Genesis

Genesis G90

Genesis G90 (2023) im Test: Ganz großes Tennis

Mit bis zu 5,47 Meter Länge gibt es Maybach-Format zum S-Klasse-Preis ...

genesis g90 (2023) im test: ganz großes tennis

Geschichte wiederholt sich: Vor rund 35 Jahren zeigte der Toyota-Konzern mit dem ersten Lexus LS 400, was man technologisch drauf hatte. Jetzt bläst Genesis, die Nobelmarke des Hyundai-Imperiums, zur Attacke auf Mercedes S-Klasse und Co. Genauer gesagt: Der G90 kommt nach Europa. Mit enorm viel Länge und enorm viel Luxus. Geht die Rechnung auf?

Was ist das?

Der G90 nimmt einen besonderen Platz in der erfolgreichen Geschichte des Unternehmens ein: Er war 2015 das erste Modell der Marke Genesis überhaupt. Der G90 und die G90 Langversion, die in Europa jetzt exklusiv als Viersitzer angeboten werden, zählen zur zweiten Generation. Sie ist global seit 2022 auf dem Markt und besonders in Südkorea erfolgreich: Gut 23.000 Fahrzeuge wurden dort im vergangenen Jahr verkauft.

Bildergalerie: Genesis G90 Langversion (2023) in Capri Blau im Test

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Natürlich ist man sich bewusst, dass in Europa und besonders in Deutschland die wohlhabende Chef-Klientel eher zu Audi A8, BMW 7er oder Mercedes S-Klasse greift. Deshalb gibt es auch keinen Verkaufsdruck in Form konkreter Zahlen. Der G90 ist eher als Prestigeobjekt der Marke Genesis zu sehen. Motto: Seht mal, was wir in Korea draufhaben! 

Im Design einiges, wie wir seit G80 und G70 Shooting Brake wissen. Trotz einer Länge von 5,27 Meter respektive 5,47 Meter (Langversion) wirkt der G90 ausgesprochen elegant. Speziell in dunklen Farben und mit dem zusätzlichen Chrom der Langversion ist der Auftritt sehr repräsentativ. Keine offene Hose wie beim offensiv gestalteten BMW 7er etwa, der übrigens acht Zentimeter kürzer ist als der lange G90. Anders ausgedrückt: So wie den Genesis würden wir uns eigentlich den BMW wünschen. 

Genesis G90 Langversion (2023) in Capri Blau

Sehr gelungen sind die umlaufenden Leuchten in Form von zwei schmalen Linien. Doch die Geschmäcker sind verschieden: Einige empfinden den G90 als altmodisch, andere als hinreißend klassisch. Es bleibt Geschmacksache, in jedem Fall sind Fahrzeuge von Genesis stets ein Hingucker. Fun Fact: Die Langversion übertrumpft den normalen alten Mercedes 600 (1964-1981) um zwei Zentimeter.

Maximaler Luxus hinten

Wenn der Fahrer sich dem G90 mit einem Smart Key nähert, wird er von den automatisch ausfahrenden Türgriffen begrüßt. Sobald die Insassen im Fahrzeug Platz genommen haben, schließt das EasyClose System die Türen, ohne dass die Insassen sie zuziehen müssen. Aktiviert wird diese Funktion mit einem einfachen Druck auf eine der Tasten, die sich auf den Konsolen zwischen den Vorder- und Rücksitzen sowie in den vorderen und hinteren Türen befinden.

Genesis G90 Langversion (2023)

Die Fahrertür kann zudem so programmiert werden, dass sie sich beim Betätigen des
Bremspedals automatisch schließt. Beim Verlassen des Fahrzeugs können die Passagiere einfach den Schalter am äußeren Türgriff berühren oder die Verriegelungstaste auf der Fernbedienung drücken, um die Tür automatisch hinter sich zu schließen. Sitzt man drin und drückt auf die Öffnungstaste, öffnet sich die Tür nur einen Spalt. Klar, man möchte schließlich kein plötzliches Hindernis für Fußgänger oder Radfahrer in den Weg stellen.

Im wahrsten Wortsinne (Soundsystem von Bang & Olufsen, 23 Lautsprecher) spielt die Musik im Fond des G90. Dort findet man ein außergewöhnliches Platzangebot vor, insbesondere in der Variante mit langem Radstand, die eine zusätzliche Beinfreiheit von 190 mm aufweist.

Genesis G90 Langversion (2023) im Test

In beiden Versionen verfügt der G90 über zahlreiche Komfort- und Technologiemerkmale für die zweite Sitzreihe, darunter zwei individuelle Ergo-Motion-Rücksitze, von denen jeder separat verstellt werden kann. Mit dabei: Ganzkörper-, Hüft-, Becken- und Oberkörpermassage. Dauer und Stärke der Massage können dabei dreistufig verstellt werden.

Der Sitz hinten rechts ist zudem mit einer verbesserten Beinauflage und einer vierfach
verstellbaren Fußstütze mit Heiz-, Belüftungs- und Massagefunktion ausgestattet, die es dem Passagier ermöglicht, sich in einer bequemeren Haltung zu entspannen. Bedeutet: Taste drücken und das Möbel wird beinahe zum Bett. Wer schon einmal Business Class auf der Langstrecke geflogen ist, kennt das Ergebnis.

In den Rückenlehnen der Vordersitze befinden sich zwei 10,2-Zoll-Touchscreen-Monitore. Je nach Sitzmodus lässt sich der Winkel der Bildschirme automatisch einstellen, um die beste Sicht zu gewährleisten. Die Passagiere im Fond können auf den Bildschirmen über Bluetooth-Kopfhörer unabhängig voneinander Musik und Filme ansehen und hören. Noch besser wäre hier unserer Meinung nach aber tatsächlich die große Monitor-Leinwand des BMW 7er.

Aber zurück zum G90: Über den acht Zoll großen Touchscreen in der hinteren Mittelarmlehne können außerdem die Klimaregelung, die Sitzposition, die Massagefunktionen, der Sonnenschutz sowie die Ambientebeleuchtung bedient und angepasst werden.

Die Luxuslimousine ist mit einem Onboard-Duftsystem ausgestattet. Es stehen drei Düfte zur Auswahl (The Driver’s Awakening, The Great Outdoors und My Favorite Place), die alle in austauschbaren Kartuschen geliefert werden. Zwei davon können im oberen Teil des Handschuhfachs angebracht werden.

Die Düfte sind für die verschiedenen Modi des Mood Curator automatisch voreingestellt, können aber auch manuell verändert werden. Der Mood Curator ist ein einzigartiges Ausstattungsmerkmal des G90. Er ermöglicht es den Insassen, einen Modus mit eigener Musik, Ambientebeleuchtung, Duft, Massagefunktion und Sonnenschutzeinstellung zu wählen und so die Atmosphäre des Innenraums zu verändern.

Vier verschiedene Modi – Vitality, Delight, Care und Comfort – stehen zur Verfügung, die alle darauf ausgelegt sind, negativen Gefühlen entgegenzuwirken und für eine positive, ausgewogene Stimmung zu sorgen. Falls Sie also als Kaufhaus-König ihr Imperium in die Insolvenz getrieben haben oder als Politiker vor einem Haushaltsloch stehen: Schnuppern, hören, lächeln.

Wie fährt er sich?

Zynismus beiseite: Wie fährt sich der G90? Etwa frei nach einem alten Schlager: Ein Schiff wird kommen? Nun, eher wie Schnellboot Gepard-Klasse Bundesmarine. Möglich machen es eine Hinterradlenkung (bis zu vier Grad), adaptive Dämpfer und eine Luftfederung. Erst bei etwas Tempo in den Kurven spürt man dann doch, dass hier mindestens 2,3 Tonnen ums Eck gehen müssen. Ansonsten kaschiert der G90 seine Größe fahrdynamisch gut, schön wäre aber noch für Fahrten im Fond eine Wankstabilisierung.

Gut gelungen ist auch die Gestaltung des Cockpits mit vielen physischen Metalltasten, Leder und vorzüglicher Verarbeitung. Solch eine Anmutung würden wir bisweilen bei BMW oder Mercedes gerne wiedersehen. Einzig die Beschriftung der Tasten ist bei starker Sonneneinstrahlung kaum erkennbar. Der Gangwahlschalter und der große Drehknopf für das Infotainment sind verwechselbar, das kennen wir schon so ähnlich vom GV80.

Unter der Haube steckt in beiden Ausführungen des G90 ein 3,5-Liter-V6-Turbo-Benzinmotor, der von einem elektrischen 48-Volt-Kompressor unterstützt wird, was für ein besseres Ansprechverhalten sorgt. Ein lässiges Achtgang-Automatikgetriebe gehört ebenso zur Serienausstattung wie der Allradantrieb. 

Bei gleichmäßiger Fahrweise insbesondere auf der Autobahn können die Vorderräder vom Antrieb abgekoppelt werden, um die Effizienz zu steigern. Rechnen Sie dennoch eher mit einer 11 vor dem Komma. Mit einer Leistung von 305 kW (415 PS) und einem Drehmoment von 549 Nm schon ab 1.300 U/min beschleunigt der G90 in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Langversion: 5,4 Sekunden). Das Antriebssystem verfügt über einen wassergekühlten Ladeluftkühler und ein 48-V-Mild-Hybrid-System, das den elektrischen Kompressor versorgt. 

Dank Akustikglas geht es während der Fahrt betont ruhig zu, beim Motor ist eine leichte Anfahrschwäche zu spüren. Ansonsten erledigt er seine Sache ziemlich gut und klingt sogar nach mehr Zylindern. Je nach persönlichem Geschmack würde ein rein elektrischer Antrieb auch zur üppigen G90-Lounge passen, der BMW i7 macht es vor.

Was kostet er?

So faszinierend wie der Genesis G90 ist auch sein Preis: 115.000 Euro für die Normal-, 125.000 Euro für die Langversion. Inklusive Vollausstattung mit Auswahl aus verschiedenen Farben für Lack und Polster. Zum Vergleich: Der günstigste 7er startet in Deutschland bei 115.700 Euro, auf ähnlichem Niveau die lange S-Klasse.

Fazit: 9/10

Natürlich wird der Genesis G90 hierzulande ein Nischenmodell bleiben, das ist allen Beteiligten klar. Aber die attraktive Limousine setzt ein dickes Ausrufezeichen. Der G90 zeigt, wie elegant und modern man Luxus definieren kann. Und auch wenn es seltsam klingt: Mit 125.000 Euro ist die Langversion fast ein Sonderangebot. Falls Sie also daheim rund fünfeinhalb Meter Platz zur Verfügung haben sollten: Der Umzug lohnt sich.

Genesis G90 Normalversion (2023)

  • Motor: V6-Turbobenziner mit 48V-Technik, 3.470 ccm
  • Leistung: 305 kW (415 PS) bei 5.800 U/min
  • Max. Drehmoment: 549 Nm bei 1.300 – 4.500 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb
  • Getriebeart: Achtgang-Automatik
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 5,2 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Länge: 5.275 mm
  • Breite: 1.930 mm
  • Höhe: 1.490 mm
  • Kofferraumvolumen: 368 Liter
  • Leergewicht: 2.305 kg
  • Zuladung: 505 kg
  • Verbrauch: 10,5 – 11,0 Liter/100 km (WLTP)
  • Emission: 237 – 248 g CO2/km (WLTP)
  • Basispreis: 115.000 Euro

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