Der Spruch von Aristoteles mag das Geheimnis des optimierten Skoda Enyaq sein, der trotz einer Summe verbesserter Teile ein überzeugendes Gesamtpaket abgibt.
Bestverkauftes Auto in Österreich im Oktober 2023, bestverkauftes Elektromodell in Deutschland im Oktober und November 2023 – der Skoda Enyaq muss vieles richtig machen. Und wurde jetzt dezent optimiert. Optisch sieht man ihm sein Update nicht an, wenn man nicht gerade die neue Ausstattung Laurin&Clement oder das Coupé als neue Basisversion „60“ fährt. Wir haben nach dem Schneesturm drei Modelle zwischen München und Bad Leogang ausgiebig ausprobiert und uns vom 250-kW-RS über den 85x als Laurin&Klement zum 85 von „oben nach unten“ durchgefahren.
Neu: Akkuvorkonditionierung und Plug&Charge – klappt so lala…
Wir hoffen einfach mal, dass sich das Software-Thema noch einschwingt, denn sonst ließ der RS nix anbrennen: Das neu strukturierte Menü am Zentralscreen ließ sich einfach bedienen und den Slider nutzt der Enyaq nur zur Einstellung der Laustärke und dafür eignet er sich sehr gut! Zumal auch das Soundsystem mit starken Bässen und ordentlicher Umhüllung zu gefallen wusste. Man freut sich über das hochwertig eingerichtete Interieur mit dezenten verchromten Akzenten samt den skulpturalen Türgriffen, soften Oberflächen und feinen Akzentnähten.
„Laura“ ist verständiger denn je, auch wenn sie bisweilen zicken kann
Dazu kommt ein gekonnt abgestimmtes Fahrwerk, eine in der Tat noch druckvollere Beschleunigung als beim 220-kW-Vorgänger (auf 100 geht es jetzt in 5,5 statt 6,5 Sekunden, was man deutlich merkt) und eine erhöhte Reichweite: Unser Coupé kommt jetzt bis zu 547 statt 523 Kilometer weit und tatsächlich hielt es sich trotz fieser Außentemperaturen im Stromkonsum zurück, auch weil eine Wärmepumpe jetzt immer serienmäßig an Bord ist und man den Antrieben Detailarbeit angedeihen ließ. Die vordere E-Maschine kommt jetzt wie der hintere Antrieb auch aus Kassel statt aus China. Nachdem wir uns gut beheizen ließen und teils über verschneite Nebenstraßen sehr freudig bergan stürmten (das Ziel lag 300 m höher als der Startpunkt), gingen die rund 24 kWh/100km netto, die real eher 26,5 kWh/100 km brutto sind, in Ordnung.
Wie in der Premiumklasse: Verschiedene edle Interieurfarben
Umstieg in den 85 x in der neuen Laurin&Klement-Ausstattung, die mit dem hellen beigen Interieur und Klavierlackleisten nochmal edler wirkt als im RS. Auch er ist von 195 auf 210 kW erstarkt, was man nicht ganz so stark spürt – weniger als die edle Optik sich auf unseren fahrpedalfuß ausgewirkt hat: Am Ende standen wir hier bei 22,8 kWh/100 km netto, was brutto gut 25,1 kWh/100 km entspricht. Dass es auch ganz anders geht, zeigte uns der zum Schluss gefahrene 85, der mit seiner sattelbraunen und damit nicht ganz so empfindlichen Ausstattung bis zur Autobahn mit 17,8 kWh/100 km hinkam, womit er trotz Kälte unter 20 kWh/100 km brutto blieb. Für ihn gibt Skoda auch 565 statt 548 km Reichweite nach WLTP an, die aber ebenso realitätsfern sind wie die 538 km des zuvor gefahrenen 85x. Trotzdem lagen die Verbräuche allesamt günstig, denn unser ebenfalls im Winter gefahrener Testwagen gönnte sich damals 24,1 kWh/100 km, der RS kam ein Jahr später schon auf günstigere 22,9 kWh/100 km, auf Langstrecke aber auf 26,7 kWh/100 km. Insofern können wir vorsichtig konstatieren: Die Neuen dürften tatsächlich etwas sparsamer geworden sein. Greifbare Werte wird aber erst unsere Testrunde liefern…
Mit dem 85 wollten wir am Rückweg nochmal die Akkuvorkonditionierung testen: Haben wir im Display aktiviert und bekamen angezeigt, dass er in 50 Minuten soweit wäre, 63 kW zu ziehen…ohne Vorkonditionierung könne er leider nur 35 anbieten…ups! Also trieben wir ihn dann auf deutschen Autobahnen etwas flotter zum Irschenberg, was E-Maschine und Akku auch half, die Ladeprognose anzuheben: Am Alpitronic-HPC-Charger bei Dinzler zog er dann am Ende auch mit bis zu 88 kW, was immer noch weit unter den 135 kW der Kollegen lag, aber im Gegensatz zur ersten Ladung am Hinweg waren gut 20 kWh in 16 Minuten geladen. Doch wirklich flottes HPC-Laden mit 100 kW plus (der 85 schafft maximal 135 kW) war er halt noch nicht. Trotzdem genügt das Gebotene auch für entspannte längere Reisen, der Kernkompetenz des Enyaq.
Heißt am Ende: Wer sich den 85 mit schicken Rädern und sattelbraunem Interieur gönnt, kommt sich schon vor wie in einem Oberklasse-Luxus-SUV und kann ihn im Sommer – bei zartem Fahrpedalfuß gut unter 20 kWh/100 km herunterbringen – leichter als beim Vorgänger. Doch wir hatten es eilig und wurden auf der A8 nach München trotz Abregelung bei 180 km/h eigentlich von fast niemandem überholt, wofür die 22,9 kWh/100 km netto am Ende noch ganz okay waren…und mussten feststellen: Der Enyaq als Ganzes bleibt ein gelungenes Ganzes, selbst wenn es bei manch einzelnem „Teil“ bisweilen vor allem softwareseitig noch etwas hakt.
Skoda bietet werkseitig schon seit längerem keine Taxi- oder Mietwagen-Pakete mehr an, die zuvor von INTAX gekommen waren. Aufgrund der Verwandtschaft zu den VW ID.-Modellen wäre es vielleicht möglich, den Enyaq bei Umrüstern wie Reuss in Hamburg zum Taxi oder Mietwagen umrüsten zu lassen. Interessierte mit guter Skoda-Werkstatt in der Nähe, die auf Prozente seitens der Herstellers verzichten können, könnten das ja einfach mal nachfragen.