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Mercedes-Benz Vans: Die neue Strategie von Mathias Geisen

Mathias Geisen steht vor großen Aufgaben: Der Chef von Mercedes-Benz Vans muss seine Sparte elektrifizieren, zugleich aber sparen. Dann soll er auch noch den Luxusträumen von Konzernboss Ola Källenius gerecht werden. Wie Geisen das alles schaffen will.

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Mercedes-Benz Vans: Die neue Strategie von Mathias Geisen

Im Pkw-Geschäft setzt Mercedes-Boss Ola Källenius (53) voll auf Luxus. Mehr Glamour soll künftig auch die Van-Sparte versprühen. Auf “Luxus only” muss Vans-Chef Mathias Geisen (44) aber nicht umstellen. Geisen präsentierte am Dienstag die künftige Strategie seiner Sparte. Die sieht für Privatkäufer auch im Van-Geschäft Luxusmodelle vor, bei Gewerbekunden begnügt sich Mercedes jedoch mit Premium. Letztere machen rund 80 Prozent des Geschäfts mit einem Jahresumsatz von zuletzt gut 17,2 Milliarden Euro aus.

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Vor allem aber muss Geisen elektrifizieren. “Wir wollen der Schrittmacher für die Elektrifizierung der Branche sein”, sagte der Manager. Bis dato ist Mercedes davon weit entfernt. Zwar gibt es den Sprinter, den Vito und die V-Klasse inzwischen auch als E-Varianten. Von den rund 415.000 Einheiten, die Mercedes-Benz Vans vergangenes Jahr verkaufte, waren allerdings nur 3,6 Prozent Elektromodelle.

Fahrt will Geisen mit der neuen E-Architektur namens “Van.EA” aufnehmen. Mit leichten Verzögerungen: Statt wie geplant ab 2025 sollen auf ihr ab 2026 alle neuen Modelle der Marke aufbauen. Heißt: Mercedes-Benz Vans entwickelt schon bald keine neuen Verbrenner-Modelle mehr. “Wir setzen voll auf das Thema Elektro”, sagt Geisen, fügt aber auch an: “Wir haben keinen Verbrennerstopp geplant.” Manche Kundengruppe und auch mancher Absatzmarkt sei bei der Elektromobilität noch zögerlich.

Den Elektroanteil will Geisen im Verkauf dennoch schrittweise steigern. Für 2026 hat er sich 20 Prozent vorgenommen, 2030 soll dann mehr als die Hälfte aller ausgelieferten Mercedes-Vans BEVs sein. Zu unambitioniert? “So wie wir aufgestellt sind, könnten wir 2030 auch 100 Prozent Elektrofahrzeuge ausliefern”, entgegnet Geisen. Nur glaubt er nicht daran, dass sich der Markt entsprechend entwickelt.

Mit der neuen E-Architektur will Mercedes-Benz Vans auch die Komplexität und im eigenen Produktionsverbund senken. Im Vergleich zum aktuellen Verbrennerportfolio werde man die Zahl der angebotenen Varianten “um mehr als 50 Prozent” reduzieren. Das soll auch dabei helfen, “unsere Kostenstruktur deutlich zu verbessern”, so Greisen. “Das müssen wir in den Griff kriegen.”

Gleichzeitig soll die künftige Plattform dabei helfen, Vans “mit vollkommen neuer Luxus-Positionierung” anbieten zu können. Das sei vor allem für Privatkunden in China wichtig. Bis dato verkauft Mercedes-Benz Vans lediglich 8 Prozent seiner Fahrzeuge auf dem größten Einzelmarkt der Welt. Ähnlich wie in den USA (16 %) will der Hersteller dort wachsen, um unabhängiger vom Geschäft in Europa zu werden. In der Heimat setzt Mercedes-Benz Vans derzeit rund 60 Prozent seiner Fahrzeuge ab.

Trotz der Kosten für den Hochlauf der Elektromobilität nehmen sich Geisen und Co. weiter stabile Renditen vor. 16,5 Prozent wie zuletzt im ersten Quartal werde man zwar nicht halten können, sagte Finanzchef Mario Pucher. Zweistellig wolle man bis 2030 aber auf jeden Fall bleiben. Niedrigere Margen wären mit den Zielen von Konzernchef Källenius unvereinbar.

Der Kostendruck steigt

Um das aktuelle Renditeniveau halbwegs halten zu können, will die Van-Sparte die Fixkosten bis zum Jahr 2025 im Vergleich zu 2019 um mehr als 20 Prozent drücken. Bis dato ist das Unternehmen dabei kaum vorangekommen: 2022 hatte Mercedes laut Pucher erst 7 Prozent erreicht. “Wir hatten uns über 10 Prozent vorgenommen.” Doch Inflation und Probleme in der Lieferkette hätten zuletzt gebremst. “Dieses Jahr werden wir aber einen deutlichen Schritt in Richtung 20 Prozent machen”, verspricht Pucher.

Personal will Mercedes-Benz Vans im Zuge des Kostenprogramms nicht abbauen. Die Marke hat nach bitteren Jahren in der jüngeren Vergangenheit bereits einen drastischen Sparkurs hinter sich. Wo man Kompetenzen bündeln könne, besetze man Stellen nicht nach, sagte Geisen. “Aber wir haben keine Abbaupläne.” Die Van-Einheit sei schon “eine extrem schlanke Mannschaft”. Stattdessen hoffen Greisen und Pucher auf eine “Leistungssteigerung” in der Produktion durch das schlankere Portfolio und digitale Prozesse. Die Produktionsstunden pro Fahrzeug sollen bis 2025 um ein Viertel sinken.

Als Vorreiter hat Mercedes-Benz dafür das neue Werk im polnischen Jawor vorgesehen. Zu gern hätte sich das Unternehmen die Kosten für den Standort über eine Kooperation mit Rivian geteilt. Doch der US-Hersteller sprang überraschend ab. Rivian konzentriere sich bis auf Weiteres auf den US-Markt, sagte Geisen, ließ für die Zukunft aber eine Hintertür offen: “Wir sind immer in Gesprächen und nicht im Unfrieden auseinandergegangen.”

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