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Peugeot 604 (1975-1986): Kennen Sie den noch?

Außer den Staatschefs von Frankreich und der DDR griffen nicht viele Kunden zu der großen Limousine

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Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel “Kennen Sie den noch?” solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Die Erwartungen an den 1975 vorgestellten Peugeot 604 waren hoch – stand er doch in der Tradition des Sechszylinder-Modells 601, das in den 1930er-Jahren gezeigt hatte, welche Fahrkultur prestigeträchtige Automobile französischer Provenienz bieten konnten.

Bildergalerie: Peugeot 604 (1975-1986)

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Nun war es der eckige Peugeot 604, der mit dem ersten neu entwickelten französischen Sechszylinder der Nachkriegszeit eine Führungsrolle in der Premiumliga beanspruchte. Zu Recht, wie die Fachwelt damals befand. “Fachleute sind fest davon überzeugt, dass er in seiner Klasse der Komfortabelste ist“, fasste die Peugeot-Werbung die hervorragenden Bewertungen eines frühen Vergleichstests zusammen.

Die Linienführung des 604 war das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Peugeot Centre de Style und dem italienischen Stardesigner Pininfarina. Nicht ohne Grund erinnern Teile der Form an das ebenfalls von Pininfarina gestaltete Fiat 130 Coupé. Darüber hinaus entwickelten die französischen Karosseriebauer Heuliez und Chapron Langversionen und Landaulets, die den Peugeot 604 auch als repräsentative Staatslimousine nutzbar machten.

Seinen Führungsanspruch in der Oberklasse machte der Peugeot 604 schon durch sein Format deutlich: 4,72 Meter Länge galten vor gut 50 Jahren als angemessen. Wer noch mehr Platz wünschte, konnte die Limousine mit einem um bis zu 62 Zentimeter verlängerten Radstand bestellen, den das Karosseriewerk Heuliez als Peugeot 604 HLZ realisierte.

Zusätzliche Klappsitze im Fond, Fernseher, Bar und Bürokommunikationstechnik prädestinierten den Peugeot 604 HLZ für präsidiale Aufgaben. So war diese 604-Version viele Jahre fester Bestandteil des präsidialen Fuhrparks in Frankreich und insbesondere Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing empfing zahlreiche Staatsgäste mit der größten Limousine der Löwenmarke.

Auch die politische und gesellschaftliche Prominenz anderer Nationen vertraute auf die Führungsqualitäten des Peugeot-Flaggschiffs, so ließ sich DDR-Boss Erich Honecker einen 604 maßschneidern.

Tatsächlich wurde der Peugeot 604 zu einem der wichtigsten automobilen Botschafter Frankreichs in der Welt, denn er wurde auf allen Kontinenten verkauft. Besonders hervorzuheben sind die jahrelangen Verkäufe in Korea und Nordamerika. Während der Peugeot in Korea von Kia unter Lizenz gebaut wurde, sollte sich der Sechszylinder-Benziner in den USA vor allem durch seinen souveränen Fahrkomfort von der europäischen Konkurrenz abheben.

In Frankreich wurde die Präsentation des neuen Sechszylinder-V-Motors als Ereignis von nationaler Bedeutung gefeiert. Schließlich symbolisierte der Motor, der 1974 im Peugeot 504 Coupé debütierte und wenige Monate später auch in der Limousine 604 zum Einsatz kam, die Rückkehr in die Prestigeklasse, die bis zum Zweiten Weltkrieg maßgeblich von französischen Marken geprägt worden war.

Zugleich ist der leichte Aluminiummotor ein frühes Beispiel für Downsizing, denn er sollte zunächst als V8 in Serie gehen. Doch nach der Energiekrise von 1973/74 war im Premiumsegment maximale Effizienz wichtiger als eine möglichst hohe Zylinderzahl. Deshalb wurde das Aggregat als 2,7-Liter-V6 realisiert, der im Peugeot 604 SL 100 kW (136 PS) leistete und sich dort mit dem damals außergewöhnlich niedrigen Normverbrauch von 12,1 Liter Super auf 100 Kilometer begnügte.

Noch effizienter war der zwei Jahre später vorgestellte Peugeot 604 TI mit K-Jetronic-Einspritzung und serienmäßigem Fünfganggetriebe. Der gleichzeitig auf 106 kW (144 PS) erstarkte V6 war nicht nur sparsamer im Verbrauch, sondern auch umfangreicher ausgestattet als das Vergasermodell. Der Beginn einer kontinuierlichen Weiterentwicklung bis hin zum 604 GTI mit auf 2,85 Liter Hubraum vergrößertem V6 und 110 kW (150 PS) Leistung.

Mit dem neu entwickelten, 59 kW (80 PS) starken 2,3-Liter-Vierzylinder mit Garrett-Turbolader präsentierte Peugeot den weltweit ersten Turbodiesel-Pkw, der in Europa verkauft wurde. Doch nicht nur hier, auch in Nordamerika fand der luxuriöse und bis zu 157 km/h schnelle Diesel seine Liebhaber. Mehr noch als mit seinem Temperament punktete der der Peugeot 604 D turbo durch seine Sparqualitäten: 6,1 Liter Normverbrauch bei 90 km/h, diesen Wert konnte kein gleich starker Konkurrent unterbieten.

Bei den Verkaufszahlen lag die Konkurrenz hingegen meist vor dem 604, speziell die deutschen Hersteller rund um Mercedes W123 oder Audi 100. Im Februar 1986 endete die Produktion des 604 nach rund 153.000 produzierten Fahrzeugen. Peugeot versuchte vorerst, sein Angebot für die obere Mittelklasse mit dem 505 zu besetzen, der dafür technisch aufgewertet wurde. Erst im Juli 1989 erschien mit dem 605 ein direkter Nachfolger des 604.

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