Die solide, aber etwas langweilige Golf-Antwort aus Frankreich wird 30 Jahre alt
Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel “Kennen Sie den noch?” solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.
Die 1990er-Jahre können bei französischen Automarken als Jahrzehnt der neuen Sachlichkeit betrachtet werden: Schluss mit unübersichtlichen Modellpaletten plus eine eher nüchterne Designsprache. So nüchtern, dass die dazuhörigen Fahrzeuge zwar erfolgreich waren, aber ohne optische Höhepunkte schnell in Vergesenheit gerieten.
Der 306 wurde ab März 1993 in Deutschland als 4,03 Meter langer Fünftürer sowie ab Herbst 1993 als Dreitürer und Dieselversion verkauft. Danach wurde er 1994 als Limousine und Cabriolet und 1997 als Kombi angeboten, bis die Produktion 2001 eingestellt wurde (2002 für den Kombi und das Cabriolet).
Der 306 erbte die Plattform und viele Organe vom bereits 1991 erschienenen Citroën ZX. Interessanterweise zeigt sich die Talbot-Zugehörigkeit auch bei diesem Auto: Auf den Blechen ist neben dem Peugeot-Löwen ein T in einem geprägten Kreis zu sehen. Der 306 wurde zuerst in der Fabrik in Poissy, der Heimat von Simca-Talbot, hergestellt. Später wurde das Modell auch im Werk Ryton (Großbritannien) produziert.
Laut Peugeot sollte der 306 auch den 30 Zentimeter kürzeren 205 ersetzen, obwohl dieser bis 1998 gebaut wurde. Das mag erstaunen, erscheint aber denkbar. Motto: Hier der kürzere 106, dort der längere 306. Zudem stammten die Einstiegsmotoren mit 55/60 PS und 75 PS aus dem 205, ebenso der Saugdiesel mit bis zu 1,9 Liter Hubraum und 68 PS.
1996 testete der ADAC den 90 PS starken Turbodiesel: Dieser verleihe dem 306 ein erstaunliches Temperament (12,4 Sekunden auf 100 km/h, 180 Spitze) und sei einmal warmgefahren recht laufruhig. gelobt wurde das Fahrwerk mit vier einzeln aufghängten Rädern, sowie die klare Gestaltung des Cockpits.
In Deutschland konkurrierte der 306 mit dem damaligen VW Golf III (Werbeslogan: “Der Rivale”), war aber im deutschsprachigen Raum nicht so erfolgreich wie in Frankreich. Insgesamt wurden knapp 3 Millionen Exemplare gebaut, heute sind frühe Modelle selten. Noch am häufigsten ist das Cabriolet gebraucht anzutreffen.
Bei der Karosserievielfalt musste sich der 306 nicht vor Golf und Vento verstecken: Der Franzose war zunächst nur als Fließheck mit drei oder fünf Türen erhältlich. Das zweitürige Cabriolet mit vier Sitzplätzen war ab April 1994 lieferbar. Es ist mit einem Stoffdach ausgestattet, das sich vollständig in einem Verdeckkasten versenken lässt und unabhängig vom Kofferraum durch eine eigene Haube geschützt wird.
Der Kofferraum bleibt somit unverändert. Es wurde von Pininfarina entworfen und in Italien hergestellt. Das Dach war zunächst – je nach Modell – mit manueller oder elektrohydraulischer Bedienung erhältlich, die Heckscheibe war bei allen Modellen nicht aus Glas, sondern aus Kunststoff. Im Oktober 1994 folgte eine viertürige Fließheckkarosserie. Im Mai 1997 folgte im Rahmen eines Facelifts die Break genannte Kombiversion.
Punkten konnte die Straßenlage des 306. Sie wurde besonders bei den sportlichen Versionen hervorgehoben, dem 306 XSI (121 PS) und dem 306 S16 (150/158 PS). Eine besondere 209 kW (285 PS) starke Maxi-Version markierte 1996 die große Rückkehr von Peugeot in den Rallyesport nach einer zehnjährigen Pause.
Die Maxi-Version des 306 gewann 1996 und 1997 mit Gilles Panizzi die hart umkämpfte französische Rallye-Meisterschaft. Anschließend gewann es einige Asphaltrennen der Rallye-Weltmeisterschaft, wie 1997 und 1998 auf Korsika, wobei er eine starke Konkurrenz für die viel leistungsstärkeren World Rally Cars war.