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Genesis G90

Autotest Genesis G90: Reisen erster Klasse

autotest genesis g90: reisen erster klasse

Imposanter Auftritt: Die Langversion des Genesis G90 bringt es auf stolze 5,47 Meter.  © Foto: Genesis

Schaut her, wir können auch Luxus! Diese Botschaft blitzt beim Spitzenmodell der feinen Hyundai-Tochter Genesis aus jeder Blechfalte und aus jedem Interieur-Detail. Doch passt die S-Klasse-Konkurrenz aus Fernost namens G90 auch auf europäische Straßen?

Nach dem Start in Korea und den USA in den Jahren 2021 und 2022 wird es Anfang 2024 für den G90 so richtig ernst: Der Welpenschutz ist zu Ende, jetzt muss er sich in Deutschland den etablierten Mitbewerbern stellen. Die heißen Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse und teilen ihr Marktsegment bis auf ein paar Exoten so ziemlich komplett unter sich auf. Hier einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist nicht einfach. Schließlich hat Genesis keine Historie, keine vergleichbaren Vorgänger. Die Marke startet in Sachen Luxusklasse bei null.

Das ist den Genesis-Managern durchaus bewusst. Trotzdem fehlt es ihnen nicht an Selbstbewusstsein. Sie wollen mit ihrem größten Spross den Luxus neu definieren und beim Reisen erster Klasse neue Akzente setzen. Etwa, indem sie keine Optionen anbieten. Weil der G90 nur in der Version Luxury Plus angeboten wird und deshalb schon serienmäßig alles drin ist, was die werte Kundschaft erwarten kann. Sie hat lediglich die Wahl zwischen Normal- und Langversion, zehn Lackierungen und fünf Innenausstattungen. Das war’s.

Anders als in den anderen G90-Märkten gibt es folglich auch keine Wahl beim Antrieb. Zum Einsatz kommt ausschließlich ein 3,5 Liter großer V6-Benziner mit elektrischem Kompressor, der 305 kW / 415 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 549 Nm bereitstellt. Der Allradantrieb ist ebenso serienmäßig wie die Hinterradlenkung mit einem Lenkwinkel von bis zu 4 Grad. Der sorgt für mehr Kurvenstabilität und einen Wendekreis von akzeptablen 11,3 Metern bei der Normal- und 11,6 Metern bei der Langversion. Letztere ist übrigens ausschließlich zugunsten des Raumangebots im Fond um exakt 19 Zentimeter gestreckt – von 5,28 auf 5,47 Meter.

Genesis G90

autotest genesis g90: reisen erster klasse

Und wie lässt sich so ein XXL-Liner über europäische Straßen bewegen? Tatsächlich völlig problemlos, denn vor seinem Start in Deutschland musste der G90 noch einmal ins Trainingslager. Dabei wurde ihm das bei der asiatischen und der US-Version kritisierte, wenig dynamische Fahrverhalten ausgetrieben. Bei ersten Ausfahrten mit den beiden Versionen des mit einer Mehrkammer-Luftfederung und einer elektronischen Fahrwerksregelung mit Road Preview ausgestatteten G90 war von Indifferenz in Kurven oder zu wenig Rückmeldung der Lenkung nichts mehr zu spüren. Speziell, wenn der Fahrmodus Sport aktiviert ist. Dann geht es bei Bedarf sehr zügig und knackig auch um enge Kurven. Man könnte glatt vergessen, dass man in einem mehr als zwei Tonnen schweren Gefährt unterwegs ist.

In 5,2 Sekunden auf 100 km/h

Der Vollständigkeit halber: Wenn es denn sein muss, lässt sich der G90 in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 bringen, die Langversion braucht dafür 0,2 Sekunden mehr. Bei 250 Sachen ist jeweils Schluss. Und der Verbrauch? Laut WLTP-Norm werden 10,5 bis 11,0 Liter Super durch die Einspritzdüsen gepresst. Bei den Testfahrten zeigte der Bordcomputer Werte zwischen 12 und 14,5 Liter an.

Paradedisziplin des Genesis-Flaggschiffs ist aber eindeutig nicht der Sprint, sondern die Langstrecke. Und zwar mit Chauffeur und mit dem Eigner in Reihe zwei rechts. Denn dort sitzt es sich speziell in der Langversion geradezu fürstlich. Der elektrisch verstellbare Einzelsitz mit Massage-Funktion sogar in der ausfahrbaren Fußstütze und das Infotainmentsystem mit eigenem Bildschirm und jeder Menge Einstellmöglichkeiten sorgen für größtmögliche Entspannung. Ein Übriges tut der Mood Curator mit den Modi Vitality, Delight, Care und Comfort mit jeweils dazu passender Ambientebeleuchtung, Duft, Massagefunktion und Sonnenschutzeinstellung. Und natürlich mit Musik aus der Bang & Olufsen-Anlage mit 23 Lautsprechern, über die die Akustik der berühmtesten Bühnen der Welt nachempfunden werden kann.

Autotest G90: Positives Fazit

Doch auch in Reihe eins links lässt es sich sehr gut aushalten. Je 12,3 Zoll große Bildschirme für Kombiinstrument und Infotainment sorgen für Übersicht, die Bedienung über das drehbare Central Control Panel neben dem ebenfalls runden Gangwahlhebel für die 8-Gang-Automatik von ZF ist relativ schnell erlernbar und tatsächlich gibt es noch echte physische Schalter und Knöpfe, um das Leben im G90 nicht zur Menü-und-Untermenü-Orgie werden zu lassen. Das alles sieht gut aus und fasst sich gut an, für einen besonderen Interieur-Touch sorgen die aus Altpapier gefertigten Materialien namens Newspaper Crown Wood und Newspaper Stripe Wood.

Und so fällt das Fazit nach dem ersten Kennenlernen positiv aus. Genesis hat es mit der Europa-Version des G90 auf Augenhöhe mit den deutschen Nobel-Produkten geschafft. Auch beim genauen Hinschauen zeigt sich die Luxuslimousine wie aus einem Guss, mit selbstbewusstem, aber nicht protzigen Auftritt, mit optischen Eigenheiten wie den extrem schmalen Scheinwerfern, mit einer Ausstattung, einer Phalanx an Assistenzsystemen und einem Serviceangebot, die keinen Vergleich scheuen müssen. Auch bei den Preisen gibt sich der Neuzugang keine Blöße: 116.180 Euro für die Normal- und 126.180 Euro für die Langversion sind angesichts der für die etablierten Marktbegleiter aufgerufenen Tarife fast schon Sonderangebote.

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