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WEC 6h Imola 2024: Ferrari knüppelt Sieg mit Fauxpas in die Mülltonne!

wec 6h imola 2024: ferrari knüppelt sieg mit fauxpas in die mülltonne!

Toyota erbt den Sieg nach einem fatalen Strategiefehler von Ferrari

Mit einem monumentalen Strategiefehler hat Ferrari den Sieg bei den 6 Stunden von Imola aus der Hand gegeben. Als nach dreieinhalb Stunden Regen einsetzt, ließ die AF-Corse-Mannschaft alle drei Ferrari 499P zu lange draußen und verspielte damit einen realistischen Sieg, nachdem die roten Boliden bis dahin angeführt hatten. (Ergebnis)

So geht Ferrari auf dramatische Weise ohne einen Podiumsplatz nach Hause. Am weitesten nach vorne kam noch der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen; 4. H) mit einem starken Überholmanöver von Antonio Fuoco gegen Brendon Hartley im Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa; 5. H). Der Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) wurde Siebter, der privat eingesetzte AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Schwarzman/Ye) Achter.

Es war – wie bereits anhand von Longrun-Daten zu erwarten war – bei weitem keine so große Dominanz wie es nach dem Qualifying den Anschein gemacht hatte. Allerdings erwies sich nicht Porsche, sondern Toyota als härtester Gegner.

Entsprechend ging der Sieg beim zweiten Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) an Mike Conway, Kamui Kobayashi und Nyck de Vries im Toyota GR010 Hybrid #7. Dieser Toyota war schon im Trockenen überraschend stark und konnte das Tempo von Ferrari mitgehen.

Nach dem Strategie-Fauxpas musste Toyota Gazoo Racing nur noch verwandeln, was die Kölner Mannschaft routiniert tat. Gegen Ende wurde es noch einmal eng mit dem Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor; 2. H), weil Kamui Kobayashi mittels Lift-and-Coast Sprit sparen musste, doch in eine realistische Angriffsposition kam der Porsche nie.

Ferrari bis zum Kardinalfehler tonangebend

Unter trockenen Bedingungen lief zunächst alles für Ferrari. Lediglich die #83 fiel zurück. Der Grund war eine Durchfahrtsstrafe wegen zu schnellen Fahrens unter Full Course Yellow zu Beginn des Rennens.

Ferrari wurde vor dem Rennen die Anzahl der Reifen für die gesamte Saison gekürzt (108 statt 120 Reifen für die Werksautos, 184 statt 200 Reifen für die #83). Alle Ferrari 499P nutzten die reifenschonende Charakteristik des Le-Mans-Hypercars und absolvierten Triplestints (mit Ausnahme der #50, die beim ersten Stopp einen Reifen wechselte).

Die weniger belastete linke Seite schickte Ferrari sogar in den vierten Stint. AF Corse war sich sicher, dass es nur kurz regnen würde. Doch für mehr als eine Stunde waren Regenreifen bei den Hypercars die bessere Wahl. Ferrari konnte die verlorene Zeit nie wieder aufholen und bekam auch keine weitere Safety-Car-Phase, die hätte helfen können.

Toyota hatte schon in der trockenen ersten Hälfte einen sehr guten Speed, allerdings keine gute “Track Position”. Die #7 hing zunächst hinter dem Porsche #6 fest. Dieser erwies sich dem Ferrari im ersten Stint als ebenbürtig, verschliss die Reifen aber im zweiten Teil des anfänglichen Doppelstints stärker.

Beim zweiten Stopp kam der Toyota #7 am Porsche #6 vorbei und setzte danach die führenden Ferrari unter Druck. Nach einer FCY gelang Nyck de Vries sogar das Überholmanöver gegen Miguel Molina. Kurze Zeit später setzte der Regen ein, gleichzeitig gab es die Premiere des virtuellen Safety-Cars mit anschließendem “echten” Safety-Car. Der Restart erfolgte dann auf nasser Fahrbahn.

Toyota im Nassen, Porsche am Ende am stärksten

Im Nassen war Toyota dann tonangebend. Als es aber zum Schluss wieder abtrocknete, kam Kevin Estre an Kamui Kobayashi heran. Dieser musste Sprit sparen, weil Toyota den letzten Stopp sehr früh einlegte und mehr als eine Stunde bis zur Ziellinie durchhalten musste. Estre rutschte seinerseits einmal in Rivazza raus, was Zeit kostete. Er kam ran, aber Kobayashi verteidigte routiniert.

Der Toyota #8 musste sich seinerseits erst einmal des BMWs #20 (S. van der Linde/Frijns/Rast; 6. H) entledigen. Das dauerte ebenfalls zwei Stunden. Nach dem Safety-Car hatte die #8 die dritte Position inne. Doch Brendon Hartley tat sich auf den Regenreifen schwer und geriet unter Druck vom Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki; 3. H).

Beim Stopp kam es zum Platztausch, womit Porsche Penske Motorsport beide Autos auf das Podest brachte. Der Toyota #8 belegte den vierten Rang. Fünfter hätte der BMW #20 werden können, doch dieser fing sich kurz vor Schluss eine Durchfahrtsstrafe wegen eines Boxenstoppvergehens ein und fiel auf den sechsten Platz zurück.

So rückte der Ferrari #50 noch auf P5 auf. Und in der allerletzten Runde gelang dann Fuoco noch das starke Manöver gegen Hartley. Es bleibt dennoch ein schwacher Trost für die 73.600 Zuschauer, die am Wochenende das Autodromo Enzo e Dino Ferrari besuchten.

Hinter den beiden anderen Ferrari holte der brandneue Peugeot #93 (Jensen/Müller/Vergne; 9. H) beim Debüt seine ersten Punkte. Dabei wäre die Fahrt beinahe schon in der ersten Stunde mit einem Getriebeproblem zu Ende gewesen. Doch es gelang, den Vortrieb wieder zu finden. Dass der Peugeot keinen Fehler machte, wurde in einem echten Überlebenskampf im Mittelfeld belohnt.

Den letzten Punkt holte sich der Cadillac #2 (Bamber/Lynn; 10. H), der damit an einem Wochenende, an dem es überhaupt nicht lief, noch einen WM-Zähler mitnahm. Leer aus gingen die Porsche-Kundenteams, die zahlreiche Ausritte zu beklagen hatten. Der Jota-Porsche #38 (Button/Hanson/Rasmussen; 11.) kam ohne Probleme durch, verpasste aber die Punkteränge knapp.

Startkollision bringt Mick Schumacher um alle Chancen

Ebenfalls ohne Punkte blieben der Lamborghini #63 (Bortolotti/Mortara/Kwjat; 12.) und Alpine. Für den Alpine #36 (Lapierre/Schumacher/Vaxiviere) war das Rennen schon in der ersten Kurve gelaufen. Mehrere Fahrzeuge wurden vom Ziehharmonikaeffekt überrascht und kreiselten von der Strecke, was auf der Stelle eine Safety-Car-Phase auslöste.

Schumachers Teamkollege Matthieu Vaxiviere, der den Start fuhr, wurde als Schuldiger der Kollision ausgemacht. Die 60-Sekunden-Strafe war jedoch nur das Tüpfelchen auf dem i, denn die Reparatur kostete bereits zwei Runden. Mehr als eine ausgedehnte Testfahrt war nicht möglich. Der Alpine #35 (Chatin/Habsburg/Milesi) verlor durch einen Abflug ins Kiesbett von Paul-Loup Chatin die Chance auf Punkte.

Ebenfalls in den Startcrash verwickelt waren der BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Wittmann; 19. H), dessen Reparatur gleich 22 Runden kostete, und der Peugeot #94 (di Resta/Duval/Vandoorne). Dieser verlor zwar nicht die Führungsrunde, fand aber auch unter SC nicht wieder den Anschluss ans Feld.

Der Isotta Fraschini #11 (Vernay/Serravalle/Bennett) fuhr ebenfalls in den Unfall hinein, kam aber mit kosmetischen Blessuren davon. Mehrere weitere Ausritte im Laufe des Rennens kosteten jedoch wertvolle Zeit.

BMW pokert sich zum LMGT3-Doppelsieg

In der LMGT3-Klasse darf sich BMW über einen souveränen Doppelsieg freuen – allerdings nicht durch Lokalmatador Valentino Rossi. Stattdessen triumphierte der WRT-BMW #31 (Leung/Gelael/Farfus; 1. LMGT3), gefolgt vom Schwesterauto, dem WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/Martin; 2. LMGT3).

Die BMW-Mannschaft wählte die beste Strategie, verzichtete trotz der Regenschauer auf die profilierten Reifen und kämpfte sich stattdessen mit den Slickreifen zum Sieg. Denn anders als bei den Hypercars, wo die Regenreifen unverzichtbar waren, waren bei den GT-Autos beide Reifen auf ähnlichem Niveau.

Der von der Poleposition gestartete Manthey-Porsche #92 (Malichin/Sturm/Bachler, 3. LMGT3), der lange Zeit ungefährdet in Führung lag, entschied sich auf nasser Strecke für die Regenreifen, was sich am Ende nicht auszahlen sollte. Zwar war Porsche-Fahrer Joel Sturm zwischenzeitlich der schnellste LMGT3 auf der Strecke, doch der Vorteil reichte nicht aus, um den zusätzlichen Boxenstopp wettzumachen.

Hinzu kam der Faktor, dass der Manthey-Porsche #92 in der Schlussphase wieder auf die kalten Trockenreifen wechseln musste, während die beiden WRT-BMW von den warmen Slicks profitierten.

Farfus schnappt sich Sieg nach Martin-Fehler

Schon vorher war es zwischen den beiden Teamkollegen zum Führungswechsel gekommen: Maxime Martin, aus der Vergangenheit eigentlich als Regenfahrer bekannt, kam mit den Bedingungen nicht so gut zurecht wie Teamkollege Augusto Farfus, der den Belgier nach einem Ausritt durch das Kiesbett überholte und sich damit rund eineinhalb Stunden vor Rennende an die Spitze setzte.

In der letzten Stunde bekam Martin wegen eines Safety-Car-Vergehens auch noch eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, die seinen zweiten Platz aber nicht mehr gefährdete: Dem Manthey-Porsche #92 fehlten am Ende 33,5 Sekunden auf den WRT-BMW #46, der wiederum 23,5 Sekunden hinter dem siegreichen Schwesterauto ins Ziel kam.

Auch in der LMGT3-Klasse gab es schon beim Start die ersten Raufereien: Noch auf der Start-Ziel-Geraden, also vor dem Hypercar-Chaos in Tamburello, krachte der Manthey-Porsche #91 (Shahin/Schuring/Lietz, 16. LMGT3) nach einer Kollision mit dem Proton-Ford #88 (Roda/Pedersen/Olsen) und dem Iron-Lynx-Lamborghini #85 (Bovy/Pin/Gatting, DNF) in die Mauer.

Alle drei Unglückspiloten mussten in der Folge die Box ansteuern, wobei Manthey und Iron-Lynx durch eine Reparaturpause rund 30 Minuten verloren und ans Ende des Feldes zurückfielen. Für das Damen-Trio war später sogar komplett Schluss. “Die Schäden am Auto sind eigentlich nicht groß, aber wir hatten Elektronikprobleme”, sagt Startfahrerin Sarah Bovy.

Über den Startunfall herrscht auch bei der Belgierin Ratlosigkeit: “Ich dachte, ich hätte eine rote Flagge gesehen, die Jungs vor mir wahrscheinlich auch. Deswegen haben sie verlangsamt, aber von hinten kamen die anderen Jungs.” Als Verursacher des Unfalls wurde von der Rennleitung der Manthey-Porsche #91 ausgemacht, der eine einmütige Stop-And-Go-Strafe erhielt.

Lexus & Lamborghini bleiben ohne Punkte

Der AF-Corse-Ferrari #55 (Heriau/Mann/Rovera, 4. LMGT3) mischte in der ersten Hälfte des Rennens ebenfalls an der Spitze mit und übernahm bedingt durch eine andere Strategie zweitweise sogar die Führung. Allerdings verspielte sich das Ferrari-Trio am Ende selbst die Chance auf den Sieg: Zwei Durchfahrtsstrafen, wegen der Missachtung von Tracklimits und einem Safety-Car-Vergehen, warfen die Italiener schlussendlich auf den vierten Platz zurück.

Der Heart-of-Racing-Aston-Martin #27 (James/Mancinelli/Riberas, 4. LMGT3), vom zweiten Platz ins Rennen gegangen, belegt nach einem unauffälligen Rennen den fünften Platz.

Dahinter landen der United-Autosports-McLaren #95 (Caygill/Pino/Sato, 6. LMGT3), gefolgt von den beiden TF-Sport-Corvette #81 (van Rompuy/Andrade/Eastwood, 7. LMGT3) und #82 (Koizumi/Baud/Juncadella, 8. LMGT3). Der Proton-Ford #77 (Hardwick/Robichon/Barker, 9. LMGT3) und der D’station-Aston-Martin #777 (Mateu/Bastard/Sörensen, 10. LMGT3) komplettieren die Top 10.

Lexus bleibt wie schon beim Auftakt in Katar ohne Punkte, obwohl sich der ASP-Lexus #87 (Kimura/Masson/Lopez, 15. LMGT3) mit einem guten Start vom 17. Platz auf die sechste Position nach vorne geschoben hatte. Am Ende wird das Trio auch wegen einiger Fahrfehler wieder auf die 15. Position durchgereicht. Das Schwesterauto, der ASP-Lexus #78 (Robin/Boguslawski/K. van der Linde), belegt den 14. Platz.

Auch Lamborghini kann beim Italien-Heimspiel keine Punkte sammeln: Der zweite Iron-Lynx-Lamborghini #60 (Schiavoni/Cressoni/Perera) überquert die Ziellinie auf dem 13. Rang.

Der dritte Saisonlauf der Langstrecken-WM findet am 11. Mai auf der Ardennen-Achterbahn im belgischen Spa-Francorchamps statt.

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