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Peugeot e-208: Flotter Feger für Einsteiger

Der Kleinwagen macht mit dem neuen Elektromotor viel mehr Spaß als vorher. Aber der Kaufpreis von 40.325 Euro für den GT ist nicht von Pappe.

Carlos Tavares kann eigentlich nicht klagen. Sein Stellantis-Konzern hat im ersten Halbjahr 2023 einen fetten Betriebsgewinn von 14,1 Milliarden Euro eingefahren. Über alle 14 Automarken hinweg betrug die Gewinnspanne 14,4 Prozent – mehr als Tesla derzeit erwirtschaftet. Und das trotz (oder gerade wegen) eines rasant wachsenden Anteils von Elektromobilen am Verkauf: Bereits rund 170.000 der insgesamt 434.648 Pkw und Leichten Nutzfahrzeuge, die bis zur Jahreshälfte verkauft wurden, waren elektrisch angetrieben.

Trotzdem redete sich der Stellantis-Boss kürzlich in einem Interview mit dem „Spiegel“ in Rage – über die EU-Kommission und die Entscheidung des EU-Umweltrats, ab 2035 in Europa keine neuen Neuwagen mit Verbrennungskraftmaschine mehr zuzulassen. Der Grund: Die Politik habe sich für die „sehr kostspielige Elektromobilität entschieden, die sich nur einige wohlhabende Kunden leisten könnten. „Die Europäische Kommission fordert mehr Elektroautos, hat aber die Auswirkungen ihrer Entscheidung nicht vollumfänglich analysiert“, wetterte der 65-jährige Portugiese in Diensten des französisch dominierten Automobilkonzerns. „Das ist Dogmatismus ohne Realitäts-Check“.

peugeot e-208: flotter feger für einsteiger

Alles andere als zahm Der kleine Löwe macht speziell in der GT-Ausführung viel her und auch viel Freude in der Wildnis. Nur teuer ist er.

Richtig ist: Elektroautos sind heute aufgrund der hohen Kosten der Antriebsbatterien noch deutlich teurer als vergleichbar große Verbrenner. Den neuen Peugeot e-208 etwa, den Stellantis dieser Tage in den Handel bringt, gibt es alternativ auch als Benziner und mit Hybridantrieb. Der billigste Verbrenner in der Ausführung Allure startet hierzulande bei 24.375 Euro. Für das gleiche Modell mit Hybridanrieb (ohne Stecker) werden 27.125 Euro fällig. Und für den Stromer mit der 100 kW starken Basismotorisierung sind es noch einmal 10.350 Euro mehr. Das sind schon Mehrkosten von 35 Prozent gegenüber dem benzingetriebenen Einstiegsmodell. In der GT-Ausführung (der die 115 kW starke E-Maschine vorbehalten ist) steigt der Verkaufspreis auf 40.325 Euro und die Differenz auf über 65 Prozent. Da kann man schon Anfälle von Schnappatmung kriegen: Für 2000 Euro mehr gibt es schon ein Model 3 von Tesla.

410 Kilometer Reichweite sind drin

Und dabei zählt der Peugeot e-208 – wie das etwas niedrigere positionierte Schwestermodell Corsa Electric von Opel (32.862 Euro) – eigentlich noch zu den derzeit günstigsten Elektroautos auf dem europäischen Markt. Billigautos wie den Dacia Spring (ab 22.750 Euro) oder den Renault Twingo Electric (ab 28.000 Euro) lassen wir hier mal außen vor: Mit Reichweiten von 150 Kilometern sind sie nur für den Stadtverkehr geeignet und obendrein sicherheitstechnisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Der Peugeot hingegen hat alles, was man heute angeblich an Assistenzsystemen so braucht, um sicher ans Ziel zu kommen. Und sein Revier ist nicht nur die Großstadt.

peugeot e-208: flotter feger für einsteiger

E wie Emotion Der Peugeot e-208 ist in GT-Ausführung und der serienmäßigen Lackierung in Aqueda-Gelb ein echter Hingucker.

Der neue Peugeot e-208 kommt mit dem neuen, 115 kW oder 156 PS starken und angeblich besonders effizienten Frontmotor sowie dank der verbesserten Zellen im brutto 54 kWh großen Lithium-Ionen-Akku auf eine Norm-Reichweite von 410 Kilometer – etwa 50 Kilometer weiter als bisher. Wie weit der Akku im Alltagsverkehr trägt, konnten wie kürzlich bei einer ersten Testfahrt zwar nicht ermitteln. Aber ein Testverbrauch von nur 14,6 kWh auf 100 Kilometern (bei Temperaturen um die 15 Grad Celsius, einer kürzeren Autobahnfahrt sowie einer streckenweise bergigen Topographie im katalonischen Hinterland) lässt Fahrten ohne Ladepause über zumindest 380 Kilometer realistisch erscheinen.

Kleiner Löwe mit scharfen Krallen

Und der Peugeot e-208 ist nicht nur ein Energie-Knauser, sondern eine sportliche Fahrmaschine, die auf freier Strecke viel Freude zu bereiten vermag. Mit einem kräftigen Antrieb, einer zackigen Lenkung, aber auch einem sportlichen, aber nicht zu hart abgestimmten Fahrwerk: Der kleine Löwe hat scharfe Krallen, aber auch gut gepolsterte Pfoten.

peugeot e-208: flotter feger für einsteiger

Sportwagen-Feeling Das kleine und zudem tief angeordnete Lenkrad des Peugeot 208 ist gewöhnungsbedürftig, erlaubt aber eine sportliche Fortbewegung im Straßenverkehr. Foto: Peugeot

Das Platzangebot ist ganz ordentlich – wenn man den e-208 überwiegend allein oder zu zweit unterwegs ist. Eine Besetzung mit vier Personen ist prinzipiell möglich, aber erwachsenen Fondpassagieren eigentlich nur auf kürzeren Strecken zuzumuten. Auch für ein Familienauto ist der Kleinwagen etwas zu knapp geschnitten – auch, was das Ladevolumen anbetrifft: 265 Liter sind eher mickrig. Um einen Kinderwagen verstauen zu können, müsste zumindest ein Teil der Rücksitzbank umgelegt werden. Aber für ein oder zwei Sporttaschen reicht das Gepäckabteil allemal.

Ladeleistung von maximal 100 kW

Ohnehin ist der Peugeot e-208 eher sportlich und für eine jüngere Zielgruppe konzipiert. Das kleine, obendrein tief sitzende Lenkrad mit dem digitalen Kombiinstrument darüber – von Peugeot i-Cockpit genannt – ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie die verschachtelte Menüstruktur, die der Touchscreen über der Mittelkonsole offeriert. Immerhin gibt es einen Drehknopf zur Regelung der Lautstärke und eine Reihe von Schnellwahltasten zur Steuerung der Klimaanlage.

peugeot e-208: flotter feger für einsteiger

400 Kilometer Reichweite sind drin Der neue, nochmals kräftigere Motor geht sehr effizient mit der im Akku gespeicherten Energie um Versprochen werden Stromverbräuche um die 15 kWh/100 Kilometer. Bei zurückhaltender Fahrweise und idealen Außenbedingungen ist das durchaus machbar.

Ansonsten gibt es eigentlich wenig zu meckern. Die Verarbeitungsqualität – früher eine Schwäche der Franzosen – ist gut, die Auslegeware sowohl optisch wie haptisch von hoher Güte. Wünschen würde man sich vielleicht den einen oder anderen Haken zum Aufhängen einer Jacke. Auch eine höhere Ladeleistung: 100 kW waren für einen elektrischen Kleinwagen bei der Markteinführung vor drei Jahren ganz ordentlich. Aber inzwischen ist die Latte vom Wettbewerb doch höher gelegt.

Ohne Umweltbonus wird’s teuer

Aber damit sind wir dann auch wieder bei der Frage, wieviel ein kleines Elektroauto kosten darf – um die Konsumenten nicht abzuschrecken und dem Hersteller trotzdem noch einen ordentlichen Gewinn zu bescheren. Staatliche Verkaufsfördermaßnahmen wie der Umweltbonus von bis zu 9000 Euro in Deutschland haben in den vergangenen Jahren vielen Interessenten über die Schwelle zur neuen Zeit hinweggeholfen. Wenn im kommenden Jahr auch für Privatleute der Umweltbonus wegfallen sollte – wie heute schon für Gewerbetreibende – wird sich nicht nur Peugeot etwas einfallen lassen müssen, um den Differenzbetrag von rund 13.000 Euro zwischen dem 208-Benziner und dem Stromer kleiner werden zu lassen. Sonst könnte die Erfolgsgeschichte dieses kleinen Elektroautos trotz mancher Vorzüge und bei allem Fahrspaß schnell vorbei sein.

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