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Renault, Nissan und Mitsubishi: Auto-Ehe mit maximaler Flexibilität

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Automobiles Gipfeltreffen in London: Die CEOs Makoto Uchida (Nissan), Jean-Dominique Senard (Renault), Takao Kato (Mitsubishi) und Luca De Meo (Renault)

Die Autohersteller Renault , Nissan und Mitsubishi Motors stellen sich dem grundlegenden Wandel in der Branche, indem sie sich mehr unternehmerische Freiheit versprechen. Flexibilität in der neuen Form der Zusammenarbeit war eine der Kernaussagen der Vorstandschefs Luca De Meo, Makoto Uchida und Takao Kato in dieser Woche auf einer Investorenkonferenz in London. Die Unternehmen stellten Details der nach monatelangen Verhandlungen erzielten Einigung vor, mit der Verstimmungen zwischen Renault und Nissan beigelegt und die Allianz „auf eine neue Stufe der Zusammenarbeit gehoben“ werden soll.

Unter Flexibilität und „strategischer Agilität“ verstehen die Autohersteller, dass jeder seine eigenen Projekte verfolgt, an denen die beiden anderen sich beteiligen können oder nicht. Im Kern war das auch schon bislang die Form der Zusammenarbeit in der 1999 gegründeten Allianz. Doch nicht immer verlief das nach Plan. De Meo sprach in London von Kompromissen, die man nicht mehr eingehen müsse. „Der eine sagt Rot, der andere Gelb, und am Ende kommt nur Orange heraus“, beschrieb De Meo seine Kritik.

Renault wird als Teil der Einigung seinen Kapitalanteil an Nissan von 43,4 auf 15 Prozent senken. Damit halten beide Unternehmen künftig wechselseitig 15 Prozent. Durch die Änderung wird Nissan erstmals Stimmrecht bei Renault erhalten, weil eine Besonderheit des französischen Aktienrechts das Stimmrecht bei einer Überkreuzbeteiligung in der bisherigen Form neutralisiert. Zugleich wollen die Unternehmen eine zuvor geltende Vereinbarung streichen, wonach Renault seinen Stimmenanteil von 43,4 Prozent nur im Sinne des Vorstands von Nissan einsetzen darf. Diese Regelung hatte Nissan 2015 durchgesetzt, nachdem der französische Staat eine Verdoppelung seines Stimmrechts an Renault durchgesetzt hatte. Das neue Abkommen über die Zusammenarbeit soll vorerst 15 Jahre lang gelten.

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In der französisch-japanischen Allianz soll mehr Gleichberechtigung herrschen: Makoto Uchida (Nissan, links), Luca de Meo (Renault) und Takao Kato (Mitsubishi) hören auf der Pressekonferenz in London genau zu.

„Hunderte von Millionen Euro an Gewinn“

Renault und Nissan sehen die künftige Kooperation „auf Augenhöhe“ als Chance für ein vertrauensvolles Miteinander. Die Partnerschaft auf gleicher Basis ermögliche die Transformation der Unternehmen, sagte Nissans Präsident Uchida. Jean-Dominique Senard, der Vorsitzende der Allianz und Verwaltungsratspräsident von Renault, sprach von einer Hinwendung zu normalen Beziehungen der Unternehmen. Senard betonte als Signal für die Tiefe der Zusammenarbeit, dass der Anteil der auf gemeinsamen Plattformen produzierten Fahrzeuge wie schon vereinbart bis zum Jahr 2026 von heute 60 auf 80 Prozent steigen werde. Bei Elektroautos sollen es künftig 90 Prozent sein.

De Meo erklärte, dass neu vereinbarte Projekte „Hunderte von Millionen Euro an Gewinn oder sogar Milliarden für die Unternehmen generieren“ würden. Dazu gehören operative Projekte in Europa, Indien und Lateinamerika wie die Produktion eines neuen Modells für Renault durch Nissan in Mexiko, der Bau eines Pick-ups für beide Autohersteller durch Renault in Argentinien oder die Fertigung eines kompakten Elektrofahrzeugs von Nissan im Renault-Werk in Frankreich. Auch auf den Feldern Vertrieb, Kundendienst, Ladeinfrastruktur und Batterie wollen die Unternehmen eng zusammenarbeiten und Kostenvorteile durch die gemeinsame Nutzung von Technologien erzielen.

Zu den „neuen Initiativen“ zählt im Fall von Renault die Gründung von „Ampere“, einer der fünf autonomen Sparten, in die Renault-Vorstandschef De Meo den französischen Konzern künftig zerlegen will. Hier haben beide Allianzpartner den Willen zur Beteiligung bekundet. Der Ankündigung von Montag zufolge beabsichtigt Nissan den Erwerb von bis zu 15 Prozent der Anteile an dieser Sparte. Mitsubishi Motors will ebenfalls in „Ampere“ investieren, gibt aber keine Beteiligungshöhe an.

Offene Fragen blieben

Renault will in der Sparte künftig seine Elektro- und Softwareaktivitäten in Europa bündeln und sie separat an die Börse bringen. Der Wert von „Ampere“ wurde in Finanzkreisen zuletzt auf rund 10 Milliarden Euro geschätzt. De Meo betonte, dass nicht er ihn festlege, sondern der Kapitalmarkt. Die Beteiligung weiterer Investoren bleibt offen, bestätigt hat Renault bislang nur das Interesse des amerikanischen Halbleiterproduzenten Qualcomm und den Willen, selbst „deutlich mehr als 50 Prozent“ der Anteile an der Sparte zu behalten.

Zu den weiteren „neuen Initiativen“ von Renault, die jüngst für Diskussionsstoff unter den Allianzpartnern gesorgt haben, gehört die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem chinesischen Autohersteller Geely. Das Projekt firmiert unter dem Namen „Horse“, sieht die Auslagerung der außerfranzösischen Verbrenner- und Hybridaktivitäten von Renault vor und soll dem Vernehmen nach auch den saudischen Ölkonzern Saudi-Aramco einbinden. Am Montag bestätigten Nissan und Mitsubishi Motors, „Kunden“ von Horse werden zu wollen.

Aus Sicht von Nissan ist von großer Bedeutung, nun gleichberechtigt in der Allianz mit Renault agieren zu können. Offene Fragen blieben jedoch mit Blick auf die Kapitalanteile. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Franzosen die 28,4 Prozent Anteile an Nissan in einem Treuhandfonds parken und weiterhin Dividenden und das Recht an den künftigen Verkaufserlösen erhalten.

Die Stimmrechte sind aber „bei den meisten Entscheidungen“ neutralisiert, Ausnahmen sind etwa die Wahl oder Abberufung von Direktoren. Unklar ist, unter welchen Umständen Renault dieses Aktienpaket abstoßen kann. Nissan hat das Recht des ersten Angebots. Doch würde Nissan die Aktien zurückkaufen und vom Markt nehmen, würde der 15-Prozent-Anteil von Renault an Nissan steigen.

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