13.03.2024 09:13 Uhr | Lesezeit: 2 min
Zu einem rennsportlichen Einsatz, der als Homologationsmodelle gedachten Fahrzeuge, kam es seinerzeit nicht. © Foto: Ferrari
von SP-X
Der Sound ist infernalisch. Aus den beiden mattschwarzen Endrohren kreischt es so gewaltig, dass wahre Ferrari-Fans dies mit den Orchesterklängen feinster italienischer Opern vergleichen würden. Wir stehen hinter einem Ferrari 288 GTO, einem von nur 272 Stück des Supersportwagens, die in den Jahren 1984 bis 1987 in Maranello gefertigt wurden. Hinter den beiden puristischen Ledersportsitzen werkelt ein V8-Turbo mit 2,8 Litern Hubraum und glatten 400 PS.
Zu einem rennsportlichen Einsatz, der als Homologationsmodelle gedachten Fahrzeuge, kam es seinerzeit nicht, dafür erfreute sich Prominenz, unter anderem Niki Lauda und Mick Jagger, diesen Rennwagen auch auf Landstraßen bewegen zu dürfen. Den von uns jetzt gefahrenen 288 GTO kaufte sich 1985 Albert Uderzo, der inzwischen verstorbene Vater von Asterix und Obelix. Der legendäre Comiczeichner hatte nicht nur ein Faible für aufmüpfige Gallier, sondern auch für den aufbäumenden Gaul aus Italien. Die flinken Flitzer wurden von dem Franzosen mit italienischen Wurzeln aber nicht nur gesammelt, sondern stets auch artgerecht auf Rennstrecken bewegt.
Normalerweise steht der Bolide im “Nationalen Automuseum – The Loh Collection” im hessischen Dietzhölztal-Ewersbach. Das Museum wurde gerade für seine einzigartige Sammlung vom Automobil-Weltverband FIA mit dem Heritage Cup geehrt. Diese Auszeichnung gilt innerhalb der automobilen Klassik-Szene als Ritterschlag. Museumsgründer Friedhelm Loh möchte aber nicht, dass seine kostbaren Fahrzeuge Standschäden erleiden, und so dürfen die seltenen Renner immer wieder mal ausgefahren werden.
Von hinten betrachtet fällt einem gleich das leicht vergilbte F-Nationalitätenkennzeichen auf dem rechten Stoßfänger ins Auge. Das Emblem vom Ferrari Club France hat Monsieur Uderzo seinerzeit selbst angenietet und der gelbe Aufkleber auf der extrem flachen Heckscheibe weist auf die Erstauslieferung über den bekannten französischen Ferrari-Importeur Charles Pozzi hin. Beim Einsteigen duftet es nach einer Mischung aus altem Leder und frischem Benzin.
Das Momo-Lenkrad ist lediglich mit sechs Inbusschrauben befestigt, liegt aber sagenhaft in der Hand. Links hinterm Lenkrad wird der Hebel gedreht, um die beiden Klappscheinwerfer zum Hochfahren und Leuchten zu bringen. Ein Ferrari-Klassiker: Die aus dem Vollen gefräste Schaltkulisse aus Aluminium sorgt stets für präzise Gangwechsel. Übrigens liegt, ganz rennsportlich, der erste von fünf Vorwärtsgängen links unten, der Rückwärtsgang darüber. Eine unvergessliche Ausfahrt in einem sensationellen Fahrzeug, das im Falle eines Verkaufs in einem Auktionshaus mindestens 3,5 Millionen Euro bringen sollte. Und, irgendwie komisch oder täuschen wir uns, es scheint nach Wildschweinbraten zu riechen.
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