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Rallye-Papst Walter Röhrl: Sein gespaltenes Verhältnis zu E-Autos

rallye-papst walter röhrl: sein gespaltenes verhältnis zu e-autos

Walter Röhrls Meinung zu E-Autos hat sich über die Jahre gewandelt.

Walter Röhrl ist in den Medien nicht gerade als Elektroauto-Fan bekannt. Dabei hatte es so schön angefangen: Schon 2013 durfte der mehrfache Rallye-Weltmeister den Mercedes SLS AMG Electric Drive im Rahmen des “Goldenen Lenkrads” auf die Rennstrecke entführen – und zeigte sich begeistert: “Unglaublich – das kann man sich gar nicht vorstellen”, freute Röhrl sich damals über die extreme Beschleunigung und das deutlich verbesserte Handling.

Mit zunehmender Popularität der E-Mobilität schien Röhrls Aversion allerdings zu wachsen: In einem Interview von 2018 giftet Röhrl im Gespräch mit dem Motorsport-Magazin gegen die Formel E: Es sei “abartig”, ein Rennauto zu bauen, das so leise ist, dass man damit in der Stadt fahren kann, so Röhrl. “Die sollen einen gescheiten Sound machen”, fordert der ehemalige Weltmeister. Und: “Ich werde nie sagen, dass ein Elektroauto etwas Tolles ist.”

Walter Röhrl: “Politik hat das E-Auto zum Sieger erkoren”

Umweltpolitisch seien die Stromer “eine Katastrophe” findet Röhrl. Die Politik, die “keine Ahnung von nichts” habe, habe das Elektroauto zum Sieger erkoren, während andere Antriebsformen wie die Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe kaum Beachtung erfahren, so Röhrl. Generell scheint der Regensburger sich vor allem an der vermeintlich mangelnden Reichweite, der Fahrt zur Ladesäule sowie den langen Wartezeiten dort zu stören – ohne jedoch eigene, ausgiebige Erfahrungen damit gemacht zu haben.

In einem Interview mit “Mobil in Deutschland” von 2023 schlägt Röhrl dann bereits deutlich versöhnlichere Töne an: Dass die E-Mobilität kommt, werde sich wohl kaum noch wegdiskutieren lassen, so Röhrl. Doch der Rallyefahrer pocht weiter auf die Produktion von E-Fuels, um damit in Zukunft den Fahrzeugbestand zu tanken. Selbst wenn Europa relativ schnell auf Elektromobilität umsteige, werde der Rest der Welt nicht einfach seine Autos wegschmeißen, so Röhrl. Synthetischer Kraftstoff sei hier eine tolle Möglichkeit – dabei lässt er allerdings die fehlenden Produktionskapazitäten, die hohen Preise und die schlechte Energieeffizienz von E-Fuels außer Acht.

E-Mobilität hat eine “Berechtigung im urbanen Verkehr”, ist sich Röhrl inzwischen sicher. Die Automobilindustrie müsse sich jedoch überlegen, ob sie für die städtische Mobilität wirklich Autos bauen muss, die 1.000 oder gar 1.500 PS haben. Kleinere Autos seien hier vorzuziehen. Für Menschen, die ihren Lebensunterhalt verdienen, indem sie unterwegs sind, beispielsweise Handwerker oder Vertreter im Außendienst, werde Elektromobilität allerdings nicht funktionieren, meint Röhrl – und das, obwohl zahlreiche Paketdienste bereits das Gegenteil beweisen.

Mit dem richtigen E-Auto geht sogar der Rallye-Legende das Herz auf

Dass Röhrl allerdings nicht nur gegen die E-Mobilität wettern, sondern durchaus fair und objektiv sein kann, zeigen seine Fahrzeugtests für die österreichische “Kleine Zeitung”. Der Kia EV6 beispielsweise, der zum “Auto des Jahres 2022” gekürt wurde, trägt den Titel laut Röhrl rechtmäßig: “Ich glaube, die Entscheidung ist richtig gewesen, weil die Koreaner technisch am stärksten nachgelegt haben” – sein Fazit: “Ein wunderbares Auto zum Fahren”.

Beim Mini-Stromer Fiat 500e wird Röhrl sogar regelrecht emotional: “Da geht mein Herz auf, ich kann’s nicht anders ausdrücken. Man steigt in dieses Auto ein, und das Stimmungsbarometer ist schon einmal im grünen Bereich. Und das bei einem Elektroauto! Die Elektromobilität ist ja, wie man weiß, nicht unbedingt mein Lieblingsthema. Aber für den kleinen Fiat 500e muss ich eine Ausnahme machen.”

In dieser Fahrzeugklasse sei der 500e sein Favorit, er mache gar Verbrennern Konkurrenz – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Dennoch: “Der Fiat 500e ist einfach schön, mit vielen (unterhaltsamen) Details, (Musik beim Anrollen, Lichtsignatur, Sicherheits-Assistenten etc.). So stelle ich mir ein Elektroauto und die E-Mobilität vor, für mich ist der 500e das ideale Auto, um im urbanen Verkehr zu leben.”

Während Röhrl also noch den ein oder anderen Einwand zum Thema Elektromobilität hat, kann sich der Weltmeister durchaus mit der Elektromobilität anfreunden, zumindest wenn die Umstände und das Fahrzeug passen. Man darf gespannt bleiben, was die Zukunft bringt – und was Walter Röhrl darüber denkt.

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