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Skoda Enyaq Modelljahr 2024: Eine Schippe mehr

Skoda hat den Enyaq überarbeitet und die Baureihe mit einer L&K-Version gekrönt. Bei einer Winterfahrt konnte die zeigen, was in ihr steckt.

Die sind ganz schön mutig, die Tschechen. Oder einfach selbstbewusst: Während andere Autohersteller ihre neuen Elektromobile derzeit in Gefilden präsentieren, in denen Stromer und ihre Akkus bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius bestes Wohlfühlklima vorfinden, lässt Skoda den „neuen“ Skoda des Modelljahres 2024 durch verschneite Winterlandschaften rollen. Bei Temperaturen tagsüber nur knapp über dem Gefrierpunkt, nach Einbruch der Dunkelheit deutlich darunter. Die im Verkaufsprospekt genannten Reichweiten von bis zu 570 Kilometern im Enyaq 85 Coupé lassen sich unter den Bedingungen natürlich nicht erreichen. Maximal 410 Kilometer wären laut Bordcomputer an diesem Tag in den Alpen drin gewesen – im Eco-Modus. Und auch die maximale Ladeleistung von 175 kW, die beim allradgetriebenen Enyaq nun an einer mit Gleichstrom betriebenen Schnellladesäule erreicht werden können, bleiben unter den Bedingungen illusorisch – mehr als 105 kW gab der Ionity-Lader an der Raststätte Samerberg Süd an der Autobahn 8 an diesem eisigen Wintertag einfach nicht her.

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Traum in Weiß Schick war der Skoda Enyaq von Anfang an. Aber die neue Topversion Laurin & Klement mit dem von 131 LEDs beleuchtetem „Crystal Face“ setzt der Baureihe nun die Krone auf. Foto: Maximilian Balázs

Sei’s drum. Der 4,65 Meter lange und 2,1 Tonnen schwere Skoda Enyaq wusste auch so zu beeindrucken. Durch den Reifeprozess, den das Elektroauto seit der Markteinführung im September 2020 still und leise erfahren hat und der mit der jüngsten Modellpflege nun noch einmal einen großen Sprung nach vorn macht. So viel sei hier schon einmal verraten.

Billig ist am Enyaq gar nichts

Und das Schönste daran: Am Preisgefüge ändert sich dadurch – erst einmal – nichts. Los geht es bei 44.200 Euro für die neu aufgelegte Version Enyaq 60 mit einer 58 kWh großen Batterie, Heckantrieb und Steilheck – das Coupé mit serienmäßigem Panoramadach im XL-Format kostet 2650 Euro mehr. Der Enyaq 85 mit 77 kWh-Akku kostet als Hecktriebler weiterhin 48.900 Euro, mit Allradantrieb und als 85x exakt 51.150 Euro. Neuer Star im Programm ist die nach den Skoda-Gründervätern benannte Topversion Laurin & Klement, für die wenigstens 59.000 Euro hingelegt werden müssen. Das allradgetriebene Coupé steht mit 63.500 Euro in der Preisliste. Und mit ein paar Extras wie 21-Zoll-Rädern, Massagesitzen und adaptivem Fahrwerk rückt die Schwelle von 70.000 Euro bedrohlich näher. Eine Billigmarke, das zeigt sich auch hier, ist Skoda schon lange nicht mehr.

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Querdynamiker Der neue Performance-Motor im Heck der Allrad-Version beschert dem Skoda Enyaq Sportwagen-ähnliche Fahrleistungen.

Wer im neuen Enyaq L&K erstmals Platz nimmt, dürfte eher das Gefühl haben, in einem SUV der Oberklasse Platz genommen zu haben. Feine Oberflächen, edle Lederbezüge, allerlei Chromapplikationen, ein wärmendes Lenkrad und ein Head-up-Display dahinter, dazu beheiz- und belüftbare Elektro-Sitze – dergleichen war früher allenfalls Konzern-Fahrzeugen von Audi vorbehalten. Und von einem beleuchteten Kühlergrill – bei Skoda Crystal Face genannt – konnten die nur träumen.

Neuer Performance-Motor mit Wumms

Großen Anteil am hohen Wohlfühlklima im Topmodell der Enyaq-Baureihe hat auch der neue Motor an der Hinterachse mit der internen Typenbezeichnung APP250, den Volkswagen aus dem Werk Kassel zuliefert. Dieser sorgt dafür, dass die Antriebsleistung des Allradlers auf 210 kW oder 286 PS steigen konnte. Das sind immerhin bis zu 60 kW mehr als bisher. Und er sorgt dafür, dass der Enyaq mit deutlich mehr Wumms beschleunigt: Das maximale Drehmoment beträgt 545 Newtonmeter. Das sind Werte eines Porsche 911 GT3.

Tempo 100 ist nun spätestens nach 6,7 Sekunden erreicht, in der sportlichen RS-Ausführung sogar schon nach 5,5 Sekunden. Das Tempolimit wurde gleichzeitig um 20 auf 180 km/h angehoben. Das ist in den meisten Ländern, in denen Skoda den Enyaq anbietet, aufgrund der dort herrschenden Tempolimits zwar irrelevant, könnte aber in Deutschland den Kaufreiz nochmals erhöhen.

Über 50 Kilometer mehr Reichweite

Vor allem arbeitet der neue Antrieb aufgrund innermotorischer Maßnahmen sowie einer neuen Steuerelektronik effizienter als vorher, so dass trotz unveränderten Speicherkapazität des großen Akkupakets von brutto 82 kWh und netto 77 kWh die Reichweite auf bis zu 576 Kilometer steigen soll. Unter Idealbedingungen und nach der Testnorm WLTP, versteht sich. Zur Erinnerung: Das aktuell Modell kommt mit einer Ladung des großen Akkus maximal 521 Kilometer weiter.

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Vorbereitung auf den Ladestopp Der Akku eines Elektroautos lädt am liebsten im Warmen. Im Enyaq kann die Batterie nun vorkonditioniert werden, um die Stromaufnahme an der Ladesäule zu erhöhen und die Ladepause zu verkürzen.

Und die Pausen an der Ladesäule sollten sich – wenn nicht gerade Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen und auch die Schnellladesäule Mühe hat, warm zu werden – in Zukunft deutlich verkürzen lassen. Nicht nur, weil die maximale Ladeleistung (aufgrund von Zellen eines neuen Zulieferers, die beim Allradler eingesetzt werden) auf bis zu 175 kW angehoben werden konnte. Sondern auch, weil der Fahrer des Enyaq dank der neuen Software-Version 4.0 nun in der Lage ist, auf dem Weg zur Ladesäule per Knopfdruck das Akkupaket vorzuheizen.

Minutengenaues Schnellladen

Der Zentralmonitor zeigt dabei die aktuelle Schnellladefähigkeit an – und wie viele Minuten es noch dauert, bis der optimale Wert erreicht ist. Nach der Eingabe eines Fernziels im Navi-System wird die Vorkonditionierung der Batterie auf dem Weg zum Ladestopp automatisch programmiert. Auch insgesamt wurde die Bedienbarkeit des HMI – der Schnittstelle von Mensch und Maschine – deutlich vereinfacht. Dadurch lässt sich der in der EU inzwischen obligatorische – und im Skoda dankenswerterweise recht dezente – Tempo-Warner mit zwei schnellen Fingerbewegungen während der Fahrt abschalten. So wünscht man sich das.

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Oberklasse-Feeling Feine Oberflächen, edle Lederbezüge, ein wärmendes Lenkrad und ein Head-up-Display dahinter, dazu beheiz- und belüftbare Elektro-Sitze: Dergleichen war früher Fahrzeugen von Audi vorbehalten, findet sich ab nun im Skoda Enyaq.

Ja, mit dem Skoda Enyaq wird man auch bei eisigen Außentemperaturen schnell warm. Noch schneller als zuvor. Und da zählte der Tscheche schon zu den beliebtesten Elektroautos in Europa. Seit der Markteinführung 2020 wurden insgesamt rund 160.000 Fahrzeuge ausgeliefert, die meisten davon gingen übrigens nach Deutschland und hatten den großen Akku und einen Heckantrieb an Bord. Und es wären noch deutlich mehr gewesen, hätten Lieferprobleme nicht die Produktion immer wieder ins Stocken gebracht.

Lieferzeiten könnten wieder steigen

In den ersten neun Monaten des Jahres stiegen die Auslieferungen zwar um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch nun zeichnen sich neue Engpässe ab: Das VW-Motorenwerk Kassel hat Fertigungsprobleme und kann nicht so viele Exemplare jener Performance-Maschine APP550 liefern, wie Skoda – aber auch VW, Audi und Cupra für ihre Elektroautos – gerne hätten. Die Lieferzeiten beim Skoda Enyaq sind deshalb bereits wieder gestiegen. Aktuell betragen sie je nach Ausführung bis zu acht Monate.

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