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Mazda3 im Test: Digital Detox

Der Mazda3 ist das Heilmittel für alle, die genug haben von Bildschirmfluten und übereifrigen Helferlein. Fahren wie in der guten alten Zeit, doch dafür muss man ein paar Einschränkungen hinnehmen.

mazda3 im test: digital detox

Mazda schert sich nicht um Konventionen. Wo andere auf Downsizing setzen, entwickeln die Japaner einen Sechszylinder-Diesel für den CX-60. Im bisher einzigen Elektromodell hat man den Wankelmotor als Range-Extender zurückgebracht, und auch der Mazda3 macht so ziemlich alles anders als die anderen. Hier bekommt man noch Dinge, die andere Hersteller gar nicht (mehr) anbieten. Das beste Beispiel dafür ist unser Testwagen: Ein Kompressor-Benziner-Mildhybrid mit Selbstzündung wie beim Diesel, dazu Allradantrieb und Handschaltung. Der Test klärt, für wen diese Kombination Sinn ergibt und welche Einschränkungen Mazdas teils eigenwillige Lösungen mitbringen.

Optik: Design vor Praxisnutzen

Optisch macht der Mazda3 einiges her. Mit seinen klaren Linien und grossen Flächen wirkt er nobler als manche Konkurrenten. Das Heck wirkt aus unserer Sicht etwas plump, doch das ist Geschmackssache. Nicht wegzudiskutieren sind aber die zu hohe Ladekante und das recht kleine Kofferraumvolumen. Zudem schränken die dicken C-Säulen und die kleine Heckscheibe die Übersichtlichkeit stark ein. Wem der Fünftürer nicht gefällt: Es gibt den Mazda3 auch als Limousine. Und im Zubehör gibt es sogar ein komplettes Bodykit inklusive Dachspoiler.

Platzangebot: Eher ein 2+2-Sitzer

mazda3 im test: digital detoxFür den Zustieg in den Fond des Mazda3 muss man sich bücken.

Das Design mit stark abfallender Dachlinie erschwert den Zustieg in den Fond und schränkt auch das Raumgefühl stark ein. Das Platzangebot in der zweiten Reihe ist ohnehin schon knapp bemessen. Bei über 1,80 Meter Körpergrösse drücken die Knie in die vorderen Sitzlehnen, der Scheitel geht auf Tuchfühlung mit dem Dach.

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mazda3 im test: digital detox

Mazda3 (2024)

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Cockpit: Erfrischend analog

Vorne lebt es sich dafür umso besser, Ergonomie und Sitzkomfort sind gut. Auch hier finden sich eigenwillige Lösungen. Das Infotainment muss per Dreh-Drück-Steller bedient werden, Touchen geht nur in Verbindung mit Apple CarPlay oder Android Auto. Umständlich, aber einen grossen Funktionsumfang bietet das System ohnehin nicht. Die positive andere Seite der Medaille: Praktisch alle wichtigen Funktionen lassen sich über logisch platzierte Knöpfe bedienen, egal ob Klimaanlage, Sitz- oder Lenkradheizung.

Oldschool, aber nicht alt

mazda3 im test: digital detoxVerarbeitung und Materialqualität im Mazda3-Cockpit sind auf Premium-Niveau.

Die Instrumente sind zwar teils digital, imitieren aber ausschliesslich einen analogen Tacho. Eine vollflächige Navikarte sucht man vergeblich, aber wir sind früher schliesslich auch so ans Ziel gekommen, oder? Zudem sind die Uhren gut ablesbar, schön anzuschauen und irgendwie beruhigend. Oldschool, aber nicht alt, das ist ein wichtiger Unterschied. Ein (deaktivierbares) Head-up-Display, eine hochauflösende 360-Grad-Kamera und weitere gängige Fahrassistenten bietet der Mazda3 nämlich trotzdem.

Premium-Ambiente

Ein grosses Lob geht an das klangstarke Bose-Soundsystem und generell die Qualität des Innenraums. Sowohl die Verarbeitung als auch die Materialien sind piekfein, alle Knöpfe drücken und drehen sich schön satt. Da kann sich mancher deutsche Premium-Hersteller etwas abschauen.

Fahren: Schaltarbeit und Spass dabei

Vor dem Fahreindruck wollen wir zunächst kurz die Antriebstechnik erklären. Der E-Skyactiv X ist ein Benziner mit Kompressoraufladung und Mildhybrid-Unterstützung. Das Besondere: Er besitzt zwar Zündkerzen, die Verbrennung läuft in rund 80 Prozent des Betriebs aber per Kompressionszündung wie beim Diesel ab. Das geschieht unter anderem durch die hohe Verdichtung von 15:1. Die Übergänge zwischen Fremd- und Kompressionszündung geschehen unmerklich.

mazda3 im test: digital detoxWer will, bekommt bei Mazda sogar eine Sportauspuffanlage.

In Zeiten der flächendeckenden Turboaufladung muss man sich zuerst wieder daran gewöhnen, dass der Kompressor zum Leistungsabruf höher gedreht werden will. Häufiges Herunterschalten ist angesagt, was kein Schaden ist. Das manuelle Getriebe ist zwar nur mässig präzise, aber schön gewichtet. Der Motor dreht linear hoch, vom Selbstzünden in den meisten Lastzuständen ist nichts zu vernehmen. Der Motorsound ist präsent, aber nicht dröhnend. Im Schiebebetrieb sind im Schalthebel aber starke Vibrationen zu spüren, das ist unschön.

Verbrauch trifft exakt die Werksangabe

Es macht Spass, den Mazda3 über Landstrassen zu scheuchen. Daran haben die mitteilsame Lenkung und das straffe Fahrwerk ihren Anteil. Über Tramschienen und andere Unebenheiten federt der Kompakte teils recht herb, es bleibt aber im Rahmen. Im Stadtverkehr lag der Testverbrauch mit 7,5 l/100 km recht hoch. Auf der Autobahn zeigte sich der Mazda3 mit glatten sechs l/100 km dann genügsamer und schaffte exakt die Werksangabe. Ein positiver Nebeneffekt ist der niedrige CO2-Ausstoss des Motors.

mazda3 im test: digital detoxDie Scheinwerfer leuchten die Strasse gut aus.

Ein Segen ist der Knopf links vom Lenkrad, mit dem man sämtliche Warntöne vor Tempoüberschreitung und Unaufmerksamkeit des Fahrers auf einen Klick stummschalten kann. Dass diese von der EU vorgeschriebenen Sicherheitsassistenten eher stören als helfen, ist nicht Mazdas Schuld. (Diese neuen Regeln gelten ab 2024 im Verkehr!)

Preis: Nicht ganz günstig

Die Basisversion des Mazda3 steht ab 31'250 Franken in der Preisliste. Wer den Mazda3 mit dem hier getesteten Antrieb kaufen möchte, muss mindestens 38'250 Franken bezahlen. Ein guter Kurs, ein ähnlich ausgestatteter, neuer VW Golf 8 kostet mehr. Da hat man dann zwar mehr digitale Spielereien, dafür ist das Ambiente nicht so nobel wie beim Mazda3. Unser Testwagen in der Topausstattung Exlusive Line schlug inklusive aller Extras mit 46'614 Franken zu Buche, was dann schon nicht mehr ganz so günstig ist. Unser Tipp: Die mittlere Homura-Ausstattung reicht völlig aus, dann ist man mit besagten 38'250 Franken dabei.

Fazit von Moritz Doka

Der Mazda3 bietet Premium-Feeling und ist gleichzeitig erfrischend analog. Die Verbindung von Saugmotor und Handschaltung bringt Fahrspass der alten Schule. Diese Eigenheiten bedingen aber einige Nachteile bei der Praktikabilität.

Technische Daten Mazda3 2.0 L E-Scyactiv X 186 Exclusive Line

Motor: Kompressor-Reihenvierzylinder-Benziner mit Selbstzündung, Mildhybrid
Hubraum: 1998 cm3
Leistung, Drehmoment: 137 kW/186 PS, 240 Nm
Antrieb, Getriebe: Allrad, sechsgang manuell
Beschleunigung 0–100 km/h: 8,3 s
Höchsttempo: 210 km/h
Verbrauch (WLTP): 6,0 l/100 km
Verbrauch (Test): 6,3 l/100 km
CO2-Ausstoss: 135 g/km
Bremsen: Scheibenbremsen rundum
Reifen: 205/60 R16
Leergewicht: 1544 kg
Zuladung: 448 kg
Abmessungen L/B/H: 4460/1795/1435 mm
Radstand: 2725 mm
Kofferraumvolumen: 351–1026 l
Anhängelast (gebr.): 1,3 t
Preis/Verfügbarkeit (Schweiz): ab 41'350 Franken
Preis (Testwagen): 46'614 Franken

Text: Moritz Doka
Bilder: Kim Hüppin

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