Einzeltest

Test

Kompakter Liner zum Integrierten-Preis

Concorde hat sein kleinstes Modell komplett neu aufgelegt. Der Credo ist kaum teurer als ein üblicher Oberklasse-Integrierter, will aber dennoch ein vollwertiger Liner sein. Wir haben ihn getestet.

Mehr denn je sieht Concorde den Credo als echte Alternative zu Oberklasse-Integrierten. Finanziell ist es tatsächlich nur ein kleiner Schritt zum Beispiel von einem Carthago Chic E-Line zum günstigsten Concorde – zumindest auf den ersten Blick. Dabei ist der Credo der Bauart nach ein echter Liner mit robustem Leiterrahmen, traktionsstarkem Hinterradantrieb und hochgesetztem Fahrerhaus. Allerdings macht der Neuling auch einiges ganz anders als bei Linern üblich.

Schlafen

So ist etwa beim kleinsten Credo, dem 740 HI, das Bett im Heck quer angeordnet, im Testwagen mit einer Nische am Fußende, die den Zugang erleichtern soll. Dank dieser Anordnung bleibt die Fahrzeuglänge überschaubar – der 740 ist lediglich 7,5 Meter lang – und das Fahrzeug vergleichsweise handlich.

kompakter liner zum integrierten-preis Ingolf Pompe

Exzellenter Liegekomfort, nobles Ambiente, Ablagen und Zweit-Fernseher. Das Serienmodell soll auf den kleinen Gang am Fußende verzichten.

Das Kalkül, den vorderen Schläfer beim Reinklettern nicht zu stören, geht aber nur bedingt auf: Der Gang am Fußende ist kurz und schmal, die Liegefläche aber dennoch verkürzt. Concorde will daher von dieser Lösung wieder Abstand nehmen und statt der Nische eine Ablage am Bettende einbauen – vor allem zugunsten des Zugangs zur darunter liegenden Garage. Doch auch dann genügen die übrigen sieben Credo-Modelle gehobenen Ansprüchen an den Schlafkomfort besser.

Für Paare, die gern getrennt schlafen, kann der 740 gleichwohl eine Option sein, sofern sie das aufpreispflichtige Hubbett mitbestellen. Dieses ist zwar eher kleinflächig, für eine Person aber gut ausreichend. Man liegt ähnlich formidabel wie hinten. Mancher wünschte sich aber sicher eine Leiter für einen leichteren Aufstieg, zumal das Bett nicht sehr weit abgesenkt werden kann. Größter Kritikpunkt: der fehlende Rausfallschutz.

Sitzen

Offen und hell wirkt die Sitzgruppe, ohne mit Opulenz zu prahlen. Keine Stufe stört den Übergang vom Fahrerhaus zum Wohnraum. Rund um den kleinen, aber ausziehbaren Einsäulen-Tisch versammeln sich eine L-Bank, ein Hocker auf der rechten Seite sowie die beiden vielfach verstellbaren, bequemen Pilotensessel. Das Hubbett über dem Cockpit beeinträchtigt die Kopffreiheit kaum, auch weil es wegen der üppigen Stehhöhe weit oben und zudem exakt waagrecht platziert ist.

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Helle Farben, viel Licht, tolles Raumgefühl. Der Wohnbereich rund um die Sitzgruppe ist großzügig. Das Hubbett schränkt die Kopffreiheit kaum ein. Der runde Tisch ist zum Oval ausziehbar.

Während sich der Beifahrersitz anstandslos wenden lässt, klappt das beim Pendant auf der linken Seite erst nach dem Abnehmen des Lenkrads. Erstaunlicherweise muss man für diese unerlässliche Funktion jedoch 2250 Euro extra zahlen. Immerhin ist dank elektrischer Parkbremse beim Drehen kein Handhebel im Weg.

Ablagen, Steckdosen sowie eine beleuchtete Vitrine für Gläser befinden sich jeweils in Griffweite. Der Möbelbau ist optisch stimmig und technisch hochwertig gemacht, mit soften, passgenauen Wandverkleidungen, auffallend wenigen sichtbaren Verschraubungen und soliden Beschlägen. Nur mäßig komfortabel zu bedienen sind die versteckten Drucktasten an den Schubladen. Auf Nachfrage verspricht Concorde eine verbesserte Lösung.

Küche

Hinter der L-Bank breitet sich die Küche aus, serienmäßig mit hochwertiger Kunststeinnarbeitsplatte. Abstellfläche, etwa für die Kaffeemaschine, sowie Platz für Kochvorbereitungen gibt es reichlich, zudem viel Stauraum in neun beleuchteten Schubladen, zwei Hängeschränken, zwei Apothekerauszügen und mehreren großen Ablagebords.

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In kulinarischer Hinsicht glänzt der Credo hell. Die Beleuchtung ist hübsch und funktional.

Anfallender Müll lässt sich – säuberlich getrennt – auf gleich drei Abfalleimer verteilen. Strom zapft man an der versenkbaren Steckdosenleiste. In der tiefen Spüle lassen sich auch große Pfannen abspülen; auf dem Herd finden sie wegen der kleinen Flammenabstände dagegen nur eingeschränkt Platz.

Den leicht hochgesetzten 177-Liter-Kühlschrank ergänzt im Testwagen ein Backofen (Aufpreis 1790 Euro). Die Beleuchtung auf vier Ebenen ist vielfältig und hell, die Belegung der klassischen, gut ertastbaren Lichtschalter selbsterklärend.

Bad

Mit einer großen, gerundeten Tür aus schwerem, satiniertem Mineralglas lässt sich der Sanitärtrakt vom vorderen Bereich abtrennen. Das blick-, aber nicht lichtdichte Material trägt viel zum großzügigen Raumgefühl bei. Mit 65 mal 60 Zentimetern Grundfläche ist die Dusche auf der rechten Seite nicht die größte, von Menschen mit Durchschnittsstatur aber sehr gut nutzbar.

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Viel Stauraum, tolle Ausstattung, genug Intimsphäre und Platz rund ums WC.

Links steht der Toilettenraum, der sich mit der Glastür schließen lässt und genug Platz und Intimsphäre bietet. Die Ausstattung mit Becher- und Klorollenhalter, Seifenspender, Klobürste und mehreren Haken ist oberklassig. Ebenso das Keramik-WC, serienmäßig mit 160-Liter-, optional mit 230-Liter-Fäkaltank.

Der elektrische Schließmechanismus der Glastür streikte im Test mehrfach. Auf den Kritikpunk angesprochen, stellt Concorde eine zuverlässigere mechanische Lösung in Aussicht.

Stauraum

Beim Stauraum punkten besonders der große, raumhohe Kleiderschrank und die praktische Schublade im Einstieg. Ebenso positiv: die praktische Garderobe neben der Tür. Dazu nehmen vier größere Hängeschränke, die Sitztruhen und einige weitere Fächer Gepäck auf.

Gemessen an der Fahrzeugklasse ist das nicht übermäßig viel Stauraum, was vor allem der bedenken sollte, der mit dem an sich komfortablen Liner auch längere Reisen unter die Räder nehmen will.

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Die Garage ist groß, die Tür auf der linken Seite aber ungewohnt niedrig. Im Serienmodell soll auch hier eine große Tür möglich sein.

Der Zugang zur Garage wird linkerhand durch die niedrige Klappe eingeschränkt. Wenn im Serienmodell der Gang am Bettende entfällt, kann hier eine größere Tür installiert werden. Doch auch so ist das Gesamtvolumen der Heckgarage üppig. Zwei Räder passen auch dank knapp 1,30 Meter Höhe locker hinein, auch die Ausstattung – zwei Zurrschienen, ein robuster Aluriffelblech-Boden und die solide Beleuchtung – passt.

Zusammen mit dem seitlichen Fach im Doppelboden und der großen Durchlade unter der Sitzgruppe für Ski, Campingmöbel und dergleichen ergeben sich reichlich Möglichkeiten, Dinge unterzubringen, die man außerhalb des Reisemobils regelmäßig braucht.

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35 Zentimeter hoch ist die Doppelboden-Durchlade unter der Sitzgruppe.

Großzügig fällt die Zuladung aus. Dank der optionalen Auflastung von 5,2 auf 5,6 Tonnen Gesamtgewicht stehen beim Testwagen – radweise gewogen inklusive vollen Wasser- und Dieseltanks sowie der zwei vorgesehenen Elf-Kilo-Gasflaschen – über 1000 Kilo Nutzlast zur Verfügung.

Technik & Fahren

Trotz seiner vergleichsweise kompakten Maße ist der Credo aufbautechnisch ein klassischer Liner – samt hoher Panoramascheibe und sehr erhabenem Ausblick. Diese Kompetenz hat Concorde beim Credo nicht vernachlässigt – auch wenn die planen Wände dünner gedämmt sind, die Aufbautür schmaler und der Doppelboden etwas niedriger ist als bei Charisma und Co. Die Bordtechnik rangiert ebenfalls auf hohem Niveau – die Frisch-, Grau- und Schwarzwasser-Reservoirs sind groß und bequem entleerbar.

Die Warmwasserheizung, die den Wohnraum wohl temperiert, sowie die komfortable Umschaltautomatik für die Gasflaschen sind Serie. Das Elektropaket mit der 200-Ah-Lithium-Batterie und einem 100-A-Kombiladegerät samt leistungsfähigem 2600-Watt-Inverter für 3500 Euro ist sicher eine Verlockung. Wer viel Wert auf Autarkie legt, sollte sich noch eine Solaranlage mit 560 Watt Spitzenleistung für 3550 Euro dazubuchen.

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Bedienpanel für Inverter (rechts), Füllstände, Heizung sowie den Gasflaschen-Umschalter.

Beim Fahren kommt man mit dem imposanten Mobil dank guter Übersichtlichkeit und großer Spiegel passabel zurecht. Das Fahrwerk des Iveco Daily federt manierlich, wegen des hohen Aufbaus und der schmalen Spur neigt sich der Liner in Kurven jedoch merklich. Da man das 5,6-Tonnen-Mobil üblicherweise verhalten bewegt, fällt der wegen des kurzen Radstands nur mäßig stabile Geradeauslauf selten negativ auf.

Unangenehm ungleichmäßig fallen dagegen die Lenkkräfte auf; hier macht sich auch die geänderte Lenkgeometrie durch das hochgesetzte Fahrerhaus im Zusammenspiel mit aktiven Spurhalteassistenten negativ bemerkbar. Der adaptive Tempomat hingegen ist ein echter Komfortgewinn.

Preis

Der Grundpreis von rund 180.000 Euro nimmt sich für einen Liner moderat aus. Trotzdem lässt einen die Schlussrechnung des Testwagens schlucken. 266.810 Euro stehen da unterm Strich, wobei die Sonderausstattung zwar einerseits sehr gehoben ist, andererseits aber auch Selbstverständliches beinhaltet. Eine Überlegung wert ist der Credo für solvente Kunden dennoch. Denn so günstig kommt man sonst kaum an einen erwachsenen, wenn auch im Fall des Credo 740 HI sehr kompakten Liner.

Concorde Credo 740 HI

  • Gurte/Schlafplätze: 3/4
  • Zul. Gesamtgewicht: ab 5.200 kg
  • Länge: 7,49 m
  • Breite: 2,30 m
  • Höhe: 3,21 m
  • Grundpreis ab: 179.900 Euro

Wertung

Wohnen: 3,8 von 5 Punkten

Beladen: 3,7 von 5 Punkten

Technik: 3,9 von 5 Punkten

Fahren: 2,2 von 5 Punkten

Preis & Service: 2,6 von 5 Punkten

Fazit

Von nichts kommt nichts. Beim neuen Credo erhalten Käufer eine große Dosis Wohnkomfort und hochwertige Technik zu einem sehr konkurrenzfähigen, unterm Strich aber eben doch stattlichen Preis. Beim Fahren gefällt die Federung, die Lenkung weniger. Grundrissbedingte Nachteile muss man im kurzen 740 HI akzeptieren. Der Aufpreis für eines der längeren Modelle mit mehr Schlafqualität ist moderat.

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