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Skoda Kodiaq (2024) im Test: Die sichere Bank

Es mag langweilig klingen, aber Skodas großes SUV ist besser denn je. Trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt

skoda kodiaq (2024) im test: die sichere bank

Was ist das?

Sagen wir es doch, wie es ist: Der erste Skoda Kodiaq ist eines der besten Autos, das die Welt je gesehen hat. „Ruhig Wagner, ganz ruhig!“, werden Sie sich jetzt vielleicht denken, „Kodiag dich mal ganz schnell wieder ein!“ Dabei stimmt es doch: Das erste SUV aus Mladá Boleslav hat mehr Platz als eine Werft, kann wirklich alles, was Familien brauchen und ziemlich anständig eingepreist war er bisher auch. Mehr Auto/Urlaubsdampfer/Möbellaster/Zugmaschine fürs Geld gab es bisher selten.

Selbst Fahrdynamik hat man ihm irgendwann eingetrichtert. Na gut, das ist gelogen. Der Versuch, den Kodiaq RS mit der eigenen Rallye-Vergangenheit in Verbindung zu bringen, war dann doch etwas peinlich. Aber natürlich ist auch der Kodiaq RS mit seinem 240-PS-Diesel (später mit 245-PS-Benziner) ein Pfundskerl für alle Anforderungen, die einem der Alltag so entgegenfeuert.

Die gute Nachricht des Tages für alle eiligen Menschen, die Unmengen an Kindern, Hunden und/oder riesigen Gegenständen transportieren müssen: Es wird auch von der zweiten Generation des größten Skoda-SUV wieder einen RS geben. Weltpremiere ist im Dezember.

Schnelle Daten Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4×4 (2024)
Motor Vierzylinder-Turbodiesel; 1.968 ccm
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplung
Antrieb Allradantrieb
Leistung 142 kW (193 PS)
Drehmoment 400 Nm
0-100 km/h 7,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 216 km/h
Basispreis 49.700 Euro

Bis dahin müssen (und werden) es die Standard-Versionen richten. Die Fußstapfen sind natürlich gewaltig. 866.000 Kodiaq brachte Skoda seit März 2017 unter die Leute. Alleine 137.000 davon wurden in Deutschland abgesetzt. Wir Teutonen lieben unseren böhmischen Bären einfach. Viele von uns nennen ihn sogar so. „Mein Bär“, schauen Sie einfach mal ins Kodiaq-Forum. Das ist herzallerliebst und ein wenig verstörend zugleich, aber es macht die Sache für den armen Nachfolger natürlich nicht einfacher.

Der will das Rad sicher nicht neu erfinden, versucht eher, das Erfolgsrezept des Kodiaq 1 noch ein bisschen feiner und besser abzuschmecken. Die Basics teilt er sich mit dem neuen Volkswagen Tiguan, auch wenn er 23 Zentimeter länger ist und elf Zentimeter mehr Radstand hat. 

Die Motoren sind ebenfalls keine Unbekannten. Wir kriegen zum Start: 2x Diesel mit 150 (Frontantrieb) und 193 PS (Allradantrieb). Wir kriegen einen 1,5-Liter-Mildhybrid-Benziner mit 150 PS, einen 2,0-Liter-Allrad-Benziner mit 204 PS sowie einen neuen 1,5-Liter-Plug-in-Hybrid mit ebenfalls 204 PS und einer massiv erhöhten elektrischen Reichweite von angeblich mehr als 100 Kilometer. Alle Varianten kommen mit Doppelkupplungsgetriebe.

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | PreiseFazit

Exterieur

Die schockierende Nachricht ist: Generation Zwei hat noch mehr Platz. Manche halten das für physikalisch unmöglich, aber es stimmt tatsächlich. Der neue Skodiaq wächst in der Länge um 6 Zentimeter, wird Ihnen also trotz gleichbleibendem Radstand im Interieur noch mehr Freiheit bieten. Man munkelt, der ein oder andere Kunde habe nach der Vorbestellung (die ist bereits möglich) gleich sein Haus verkauft, weil es innen kleiner ist, aber das sind nur Gerüchte.

Abmessungen Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4×4 (2024)
Länge x Breite x Höhe 4.758 mm x 1.864 mm x 1.679 mm
Leergewicht noch keine Daten verfügbar
Kofferraumvolumen 910 – 2.105 Liter
Zuladung noch keine Daten verfügbar
Anhängelast noch keine Daten verfügbar

Sicher ist dagegen, dass der neue Kodiaq einen deutlich besseren cW-Wert hat, als eine handelsübliche Wohneinheit. Und auch als sein Vorgänger. Er fällt von 0,32 auf 0,28. Optisch ist die Umstellung vielleicht nicht für alle eine Verbesserung.

Von vorne sieht Nummer 2 deutlich bulliger, aber eben auch klobiger aus. Im Heckbereich hatte der alte Kodiaq definitiv den eigenständigeren Auftritt, da kommt der Neue doch arg generisch daher. Mit seiner Kantigkeit und dem aktuell unvermeidlichen Leuchtenband (das hier nicht mal Funktion hat) könnte er auch einfach ein x-beliebiger Nisyota Renopel sein.

Skoda dagegen lobt die neuen Matrix-LED-Scheinwerfer, die horizontale Lichtleiste hinter dem Grill und die neuen Rückleuchten mit animiertem Blinklicht. Räder gibt’s von 17 bis 20 Zoll.

Interieur

Hier sticht natürlich in erster Linie das komplett neu gestaltete Cockpit ins Auge. Sieht anfangs ein wenig zerklüftet aus, erweist sich aber nach kurzer Zeit als total praktisch und bestens bedienbar. Je nach Wunsch gibt es verschiedene Lederausstattungen, die qualitativ ein bisschen grob wirken, eine graue Stoffausstattung und einen grauen Microfaser-Trimm mit gelben Nähten, der unserer Meinung nach am meisten hermacht.

Etwas enttäuschend sind die Dekoreinlagen, die durch die Bank ziemlich dürr und billig wirken. Das gilt in gewisser Weise auch für das eher einfache 10-Zoll-Instrumentendisplay. Insgesamt geht die Materialanmutung für ein Auto dieser Preisklasse aber in Ordnung.

Im Zentrum des Geschehens ist nun ein frei schwebender 13-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Die Grafiken sind scharf, die Software ist schnell und die Bedienung absolut logisch. Vor allem die großen Shortcuts oben und unten, etwa für das Deaktivieren der Fahrhilfen (wie dem nervigen Tempolimit-Warner) in einem Zug gefällt. Erstmals optional erhältlich ist ein Head-up-Display.

Als Schwachstelle beim Test erwies sich das Navigationssystem, das mit der Umgebung des Veranstaltungsortes nahe Barcelona überhaupt nicht zurecht kam und häufiger in die absolute Irre führte. 

Die neuen Smart-Dials unter dem Zentral-Screen mit ihren 32mm-Mini-Displays sind dagegen ein absoluter Gewinn. Hier bedient man die Klimasteuerung, inklusive Sitzen und die Fahrmodi super simpel und ohne Ablenkung. Top. 

Da der Gangwahlhebel jetzt hinterm Lenkrad sitzt (etwas fummelig, aber man gewöhnt sich dran), strotzt die Mittelkonsole vor Platz. Zwei Smartphones laden gekühlt mit 15 Watt, dahinter findet man Cupholder und die verschiebbare Armlehne. Für die Hinterbänkler wurde die Konsole verlängert und bietet dort nun ebenfalls etwas Stauraum und zwei Cupholder. 

Sitzposition und Gestühl vorne sind auf den Punkt. Es wir geheizt, gekühlt und gegen Aufpreis auch massiert. Die Rückbank wirkt etwas dünn und hart. Bein- und Kopffreiheit sind aber natürlich kolossal. In der optionalen dritten Reihe versprechen die Tschechen 15 Millimeter mehr Kopffreiheit. 

Leider hat Skoda bisher erschreckend wenige technische Daten zum neuen Kodiaq auf Lager. Ich würde Ihnen nur zu gerne erzählen, was das Auto wiegt, wie viel Zuladung es hat oder was es an den Haken nehmen kann, aber in Ermangelung an Infos wird das nichts. 

Immerhin gibt es ein Kofferraumvolumen: 910 bis 2.105 Liter für die Verbrenner mit fünf Sitzen. Das sind 40 mehr als bisher. Der Siebensitzer fasst 340 Liter hinter der dritten Sitzreihe und damit 70 mehr als der Vorgänger. Bei umgeklappter dritter Reihe wächst das Volumen auf 845 Liter, was einem Zuwachs um 80 Liter entspricht. Das maximale Ladevolumen des Siebensitzers erreicht nun 2.035 Liter, 30 mehr als in der ersten Generation.

Dazu kommen diverse Kniffe wie ein doppelter Boden, haken für Tüten, Unmengen an Ladenetzen oder ein neues Alu-Flexi-Element zur Ladungssicherung. Und damit wären wir – Sie ahnen es – mittendrin in den Simply-Clever-Lösungen. Der Schirm in der Tür und der Eiskratzer im Tankdeckel sind natürlich Pflicht – und jetzt auch nachhaltig, sagt Skoda. Dazu gibt es Mülltüten in den Türen, einen neuen Display-Cleaner, den Türkantenschutz, einen Smartphone-Halter in der Rückenlehne und noch tausend andere Sachen mit denen Skoda hilft, “die Welt smarter leben zu lassen”. 

Schön auch: das Geräuschniveau im Auto ist erfreulich niedrig. Mit dieser Innenraum-Mischung aus Platz, Flexibilität und einer hervorragenden Bedienung dürfte der neue Kodiaq in seiner Klasse sehr schwer zu übertreffen sein.

Fahrbericht

Die wichtigste Frage ist wohl: Welchen Antrieb soll ich nehmen? Glaubt man den schlauen Skoda-Strategen, ist der Fall relativ klar: Dort rechnet man mit 55 Prozent Diesel-Anteil. 35 davon entfallen auf die große 193-PS-Variante mit Allrad. Also rein in den vermeintlichen Top-Seller und abgecheckt, ob er den Vorschuss-Lorbeeren gerecht wird.

Erster Eindruck: Irgendwie scheint der Kodiaq besser gedämmt zu sein als der neue Superb, den wir erst vor ein paar Wochen durch die Mangel gedreht haben. Hier dringt weniger harte Herzlichkeit an die Ohren der Insassen und auch sonst fühlt man mehr Schliff. Geräusch- und vibrationstechnisch ist der 2.0 TDI 4×4 hier eine runde Sache. Der Vortrieb geht auch in Ordnung. Die 0-100 km/h gehen wohl unter 8 Sekunden und knapp 220 Spitze sollten auch drin sein. Auf offizielle Zahlen müssen wir hier leider noch verzichten. Ich erwähnte es, technische Daten sind Mangelware. 

Wir brauchen die Spannung dennoch nicht künstlich hochhalten. Unsere Wahl fiele klar auf den stärkeren Selbstzünder. Einfach, weil er spürbar souveräner durchzieht als der 150-PS-TDI, dem bereits bis 100 km/h gut zwei Sekunden fehlen. Obendrein wirkt er lauter und etwas ungehobelter. Wer hier und da mal einen Anhänger zieht, wird obendrein die höhere Anhängelast zu schätzen wissen. Beim Vorgänger waren es 2.500 zu 2.000 Kilo. Es wird sich kaum geändert haben. Testverbrauch laut Bordcomputer? 6,8 (193 PS) zu 6,2 Liter (150 PS). 

Den Zweiliter-Benziner hatte Skoda nicht zum Fahrtermin mitgebracht. Der 1,5-Liter-Mildhybrid-Basis-Benziner mit 150 PS ist am Ende eher die Wahl für Pfennigfuchser. Er ist jetzt nicht die ultimative Wanderdüne, besonders energisch geht er allerdings auch nicht zu Werke. Zudem dröhnt er unter Last – und in dieser Situation ist er häufig – das wenig erbauliche Lied der großen Anstrengung. 

Besser wird es, kaum überraschend, mit elektrischer Unterstützung. Der Plug-in-Hybrid liefert 54 PS und 100 Nm mehr, kommt also auf 204 PS und 350 Nm Systemleistung. Die Netto-Kapazität der Batterie liegt nun bei 19,7 kWh. Laut Skoda genug für 100 Kilometer elektrische Reichweite und nach unseren Testeindrücken ist das auch absolut realistisch. 

Laut Bordcomputer verfuhren wir auf unserer 50 Kilometer-Tour mit Landstraßen, Autobahn und etwas Stadtverkehr 30 Kilometer elektrische Reichweite und hatten einen Durchschnittsverbrauch von 3,0 Liter/100 km. Das Ganze im Hybrid-Modus.

Dabei kann man den E-Motor bei allem außer Autobahn eigentlich entspannt seine Arbeit machen lassen. Stark genug, um im Verkehr mitzuschwimmen ist er allemal. In Kombination mit dem Vierzylinder-Benziner wird auch er nicht zur Rakete, aber einen Unterschied zum Mildhybrid merkt man schon. Leider klingt der Verbrenner auch hier beim Ausdrehen etwas gestresst.

Geladen wird übrigens mit 11 kW oder am Schnelllader mit bis zu 50 kW. So soll der Akku in 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent gebracht werden. Die Rekuperation kann man in drei Stufen (Stark, Leicht, Auto) im Infotainment-Screen einstellen. Die Bremse wirkt etwas latschiger und undefinierter als bei den reinen Verbrennern, wo sie gut zu dosieren ist.

Und wie fährt er sonst?

Im Fahrverhalten ist definitiv eine Verbesserung gegenüber der ersten Kodiaq-Generation zu spüren. Selbige war ja schon arg weich abgestimmt und ging mit ihren Karosseriebewegungen ziemlich generös um. Das ist nun anders und die Ingenieure haben einen absolut gelungenen Kompromiss ins Fahrwerk reinentwickelt. 

Denn der neue Kodiaq ist noch immer stark auf der komfortablen Seite, wippt in der Längsbewegung auch gerne mal ein bisschen nach. Das darf er ruhig. Es stört nicht und vermittelt eine gewisse Behaglichkeit, die man heute ja gar nicht mehr so oft findet, weil alles so straff und sportlich sein muss. 

Nun sprach ich von einem gelungenen Kompromiss und der kommt zustande weil dieses Auto bei aller Sänfterei in Kurven nicht in sich zusammenfällt. Man kann den Kodiaq schon auch mal etwas flotter bewegen, ohne dass er es einem krumm nimmt. Seitliche Aufbaubewegungen werden weitgehend unterdrückt und die Lenkung ist erfreulich präzise, auch wenn sie bei stärkerem Einlenken etwas arg fest wird.

Naturgemäß fühlen sich die Benziner auf der Vorderachse etwas leichtfüßiger an als die schwereren Diesel. Kleiner Tipp: Das Standard-Fahrwerk geht auf jeden Fall in Ordnung, aber das DCC Plus-Fahrwerk mit seinen adaptiven Dämpfern fühlt sich eine ganze Spur besser und hochwertiger an. Die 800 Euro Aufpreis im Sport-Paket (inklusive Progressivlenkung) darf man sich genehmigen. 

Preise und Marktstart

41.990 Euro kostet der Eintritt in die Kodiaq-Welt mindestens. Dafür gibt es den Einsfünfer-MHEV mit 150 PS und Vorderradantrieb. Der 150-PS-TDI ist ab 45.500 Euro zu haben, der 193-PS-TDI mit Allrad kostet ab 49.700 Euro. Die Aufpreise für Extras wirken moderat. Der Plug-in-Hybrid ist noch nicht eingepreist.

Zum Vergleich: Der deutlich kleinere VW Tiguan mit dem großen Allrad-Diesel startet bei 49.055 Euro. Der Kia Sorento AWD mit 194-PS-Diesel startet bei 55.190 Euro. 

Fazit: 9/10

Es ist ja fast schon langweilig, diesen Satz ans Ende eines Skoda-Tests zu schreiben, aber es ist halt nun mal so: Auch mit dem neuen Kodiaq machen Sie ganz sicher nichts falsch. Oder eher: Sie machen ganz viel richtig. 

Das Platzangebot ist überwältigend, der Fahrkomfort eine Schau, die Bedienung und der ganze Innenraum sind extrem durchdacht und im Vergleich mit der Konkurrenz ist er auch nicht wirklich teuer. 

Mit Kritik ist es fast schon schwierig. Die Rückbank ist etwas dünn/steil/hart, an den fummeligen Lenkrad-Gangwahlhebel gewöhnt man sich vermutlich und die Dekore im Cockpit sehen ein bisschen windig aus. Außerdem war das Navi bei den Testfahrten reichlich verwirrt.

Ansonsten hat Skoda hier einmal mehr ein verflucht gutes Gesamtpaket auf die Beine gestellt, das in diesem Umfeld schwer zu schlagen sein dürfte.

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