoren: Eine Generation weiter

Nicht ganz so offensichtlich ist die Veränderung bei den Motoren. Diesel und Erdgas sind schon seit geraumer Zeit im Scala nicht mehr im Angebot. Die Auswahl beschränkt sich nach wie vor auf einen 1,5-Liter-Vierzylinder mit 110 kW und einen Dreizylinder, der mit 70 und 85 kW angeboten wird. Alle Motoren vollziehen mit der Modellüberarbeitung einen Generationenwechsel, wobei nur der kräftigere Dreier 4 kW mehr als bislang bietet.

skoda scala facelift im fahrbericht: konstanz statt revolution Der Skoda Scala ist mit 4,36 m etwas länger als ein VW Golf. Das Platzangebot ist insbesondere im Kofferraum deutlich größer.

Für eine feinere Zerstäubung des Kraftstoffs setzt Volkswagen im Dreizylinder eine Einspritzdüse mit zehn Löchern ein, der maximale Einspritzdruck liegt bei 350 bar. Die Spitzenwerte von Leistung und Drehmoment liegen nun jeweils 500/min früher als bei der bisherigen Maschine an. Der Verbrauch sinkt bei allen um ein paar Zehntel, im 85-kW-Dreizylinder sind es in Verbindung mit dem DSG im WLTP immerhin 0,5 Liter. Mit einer Hybridisierung ließe sich der Verbrauch noch etwas senken, doch das ist in dieser Generation des Scala nicht mehr zu erwarten.

Kräftiger Vierzylinder mit Anfahrschwäche

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Für eine erste Ausfahrt stand uns der Vierzylinder mit 110 kW und 250 Nm zur Verfügung. Er hat mit dem Scala erwartungsgemäß sehr leichtes Spiel, die Werksangaben sind vielversprechend, was sich in der Praxis dann auch bestätigt. Allerdings kann der Vierzylinder eine gewisse Anfahrtsschwäche nicht verbergen, die gerade in der Stadt ein wenig lästig ist. Weiter verbessert hat Skoda die Zylinderabschaltung, die kaum wahrnehmbar wirkt. Bei geringer Last bleiben die Ventile der beiden äußeren Zylinder geschlossen, die anderen arbeiten dann unter höherer Last, was die Effizienz steigert. Herausragend sparsam war die Maschine während der kurzen Ausfahrt allerdings nicht. Der Bordcomputer suggerierte einen Wert von 7,1 Litern/100 km. Sparsamer als im ähnlich großen VW Golf fällt die Schalldämmung im Scala aus. Er ist nicht laut, insgesamt aber dringen Motor-, Abroll- und Windgeräusche im Scala deutlicher durch.

Unverändert blieb das Fahrwerk mit seiner eher straffen Auslegung. Es spricht ausreichend sensibel auf kleine Unebenheiten an und filtert diese auch recht geschickt. Dem Fahrer bleibt trotzdem nie verborgen, wie es um den Zustand der Straße bestellt ist. Eine geschmeidige Kaschierung aller Straßenschäden stand nicht im Fokus. Wer noch mehr Feedback vom Weg haben möchte, kann ein Sportfahrwerk ordern. Zu der gewählten Serien-Abstimmung von Federn und Dämpfern passt auch die direkte Lenkung, die mehr Rückmeldung liefert als das heute in vielen Autos üblich ist. In sich wirkt das stimmig und harmonisch.

Viel Platz

Auch der Rest des Scala bleibt, was er vor der Überarbeitung war. Positiv sind Platzangebot, gerade im 467 Liter großen Kofferraum, bequeme Sitze und eine problemlose Bedienung zu vermerken. Selbst die Klimaautomatik wird hier nicht über die nervigen Touchflächen geregelt. Die Unterhaltungselektronik ist nicht mehr aktuell, läuft aber stabil und bringt schon in der Basisausstattung im Grunde alles mit, was man unbedingt braucht. Wer mag, kann für reichlich Aufpreis ein Navigationssystem von Skoda ordern, doch die meisten Scala-Käufer werden vermutlich auf Android Auto oder Apple CarPlay setzen.

skoda scala facelift im fahrbericht: konstanz statt revolution Der Innenraum ist funktional gestaltet. Alle Grundfunktionen erschließen sich rasch von selbst.

Preise

Aktuell gibt es drei Ausstattungslinien und ein Sondermodell. Gegenüber einem ähnlich großen Golf ist der Scala ein Sonderangebot, wenngleich die beiden Basismodelle sich bei Leistung und Serienausstattung erheblich unterscheiden. Doch für unter 30.000 Euro gibt es einen 85-kW-Scala mit DSG und mehr als nur dem Nötigsten an Ausstattung. Im Trend der Zeit, allerdings nicht gerade kundenfreundlich, sind zwei politische Entscheidung. Zum einen bleibt dem Basismodell eine Reihe von Dinge vorenthalten. Dazu zählen der Knieairbag für den Fahrer, Seitenairbags hinten, Nebelscheinwerfer, das nicht zu öffnende Glasdach, Klimaautomatik, Lendenwirbelstützen, Regen- und Parksensoren vorn. Zum anderen packt Skoda nahezu alle Extras in Pakete, die für sich betrachtet zwar durchaus fair kalkuliert sind, den Kunden aber unter Umständen zwingen, Dinge mitzubestellen, die er nicht braucht. Dennoch ist der Scala nach wie vor in diesem Segment ein hierzulande unterschätztes Auto, das man angesichts seiner grundsätzlichen Qualitäten eigentlich häufiger sehen müsste.

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(mfz)

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