Mazda MX-5 RF Skyactiv-G 184 (2023) im Test: Zeit für Zircon

Kann der Kult-Roadster auch nach gut acht Jahren noch überzeugen?

Was ist das?
Wie fährt er sich?
Was kostet er?
Fazit: 9/10
Mazda MX-5 RF Skyactiv-G 184 (2023)

mazda mx-5 rf skyactiv-g 184 (2023) im test: zeit für zircon

Darf man in diesen Zeiten noch Spaß am Fahren haben? Und das auch noch mit Verbrennungsmotor? Schließlich werden uns Elektro-SUVs hart an der 3-Tonnen-Grenze als Helden der Fahrphysik und Nachhaltigkeit angepriesen. Doch dann grätscht ein beigefarbener kleiner Roadster dazwischen und ruft: Moment mal!

Was ist das?

Die Rede ist vom Mazda MX-5 der vierten Generation, intern ND genannt, der seit 2015 auf dem Markt ist. Leergewicht als RF mit Metallklappdach ab 1.114 Kilogramm. So viele Einsen sind wir in diesem Feld gar nicht mehr gewohnt. Auch weil sich Mazda bei dieser Baureihe treu geblieben ist. Was gibt es Neues zu berichten? Und fährt sich der MX-5 noch immer großartig?

Die Neuigkeit beim MX-5 ist, dass es kaum Neues gibt. Und das ist gut so. Warum die Kombination aus niedrigem Gewicht und immer noch hübschem Design groß ändern? Oft genug wenden Facelifts die Dinge ja nicht unbedingt zum Besseren.

Zum Modelljahr 2023 bietet die Baureihe noch mehr Auswahl: Drei statt bisher zwei Ausstattungslinien – darunter die neue sportliche Topversion Homura – sowie zwei stilvolle Sondermodelle – Kizuna und Kazari (unser Fotomodell). Neu ist auch, dass die beiden verfügbaren Skyactiv-G-Benzinmotoren mit allen Ausstattungslinien und Sondereditionen kombiniert werden können. Die beiden Karosserievarianten MX-5 Roadster und MX-5 RF bleiben selbstverständlich erhalten.

Neu im Farbsortiment für das Modelljahr 2023 ist die Lackierung “Zircon Sand”. Diese hatte unser Testwagen, wie man auf den Fotos sieht. Die Meinungen dazu gehen auseinander: Fans des markanten Mazda-Rot sehen eher Schlamm, andere den so lackierten MX-5 kurz vor Rommels Afrikakorps. Wiederum andere finden Zircon Sand fantastisch. Ich sage: In echt wirkt die Farbe wirklich gut und fällt auf.

Fallen ist ein gutes Stichwort für den Einstieg: Mit meinen 1,88 Meter gerät das Entern des MX-5 einfach nicht elegant. Hintern im Sturzflug, lange Beine nachgezogen und der Adler ist gelandet. Keine Frage: Der Mazda bleibt maßgeschneidert, auch wenn das höhenverstellbare Lenkrad inzwischen hilft. Trotzdem befindet sich meine Stirn direkt vor dem Scheibenrahmen. Sollten sie nur 1,75 Meter groß sein, hilft das ungemein. Generell rate ich jedem MX-5-Interessenten, vor dem Kauf Probe zu sitzen.

Und sonst? Ein hübsch gemachtes Cockpit, in dem der kleine, recht langsame 7-Zoll-Bildschirm in der Mitte auf das Alter hindeutet. Hinzu kommen gute Materialien, schicke braune Sitze, kaum Ablagen. Kofferraum: 127 Liter. Zuladung: Beim RF zwischen 231 und 241 Kilogramm. Gepäck und Beifahrer wollen da gut gewählt sein.

Wie fährt er sich?

Aber Herrgott, das hier ist kein Skoda Octavia Combi! Hier läuft das Deutsche Sportfernsehen: Mittendrin statt nur dabei. Mit durchaus sonorem Klang meldet sich der 2,0-Liter-Saugbenziner mit Direkteinspritzung zu Wort. Den Blick über die schön ausgeformten Kotflügel gerichtet und ab geht die Post!

Nicht ohne Grund ist der mittige Drehzahlmesser das größte Instrument. Der Skyactiv-G 184 (so sein Name im Ausweis) ist über den gesamten Drehzahlbereich drehfreudig und direkt, spricht schnell auf Gasbefehle an, klingt kraftvoll und bleibt dabei effizient. Der Vierzylinder dreht bis 7.500 U/min, die maximale Leistung beträgt 135 kW (184 PS) bei 7.000 U/min. Das maximale Drehmoment von 205 Nm liegt bei 4.000 U/min an.

Bedeutet in der Praxis: Untenrum bummelt der MX-5 vor sich hin und fühlt sich nicht nach 184 PS an. Aber wozu hat dieses Auto eines der besten Schaltgetriebe weltweit? Eben. Also: Zack! Gang runtergeschnippt, rauf aufs Gas. Völker, hört die Signale! Der Motor ballt ab 3.000 Touren langsam die Faust, ehe das große Hurra folgt.

Ganz klar: Wer aus einem Alltagswagen mit Turbo kommt (also mittlerweile fast jeder), muss umdenken. Die leckersten Früchte hängen weit oben. Vor nicht allzu ferner Zeit war Autofahren noch genauso. Drehzahl first, Beschleunigung second. Wobei der MX-5 in dieser Hinsicht durchaus flott ist, aber eben keinen Turboschlag ins Kreuz verpasst.

Mit dem Skyactiv-G 184 beschleunigt der Mazda MX-5 mit Stoffverdeck in 6,5 (MX-5 RF: 6,8) Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 219 (MX-5 RF: 220) km/h. Der WLTP-Verbrauch liegt für beide Karosserievarianten bei 6,9 l/100 km, der CO2-Ausstoß bei 155 g/km.

Die an sich direkt ansprechende Lenkung im MX-5 könnte in der Mittellage genauer sein. Und ab etwa Tempo 120 ist selbst der RF bei geschlossenem Dach ziemlich laut, hinzu kommt die harte Federung. Probleme mit dem Rücken sollte man lieber nicht haben.

Der kleine Roadster giert mit seinem Hinterradantrieb nach Ausflügen zu den schönsten Pässen und Bergstraßen. Dort stellt sich die Leichtigkeit schon bei niedrigem Tempo ein, wie ich schon vor Jahren in einem MX-5 erleben konnte. Sozial verträglicher Fahrspaß ohne Angeberei oder Neider.

Für zusätzliche Fahrstabilität in Kurven sorgt das Kinematic Posture Control System (KPC). Das softwarebasierte System aktiviert beim Einlenken gezielt die kurveninnere Hinterradbremse, was dank der speziellen Anti-Lift-Achsgeometrie der MX-5-Hinterradaufhängung ein Einfedern des entsprechenden Rades bewirkt und so die Seitenneigung reduziert. Hinzu kommt ein Sperrdifferential mit begrenztem Schlupf beim Skyactiv-G 184 mit Sechsgang-Schaltgetriebe.

Was kostet er?

Bei beiden Motorisierungen im MX-5 (es gibt noch einen 1,5 Liter mit 132 PS) konnte übrigens auf den Einbau eines zusätzlichen Benzin-Partikelfilters verzichtet werden – und dennoch werden die strengen Anforderungen der Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM erfüllt.

Wie viel Benzin gönnt sich der 2,0-Liter so? In unserem Test rauschten 6,4 Liter durch die Düsen. Ein hervorragender Wert, zumal der MX-5 nicht betont sparsam bewegt wurde. Und wie sieht es beim Preis aus? Mit Stand Ende April 2023 startet der MX-5 mit Stoffdach bei 30.990 Euro, der RF bei 33.790 Euro. Zircon Sand kostet 650 Euro extra. In der Topausstattung “Homura” inklusive der Farbe und aller Extras liegt der 184-PS-RF bei 43.840 Euro.

Fazit: 9/10

Auch nach acht Jahren hat der Mazda MX-5 nichts von seiner Faszination als leichtgewichtige Fahrmaschine verloren. Allerdings ist er preislich kein Schnäppchen mehr. Bleibt nur zu hoffen, das die nächste Generation sich treu bleibt und bei wie auch immer gearteter Elektrifizierung der Leichtigkeit des Seins frönt.