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Freude übers Wiedersehen mit Motorradfahrern

Freude übers Wiedersehen mit Motorradfahrern

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Motorräder waren die große Attraktion am letzten Tag des deutsch-französischen Austauschs. Frank Goebel nahm Florian Notzon mit auf eine Spritztour. kröner

Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen / Erstmals französische Gäste dabei

Hattersheim – Wenn die Motorräder vorfahren, bricht unter den Bewohnern der Hattersheimer EVIM-Wohnanlagen Begeisterung aus. Der Besuch des Harley Davidson Chapters Wiesbaden-Nassau gehört zu den Höhepunkten im jährlichen Programm für die Menschen mit Beeinträchtigung. Einmal im Jahr dürfen sie hinten auf einem Motorrad Platz nehmen und das Freiheitsgefühl auf der Straße genießen.

Der Evangelische Verein für Innere Mission (EVIM) arbeitet bereits seit 17 Jahren mit den Bikern zusammen. Diesmal gab es wieder neue Passagiere, die den Fahrtwind zum ersten Mal spürten. Die Ausfahrt auf den amerikanischen Maschinen bildete den Höhepunkt eines Austauschs mit beeinträchtigten Menschen aus Frankreich. Biker und EVIM-Klienten lagen sich teilweise voller Wiedersehensfreude in den Armen. „Die Leute sind glücklich“, sagte Nils Bayer, Leiter des EVIM Wohnverbunds Hattersheim. „Die stehen teilweise morgens schon mit voller Montur draußen und warten“, erklärte Wilma Goebel vom Wiesbaden-Nassau Chapter.

Die Motorradfahrer kommen bereits seit 20 Jahren nach Hattersheim. Diesmal konnten sie einige neue Fans gewinnen. Zwölf Klienten und vier Mitarbeiter eines Betreuungsangebots aus Frankreich hielten sich von Montag bis Samstag in Hattersheim auf. Die Hattersheimer hatten die Einrichtung in Saint Étienne bei Lyon bereits im vergangen Jahr besucht. Nun boten sie den Gästen ein einwöchiges Programm im Rhein-Main-Gebiet.

Während des Treffens tauschten sich Deutsche und Franzosen in mehreren Workshops aus. Thema waren unter anderem die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Alltag von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Dabei sei herausgekommen, dass die Betroffenen in Deutschland ein Recht darauf haben, zu arbeiten und in einer Tagesstätte betreut zu werden, erläuterte Nils Bayer. In Frankreich könne hingegen nur arbeiten, wer am normalen Berufsleben teilhaben kann. Dass alle beeinträchtigten Menschen bis auf die Senioren arbeiten gehen, wie es in Deutschland der Fall ist, sei dort nicht denkbar. Stattdessen würden im Nachbarland verschiedene Sportaktivitäten als Tagesprogramm geboten. In der Gruppe, die Hattersheim besuchte, war nur ein Franzose, der einer Arbeit nachgeht.

Wie der Alltag in Hattersheim aussieht, konnten die Gäste bei einem Besuch der EVIM Werkstätten an Ort und Stelle beobachten. Die Franzosen seien zu dem Schluss gekommen, dass sie ebenfalls in der Lage wären, die geforderten Arbeiten durchzuführen, berichtete Nils Bayer. Auf dem Besichtigungsplan stand auch das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit geistiger Behinderung (MZEB). Gelegenheit, die Region kennenzulernen, gab es bei einer Rheinschifffahrt, einer Führung durch Frankfurt und einer Flughafen-Rundfahrt.

Es sei faszinierend, wie gut sich die geistig beeinträchtigten Menschen aus beiden Ländern verständigen, so Nils Bayer. Die Kommunikation „mit Händen und Füßen“ habe problemlos funktioniert. Auch die französische Betreuerin Virginie Tonnoir fand es erstaunlich, wie gut die Teilnehmer kommunizierten. Beim ersten Besuch 2022 sei der Austausch noch nicht so stark gewesen. Diesmal hätten sich die Klienten direkt wiedererkannt.

Ob die Teilnehmer ihre Kontakte künftig über das Internet weiter pflegen, hängt von der technischen Unterstützung durch die Betreuer ab. „Die Menschen sind darauf angewiesen, dass der Kontakt durch Dritte aufrechterhalten wird“, erklärte Bayer. Doch auch die Begegnung von Angesicht zu Angesicht soll fortgesetzt werden. Während des Austauschs habe man einen gemeinsamen Urlaub geplant. Die Idee: Hattersheimer und Franzosen wollen sich auf halbem Weg – etwa in Freiburg – treffen. Anfragen gebe es bereits, sagt der Leiter des EVIM Wohnverbunds.

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