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Ford-Deutschlandchef: Zukunft unserer Branche ist Elektromobilität

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Mit dem Explorer erweitert Ford sein Angebot an Elektroautos. Im Interview spricht Ford-Manager Martin Sander über die Positionierung der Marke, e-Fuels und darüber, weshalb E-Autos die Zukunft sind.

Ford-Manager Martin Sander hat in einem Interview mit electrified und der Autogazette davor gewarnt, die Elektromobilität in Frage zu stellen. Allein schon für die Dekarbonisierung des Verkehrs sei sie unerlässlich. «Es gibt zur Elektromobilität für die individuelle Mobilität keine Alternative, wenn man die Klimaschutzziele ernst nimmt», sagte Ford-Deutschland-Chef Sander, der auch das Elektromobilitätsgeschäft des Autobauers in Europa verantwortet.

Auch in synthetischen Kraftstoffen sieht Sander keine Alternative. «Das ist überhaupt keine Alternative, e-Fuels haben eine miserable Energiebilanz. Es bleibt dabei: Der Verbrennungsmotor ist als System nicht zukunftsfähig. Er hat einen Wirkungsgrad von 30 Prozent – 70 Prozent der Energie, die ich reinstecke, verpufft und wird nicht als Bewegungsenergie geliefert. Da sollten wir uns alle gemeinsam in die Augen gucken und feststellen, dass E-Mobilität die bessere Energie ist »

Unnötige Diskussion um Verbrenner-Aus 2035

Die Diskussion um einen Stopp des für 2035 vorgesehenen Verbrenner-Aus in der EU bezeichnete Sander als «vollkommen unnötig». Eine Rücknahme des Ausstiegsdatums aus dem Verbrenner «wäre ein falsches Signal und es würde möglicherweise den Fokus und die Notwendigkeit der Konzentration auf die Elektromobilität eher abschwächen. Die Zukunft unserer Branche ist die Elektromobilität. Wir als Unternehmen müssen alles tun, um wettbewerbsfähig zu sein».

Den Nachfragerückgang nach Elektroautos in Deutschland sollte man ebenfalls nicht zum Anlass nehmen, die Technologie anzuzweifeln. «Wir sind gefangen in einer überkritischen deutschen Sicht mit Blick auf die Entwicklung der Elektromobilität. Überall in der Welt sehen wir Wachstum. Ich glaube, dass wirklich niemand ernsthaft daran zweifelt, dass die Elektromobilität die Zukunft ist.

«Wir verkaufen unser Auto überall»

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Ford-Deutschlandchef Martin Sander erteilt e-Fuels eine Absage. Foto: Ford/Stan Papior

electrified: Herr Sander, die Serienproduktion des neuen Ford Explorer startet im Juni mit einer Verzögerung von mehr als einem halben Jahr, der Marktstart soll im August erfolgen. Sind Sie erleichtert, dass es jetzt endlich losgeht?

Martin Sander: Es ist toll, dass es jetzt losgeht. Das ist auch ein gutes Gefühl für das ganze Team. Wir haben mit dem Explorer ein tolles Produkt, um eine neue Ära für Ford in Europa einzuläuten.

electrified: Nach dem abrupten Wegfall der Kaufprämie ist die Nachfrage nach E-Autos eingebrochen. Schlechter als jetzt könnte der Zeitpunkt für die Markteinführung eines neuen Modells aber kaum sein…

Sander: Wenn wir über Kaufzurückhaltung bei der Elektromobilität sprechen, dann müssen Sie das relativieren: Wir verkaufen unser Auto überall. Im vergangenen Jahr sind in Europa 30 Prozent mehr Elektrofahrzeuge verkauft worden als noch 2022. In den ersten Wochen dieses Jahres sind erneut 30 Prozent mehr Elektrofahrzeuge verkauft worden als im gleichen Zeitraum 2023. Der Markt der Elektrofahrzeuge ist in Europa ein weiter stark wachsender Markt.

electrified: Schauen wir also zu stark aus der deutschen Brille, wenn wir von einer Krise der E-Mobilität sprechen?

Sander: Wir sind gefangen in einer überkritischen deutschen Sicht mit Blick auf die Entwicklung der Elektromobilität. Überall in der Welt sehen wir Wachstum. Ich glaube, dass wirklich niemand ernsthaft daran zweifelt, dass die Elektromobilität die Zukunft ist. Deshalb bin ich froh, dass wir mit dem Explorer unseren Kunden ein tolles Elektrofahrzeug anbieten können. Im Laufe der nächsten Monate werden wir noch weitere Produkte auf dem Markt bringen…

electrified: …damit zielen Sie auf ein Modell oberhalb des Explorer und des Puma ab…

Sander: …ja, das größere Modell wird das zweite Auto aus unserem Kölner Werk sein. Es wird im Sommer vorgestellt und noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Der Puma folgt dann kommendes Jahr.

«Bieten für den Explorer wettbewerbsfähigen Preis»

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Der Ford Explorer lädt in 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent an einem Schnelllader die Batterie auf. Foto: Ford

electrified: Wie werden Sie auf den Wegfall der Kaufprämie in Deutschland reagieren, ist ein möglicher Nachlass bereits eingepreist?

Sander: Wie bei jedem Fahrzeug schauen wir uns den Markt genau an – und bieten für den Explorer einen wettbewerbsfähigen Preis an. Er liegt bei 42.500 Euro. Das gleiche trifft auf die Leasingraten zu.

electrified: Wo werden Sie liegen?

Sander: Sie liegen bei monatlich 399 Euro bei einer Anzahlung von 3000 Euro. Eine niedrige Leasingrate war uns wichtig, weil für den Kunden die monatlichen Kosten wichtig sind. Die Gesamtkosten für ein Elektrofahrzeug liegen im Betrieb ohnehin deutlich unter den Kosten eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.

electrified: Reden wir bei Elektroautos derzeit eigentlich zu stark über den Verkaufspreis und zu zu wenig über die Leasingrate?

Sander: Wir erwarten beim Explorer einen hohen Leasinganteil. Für den Kunden ist letztlich nur relevant, welche Kosten auf ihn zukommen. Wenn er ein Auto least, spielt der Verkaufspreis für ihn nur eine marginale Rolle. Kunden entscheiden sich heute in der Regel aufgrund der monatlichen Rate für das Auto.

«15 Millionen Autos nicht mehr erreichbar»

electrified: Was halten Sie von dem Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Autos bis 2030? Ist das Ziel nach dem Wegfall der Kaufprämie überhaupt noch erreichbar?

Sander: 15 Millionen Autos sind nicht mehr erreichbar. Davon sind unsere Pläne aber nicht tangiert: wir haben uns vorgenommen, unsere gesamte Fahrzeugpalette zu elektrifizieren. Ab Anfang nächsten Jahres werden wir eine Full Range an Fahrzeugen mit reinem Elektroantrieb als auch mit Plugin-Hybrid haben. Wir sind damit für die Marktentwicklung der kommenden Jahre sehr gut aufgestellt.

electrified: Das Wachstumschancengesetz der Ampel-Regierung ist gerade verabschiedet worden. Es sieht Steuererleichterungen für E-Autos vor. Kann das die Nachfrage ankurbeln?

Sander: Das ist ein gutes Signal der Politik. Doch was wir viel dringender brauchen, ist ein ganz klares Bekenntnis der Politik, dass die Elektromobilität die Zukunft ist. Die E-Mobilität ist einfach das beste Konzept. Was wir aber auch brauchen, ist ein starker Fokus auf den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wir sehen eine Vielzahl neuer Unternehmen, die sich exklusiv der Elektromobilität widmen – und wir wissen, wie wichtig das Automobil für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist. Deshalb müssen wir – die Automobilhersteller und die Politik – alles dafür tun, dass deutsche Hersteller im globalen Wettbewerb absolut wettbewerbsfähig sind.

«Ich verstehe diese Diskussion auch nicht»

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Ford-Deutschlandchef Martin Sander (r.) im Gespräch mit Frank Mertens. Foto: Ford/Stan Papior

electrified: Vor der Europawahl im Juni versuchen Parteien wie die FDP und die CDU/CSU das Verbrenner-Aus 2035 zu stoppen. Schafft das nicht eine zusätzliche Verunsicherung der Verbraucher?

Sander: So etwas ist vollkommen unnötig, ich verstehe diese Diskussion auch nicht. Wir befinden uns in einer Phase der Einführung einer neuen Technologie für die individuelle Mobilität. Es ist eine Technologie, die nachhaltig ist und aus Kundensicht einfach das bessere Angebot ist; das Elektroauto ist im Vergleich zum Verbrenner das bessere Produkt. Die allermeisten Kunden, die einmal ein Elektroauto gefahren haben, können sich eine Rückkehr zum Verbrenner nicht vorstellen.

Wenn wir als Hersteller unseren Job machen und den Kunden ein breites Angebot an Elektroautos machen und die Politik gerade mit Blick auf die Ladeinfrastruktur die richtigen Rahmenbedingungen schafft, brauchen wir kein Verbot. Warum? Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass dann ein Kunde überhaupt noch ein Auto mit Verbrennungsmotor kauft.

electrified: Wäre ein Stopp des Verbrenner-Aus schädlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland?

Sander: Es wäre ein falsches Signal und es würde möglicherweise den Fokus und die Notwendigkeit der Konzentration auf die Elektromobilität eher abschwächen. Die Zukunft unserer Branche ist die Elektromobilität. Wir als Unternehmen müssen alles tun, um wettbewerbsfähig zu sein.

«Müssen Fertigungspläne an Nachfrage anpassen»

electrified: Zuletzt hatte Mercedes-Chef Ola Källenius die die eigenen Elektroziele in Frage gestellt. Schaden solche Zweifel nicht dem Zutrauen der Verbraucher?

Sander: Im Horizont von zwei bis drei Jahren gibt es immer wieder Anpassungen der Markterwartungen. Es ist richtig, dass wir vor einigen Jahren eine stürmischere Entwicklung der E-Mobilität vorhergesehen als wir sie derzeit haben, auch wenn das Wachstum weiterhin stark ist. Natürlich müssen wir unsere Fertigungspläne der Nachfrage anpassen. In einem Horizont von zehn bis 15 Jahren ändert sich an der Perspektive für die E-Mobilität indes nichts. Wenn ich heute eine Nachfrage nach Verbrennungsmotoren sehe, muss ich sie befriedigen. Aber der Zug fährt zweifellos Richtung E-Mobilität.

electrified: Wann wird Ford den letzten Verbrenner bauen?

Sander: Das kann ich Ihnen nicht sagen: wir haben ein breites Angebot an Verbrennern und Elektrofahrzeugen. Solange wir sehen, dass es eine erhebliche Nachfrage nach Verbrennern gibt, werden wir diese befriedigen.

electrified: Und auf welchen Anteil von reinen Elektrofahrzeugen wollen Sie in 2030 sein?

Sander: Wir werden 2030 ganz überwiegend Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb verkaufen.

«e-Fuels haben miserable Energiebilanz»

electrified: Wie stehen Sie zum Thema e-Fuels?

Sander: Das ist überhaupt keine Alternative, e-Fuels haben eine miserable Energiebilanz. Es bleibt dabei: Der Verbrennungsmotor ist als System nicht zukunftsfähig. Er hat einen Wirkungsgrad von 30 Prozent – 70 Prozent der Energie, die ich reinstecke, verpufft und wird nicht als Bewegungsenergie geliefert. Da sollten wir uns alle gemeinsam in die Augen gucken und feststellen, dass E-Mobilität die bessere Energie ist.

electrified: Bislang haben Sie mit dem Ford Mustang Mach-E nur ein einziges E-Auto im Angebot, der ein Ladenhüter ist. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass das nicht auch mit dem Explorer geschieht?

Sander: Ich sehe den Mustang Mach-E nicht als Ladenhüter. Wir sind mit dem Erfolg des Mustang Mach-E in seinem Segment sehr zufrieden, der als Premiumfahrzeug positioniert ist Wenn ich unser Modell mit anderen Fahrzeugen im Segment vergleiche, schauen wir mit dem Volumen nicht schlecht aus.

«Müssen nicht zwingend unsere Marktanteile steigern»

electrified: Die Kunden verlangen nach bezahlbarer Elektromobilität. Ab wann wird es denn E-Fahrzeuge von Ford für einen Preis für 20.000 Euro oder 25.000 Euro geben?

Sander: Wir machen mit dem Explorer ein erstes Angebot für ein E-Auto zu einem geringeren Preispunkt als beim Mach-E. Ein weiterer wichtiger Schritt folgt Ende des Jahres mit dem Tourneo Courier, dann ab 2025 mit dem Puma. Als Ford haben wir künftig aber nicht mehr die Ambition, in jedem Segment ein Auto anzubieten, wir müssen nicht zwingend unsere Marktanteile steigern. Sie werden von uns nur noch emotionale Fahrzeuge mit der DNA von Ford sehen.

electrified: Ein Auto für 20.000 Euro bis 25.000 Euro schließen Sie für Ford aus?

Sander: Aktuell und auf absehbare Zeit haben wir keine Autos in dieser Preisklasse in unseren Planungen, auch wenn ich das auf Dauer nicht ausschließen mag. Wir fokussieren auf andere Segmente.

electrified: Wie wollen Sie Ford in Deutschland zukünftig positionieren? Man hat manchmal den Eindruck, dass Pkws nur noch eine Randerscheinung sind und der Fokus auf den Nutzfahrzeugen liegt.

Sander: Ford ist die führende Marke im Bereich leichter Nutzfahrzeuge in Europa. Darum muss natürlich das Nutzfahrzeuggeschäft ganz klar im Fokus unserer Strategie stehen. Wir fokussieren uns stark darauf, das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen weiter auszubauen. Die zweite Säule sind emotionale Fahrzeuge, die die Ford DNA in sich tragen.

Autogazette: Wie schätzen Sie die Konkurrenz chinesischer Hersteller ein, die mit subventionierten Fahrzeugen auf den europäischen Markt kommen?

Sander: Einige chinesischer Hersteller sind natürlich ernstzunehmende Konkurrenz, gerade in China sind sie hervorragend unterwegs…

electrified: …wie beispielsweise BYD…

Sander: …ja, die müssen wir als Wettbewerber extrem ernst nehmen. Doch wir sollten mit Selbstvertrauen auf die Fähigkeiten schauen, die wir als Ford Motor Company haben, um globale Skaleneffekte selbst zu generieren und attraktive und emotionale Produkte zu kreieren. Das machen wir seit über 100 Jahren – und werden es auch künftig tun.

«Wir sind ein globales Unternehmen»

electrified: Sehen Sie eine Chancengleichheit zwischen Europäern und Chinesen? Die EU prüft ja gerade Strafzölle.

Sander: Wir sind ein globales Unternehmen. Unser Geschäftsmodell basiert auf globalen Wettbewerb und natürlich muss der Wettbewerb gerecht sein. Ja, und das ist absolut in unserem Sinn.

electrified: Ihr Kollege Wayne Griffiths sagte gerade auf der Bilanzpressekonferenz von Seat, dass man die E-Mobilität nicht ständig in Frage stellen soll. Sie sei essentiell für die Dekarbonisierung des Verkehrs. Ist das ein Aspekt, der in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommt?

Sander: Dieser Aspekt ist super wichtig: es gibt zu Elektromobilität für die individuelle Mobilität keine Alternative, wenn man die Klimaschutzziele ernst nimmt. Ich glaube, keiner stellt die Klimaschutzziele ernsthaft in Frage.

Das Interview mit Martin Sander führte Frank Mertens

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