Aston Martin ist das Überraschungsteam der noch jungen Formel-1-Saison 2023. Doch was steckt hinter dem Aufschwung des Rennstalls?
Als Max Verstappen, Sergio Perez und Fernando Alonso nach dem Großen Preis von Bahrain auf einem Sofa sitzend brav die Fragen der anwesenden Journalisten beantworteten, war Perez zum Scherzen zumute. “Es ist schön, drei Red Bulls auf dem Podium zu sehen”, spielte der Mexikaner sarkastisch darauf an, dass Alonsos Aston Martin doch sehr an den dies- und letztjährigen Red Bull erinnert.
In der vergangenen Saison musste sich Red Bull jedoch noch keine Sorgen machen, als beim sechsten Rennen in Spanien Aston Martin plötzlich mit einem neuen Design um die Ecke kam. Der “grüne Red Bull”, wie der neu gestaltete Aston Martin aufgrund der großen Ähnlichkeit der Seitenkästen getauft wurde, sorgte für Aufsehen, fuhr der Spitze des Feldes aber weiterhin hinterher.
Vorwurf des Daten-Diebstahls
Neben dem Bau einer hochmodernen Fabrik in Silverstone inklusive eigenem Windkanal, stellte sich das Team über die letzten Jahre vor allem personell neu auf. Im Sommer 2021 wilderte Aston Martin bei Red Bull und verpflichtete sieben Ingenieure für teures Geld. Darunter war mit Dan Fallows der Chef der Aerodynamik sowie mit Andrew Alessi ein Designer des Teams. Vor allem der Brite Fallows war ein großer Gewinn für den Rennstall, lernte er schließlich das Handwerk von Adrian Newey, einem Pionier der Entwicklung moderner Rennautos.
Während Alessi mit sofortiger Wirkung die Konstruktion, Planung, Produktion und den Betrieb der Aerodynamik-Abteilung bei Aston Martin übernahm, durfte Fallows erst nach einer Übergangszeit seinen Job als Technischer Direktor beginnen. Als dann im vergangenen Jahr der hinterherhinkende Bolide plötzlich einem Red Bull ähnelte, wurden schnell Stimmen laut, die Aston Martin gar einen Daten-Klau unterstellten.
Was den “AMR23” so stark macht
Diese wurde über den Winter nun offensichtlich bestens genutzt. Aus einem Auto, dass nur mit Mühe in die Punkte fuhr, wurde ein Bolide entwickelt, der plötzlich um das Podium kämpft. Im Vergleich zu allen Autos erinnert der Aston Martin zwar weiterhin am meisten an den Red Bull, hat aber auch Elemente des Ferraris angenommen – also eine selbstkreierte Mischung aus den besten Boliden.
Zudem hat sich die ebenfalls teure Verpflichtung von Alonso ausgezahlt, der 41-jährige zweimalige Weltmeister bringt seine Erfahrung ins Team ein und zeigt auf der Strecke weiterhin sein Können – beim Saisonstart in Bahrain gefiel der Spanier mit starken Überholmanövern und wurde trotz eines schwachen Starts am Ende Dritter.
Was den neuen Aston Martin so stark macht? Nicht nur auf eine Runde ist der “AMR23” schnell, vor allem im Reifenmanagement zeigt sich das Auto sehr effizient und hat damit große Vorteile gegenüber Ferrari.
Laut Eigentümer Stroll war der verheißungsvolle Auftakt in der Wüste nur ein erster Schritt in die Richtung, wo Aston Martin in den kommenden Jahren hinmöchte – nämlich an die Spitze. Dort befindet sich weiterhin recht komfortabel Red Bull, das die Abgänge zahlreicher Ingenieure wohl bestens verkraften konnte.
Und doch dürfte dem Team aus Milton Keynes (England) mit Blick in die Zukunft etwas unwohl werden. “Was bereits im Gedächtnis eines Menschen war, kann nicht mehr gelöscht werden”, weiß Teamchef Christian Horner, dass Aston Martin beste Voraussetzungen hat, bald ein noch ernstzunehmender Konkurrent zu werden.