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Tesla Model 3

Fahrbericht Tesla Model 3: Vieles, aber nicht alles wurde besser

Wir konnten den neuen Tesla Model 3 auf einer ersten Ausfahrt testen. Was der Fahrbericht bestätigt: Vieles, aber nicht alles wurde besser.

fahrbericht tesla model 3: vieles, aber nicht alles wurde besser

(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Die Cybertruckpräsentation in München Parsdorf nutzten wir gleich für einen Ausritt im neuen Model 3, das uns wie Sauerbier angeboten wurde: „haben Sie schon einen Tesla“ – „Nein, wir sind von der Presse und wollten das neue Model 3 einfach mal fahren“…was wir ja gern tun wollen. „Dann müssten Sie sich eigentlich an die Presseabteilung…“ aber die antwortet ja nun mal nicht auf derartige Anfragen von uns, weshalb wir gern „privat“ fahren.

Der Verkaufsdruck scheint enormst zu sein

„Sie müssen das Model 3 unbedingt fahren – sind Sie schon Tesla gefahren?“ Ja, wir sind bis auf Roadster, Cybertruck und den Semi alle Tesla schon gefahren, teils mehrfach. „Dann kennen Sie sich ja aus: Der Wählschalter liegt jetzt links am Screen und der Blinker im Lenkrad“. Sehr gut, wissen wir und wollen starten, nicht ohne den letzten Hinweis:

“Sie müssen UNBEDINGT einen Tesla kaufen!“

Oh mein Gott, wie nötig hat es diese gehypte Company eigentlich, ihren vollen Hof leerer zu bekommen???

Für uns zählen Fakten und das Wischen am Screen geht in Ordnung, der Blinkerhebel gar nicht, denn um auf die Autobahn zu kommen, muss man in Parsdorf bei München durch zwei Kreisel und da ist die Lösung mit den Lenkradblinktasten einfach kompletter Murks, da man in der Kurve immer erst die Lenkradstellung checken muss, um korrekt zu blinken.

Doch genug gemotzt, unser Dual Motor Model 3 fährt sich immer noch wie ein Kart, aber eben nicht mehr so dünnhäutig. Die neue Verglasung sorgt für große Ruhe innen auch das Steineklickern in den Radhäusern ist weg. Auch das Soundsystem mit jetzt 17 statt 14 Speakern und zwei Subwoofern klingt hörbar satter. Und im Fond sitzt man auf der etwas höheren, neu ausgeformten bank tatsächlich eine Idee besser als im Vorgänger.

Schnell ladend, sparsam und stark

Beschleunigung und Raumausnutzung sind weiter über jeden Zweifel erhaben, der Bordrechner meldet bei wahrscheinlich eher schlampiger Fahrweise für die letzten 7.166 Kilometer 18,7 kWh/100 km Netto-Verbrauch, was brutto 20,6 kWh sind, sparsamer als der Polestar Long Range in unserem Test. Hatten wir aber erwartet – wir würden im Sommer wahrscheinlich locker auf 18 kWh/100 km minus x kommen, haben im Long Range auch schon mal knapp 15 geschafft – die Sparsamkeit blieb also, ebenso wie das dichte (pro Station zu) üppig bestückte Superchargernetz samt Fahrzeugerkennung. Einstecken, laden, weiterfahren, Rechnung kommt automatisch. So muss das Alles!

Geräusch, Komfort und Verarbeitung wurden allesamt dezent besser

Auch die Verarbeitung wurde dezent besser und Wertiger, wobei der Grat zwischen coolem Premium und Roller-Billig-Möbelbude bei Tesla schon sehr schmal ist – wobei wir das zurückhaltende Design sehr schätzen.

Und so strömen wir flott dahin, die 4,4 Sekunden auf 100 glauben wir einfach mal, alles unter fünf ist eh wooosh, klar bei 201 km/h regelt er ab, sonst schrumpft die Reichweite gar so schnell. Wobei die Souveränität ab 160 km/h dann schon dezent nachlässt, aber am entspanntesten strömt es ich ohnehin zwischen 120 und 150 km/h, immer wissend, dass man dann jederzeit großzügige Reserven hat…gut, die 629 km WLTP werden in der Realität eher zu 375 bis 425 km Reichweite, passt aber. Rechnerisch müsste der Tesla-Akku bei 14 kWh/100 km Verbrauch 88,06 kWh bieten, real sind es aber 75…womit sich das Model 3 spielerisch dirgieren lässt, auch die Direktheit und Kurvenfreude kam ihm nicht abhanden.

Klare und übersichtliche Bedienung

Auch die Bedienung ist, dafür, dass alles auf den Screen gepackt wurde, weiter einigermaßen übersichtlich und klar – die Menüs hat man trotz ihrer Vielfalt und teils Tiefen nach wie vor schneller intus als bei manch anderem Hersteller, zumal man wenig wischen muss, stattdessen aber per Direkteinsprung viel Ertippen kann. Was ein Unterschied ist!

Am Weg zurück tröpfelt es und wenn man Blinker, Wischer und ja, eigentlich auch den Fahrwählhebel eben als physische HEBEL belassen hätte, wäre das ergonomisch einfach sinnvoller gewesen. Und so kurven wir freudig und zügig, das Blinken auslassend durch die Kreisel zurück zum Tesla-Center. Wo wir jetzt auf die Fastlane dürfen, um die Show des Cybertruck mitzuerleben. Der mit seinen LEDs blinzelt und seinen gewaltigen Frunk öffnet.

Erfolg von Tesla beruht auf Fakten

Was Tesla genauso wenig nötig hätte wie den Hinweis, dass wir doch unbedingt einen Tesla fahren oder noch besser kaufen MÜSSEN…unser nackter weißer Basis-Long-range mit Allrad startet aktuell bei 49.990 Euro. Mit kleinerem Akku und Heckantrieb only und kleinerem 58-kWh-Akku sind es gar nur 40.990 Euro (Stand 28.5.2024) brutto.

Was bedeutet das?

Der Erfolg Teslas beruht nicht auf Show, sondern auf Fakten. Als da wären: Tolles Ladeerlebnis, sparsamer, kräftiger Antrieb und tolle Raumausnutzung bei noch ordentlicher Bedienbarkeit. Schade nur, das die schlechter wurde und das Model 3 mit dem Facelift zwar komfortabler und leiser aber nicht noch sparsamer wurde. Auch die Versicherungseinstufungen sind wegen Gigacasting und Co hoch. Trotzdem würden auch wir empfehlen: Ja, sie können nach wie vor über einen Tesla nachdenken…

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