Nutzfahrzeug

MAN und Fraunhofer IML arbeiten an Lärm-Standards für Lkw

man und fraunhofer iml arbeiten an lärm-standards für lkw

MAN Truck & Bus hat sich an der „Mobilitätsstudie geräuscharme Logistik“ des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML beteiligt. Um Standards für die Messung von Geräuschemissionen bei Liefervorgängen zu erarbeiten, wurde auch ein Vorserienfahrzeug des MAN eTruck verwendet.

Die Studie, die vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, soll eben jene Standards für den Lärm von Lieferfahrzeugen erarbeiten. MAN war nach eigenen Angaben mit einem Vorserienfahrzeug des neuen MAN eTruck, der 2024 erstmals an Kunden ausgeliefert wird, Teil der Realmessungen mit ausgewählten Fahrzeugen.

Die Studie erscheint voraussichtlich Anfang 2024. Die Daten dafür wurden unter anderem bei einer Messreihe auf der MAN-Teststrecke in München erhoben. Dabei haben Experten den MAN eTruck und einen herkömmlichen dieselangetriebenen MAN TGX 18.510 der gleichen Gewichtsklasse auf die Strecke geschickt und deren Lärmpegel gemessen. Es handelte sich dabei um Sattelzüge mit 40 Tonnen Gesamtgewicht. Mitarbeiter der akkreditierten Messstelle Peutz Consult GmbH führten die Messungen im Auftrag des Fraunhofer IML durch. Rechts und links der Fahrbahn stellten sie in je 7,5 Meter Abstand geeichte Handschallpegelmesser auf.

Ein Ergebnis: Elektro-Lkw werden – vor allem bei geringen Geschwindigkeiten – nur als etwa halb so laut wahrgenommen wie vergleichbare Diesel-Lkw. Konkret sei der MAN eTruck bei einer Vorbeifahrt mit 20 km/h nur 1 dB(A)/m „lauter“ gewesen als ein Pkw mit Verbrennungsmotor. Weitere Messwerte hat MAN in der unten verlinkten Pressemitteilung veröffentlicht.

Leisere E-Lkw haben weitere Einsatzmöglichkeiten

Aber: Auch Verbrenner-Lkw waren bei den Messungen leiser als in der Literatur bisher angenommen. „Aufgrund der Messungen ergibt sich für den eTruck ein um ca. 6 dB geringer Pegel für die gleichmäßige Vorbeifahrt bei 20 km/h. Berücksichtigt man hierbei, dass der hier gemessene Dieseltruck bei 20 km/h um etwa 5 dB leiser ist als der typische Ansatz aus der Literatur, erhöht sich der Unterschied zwischen dem eTruck und dem Literaturansatz auf 11 dB. Der eTruck ist damit vom Höreindruck etwa halb so laut wie ein klassischer Diesel-Lkw. Für die beschleunigte Anfahrt ergab sich eine noch deutlichere Pegeldifferenz zwischen den beiden Lkw in Höhe von 12 dB“, erläutert Michael Wirtz, Projektleiter der Messungen bei der Peutz Consult GmbH.

„Die Messungen zeigen: Unsere neuen MAN eTrucks könnten auch in den Tagesrandzeiten eingesetzt werden, also am späten Abend oder frühen Morgen“, sagt Christoph Jeßberger, Product Strategy Manager bei MAN. „Dadurch eröffnen sie unseren Kunden ein sehr breites Einsatzspektrum und eine hohe Flexibilität. Das bedeutet eine Nutzung bis zu 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche – sofern die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.“

Neue Genehmigungen für Lieferungen in der Nacht oder in den Tagesrandzeiten zu bekommen, gestaltet sich heute noch oft als schwierig, denn es fehlt an Werten, an denen sich die Verwaltungen orientieren können. „Mit der Erstellung eines Handbuchs zu den Geräuschemissionen durch Lastkraftwagen mit alternativen Antrieben bei der Anlieferung im urbanen Raum wollen wir den Kommunen und Genehmigungsbehörden die Arbeit erleichtern. Wir haben festgestellt, dass ihnen Daten und Messwerte fehlen, wenn sie beispielsweise über eine Nachtanlieferung im urbanen Raum entscheiden sollen“, sagt Daniela Kirsch, Projektleiterin am Fraunhofer IML.

In der Mitteilung verweisen MAN und das Fraunhofer-Institugt auf die Lage in den Niederlanden, wo bereits ein Lärmschutzstandard PIEK entwickelt wurde. Um eine Zertifizierung –  etwa für Nachtlieferungen – zu erhalten, werden Lkw und das Transport-Equipment akustisch untersucht. Sie dürfen die vorgeschriebenen Dezibel-Grenzen in 7,5 Metern Entfernung nicht überschreiten. In Deutschland erfolgt die Beurteilung von Lärmimmissionen nach der TA Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm). „Eine Marktübersicht oder standardisierte Angaben zu Lärmemissionen alternativ angetriebener Nutzfahrzeuge im logistischen Einsatz existieren in Deutschland derzeit nicht“, so Kirsch. „Darum brauchen wir eine Lösung wie das PIEK-Zertifikat, an der sich Unternehmen orientieren können.“
mantruckandbus.com

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