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Fords Visionen bergen hohe Enttäuschungsgefahr

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Ford hat Pläne für ein profitables Wachstum im Elektro-Segment konkretisiert – stößt damit aber auf Skepsis.

Fords Visionen bergen hohe Enttäuschungsgefahr

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Riskante Visionen

Von Alex Wehnert

Dass Ford mit Plänen für ein profitables Wachstum im Elektro-Segment an der Börse auf wenig Enthusiasmus stößt, ist kaum überraschend. Zwar sollen neue Lieferdeals für batteriefähiges Lithium dem Konzern helfen, das Produktionsziel von 2 Millionen E-Fahrzeugen bis 2026 zu erreichen und somit die Lücke zu Tesla zu schließen. Doch um die operative Marge der bislang verlustreichen Sparte Ford Model E wie angepeilt auf 8% zu steigern, sind vor allem Effizienzgewinne nötig: Die Kostenbelastung auf Konzernebene fällt bei der US-Industrieikone schätzungsweise noch immer 7 Mrd. Dollar höher aus als bei der Konkurrenz.

CEO Jim Farley mag dies erkannt haben – genauso muss er aber einräumen, dass die Gespräche bei Ford seit Jahren um das Thema Einsparungen kreisen, ohne dass ausreichende Verbesserungen ersichtlich wären. Dies gilt insbesondere im Elektrosegment, für das der Autobauer im ersten Quartal einen Verlust von 722 Mill. Dollar auswies. Im Gesamtjahr rechnen Analysten mit einem Fehlbetrag der Sparte von 3 Mrd. Dollar – der Markt steht dabei unter dem Eindruck einer von Tesla angeführten Rabattschlacht, in die zuletzt auch Ford eingestiegen ist. Damit einhergehende Belastungen für Ergebnis und Marge auffangen müssen die Verbrenner- und die Nutzfahrzeugsparte.

Ford hat die Gewinnaussichten aller drei Geschäftsbereiche für die kommenden Jahre nun zwar in konkreteren Zahlen formuliert. Doch bei den Investoren sorgt nicht nur für Ernüchterung, dass es keine große und greifbare strategische Veränderung gibt, die entscheidend zur Steigerung der Umsatzrentabilität beitragen dürfte – sondern hauptsächlich recht vage Aussichten auf Kostensenkungen und den Rückgewinn von Marktanteilen an den US-Küsten. Mehr noch: Große Zukunftsvisionen führen den Aktionären auch immer vor Augen, wie weit der Weg noch ist, um diese zu erreichen.

Ford verbindet mit Profitabilitätssteigerungen indes die Hoffnung auf eine langfristig bessere Börsenperformance. Beim Investorentag des Autobauers zu Wochenbeginn ließ CEO Farley durchblicken, dass er Ford für unterbewertet hält. Die Frage ist nur, im Vergleich zu wem. Denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Fahrzeugherstellers liegt sowohl rückwärts gerechnet als auch auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate deutlich über Branchenschnitt. Statt durch hochfliegende Visionen die Kapitalmarktstory auszuschmücken, läuft Ford Gefahr, durch Enttäuschungen bei der Profitabilität umso heftiger unter Druck zu geraten.

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