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Elektroauto Skoda Enyaq 85x: Erster Fahreindruck nach der Modellpflege

Skoda verspricht mit der Überarbeitung des Enyaq erhebliche Fortschritte bei Motor- und Ladeleistung, von der allerdings nicht alle profitieren.

elektroauto skoda enyaq 85x: erster fahreindruck nach der modellpflege

(Bild: Skoda)

In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat Skoda nach eigenem Bekunden weltweit rund 55.000 Enyaq ausgeliefert. Eine erstaunliche Zahl, denn in den Bereichen Infotainment, Ladeleistung und Reichweite spielt das E-SUV nicht in der ersten Liga. Mit der Modellpflege will Skoda aufholen, was angesichts eines wachsenden Konkurrenzumfeldes auch nötig ist. Eine erste Fahrt mit dem überarbeiteten Skoda Enyaq 85x.

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Was Kunden woll(t)en

Den bisherigen Erfolg hat Skoda nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass die globale Zielgruppe groß ist. Statt Kombi oder Van greifen die Kunden, auch mangels Angebot, zum E-SUV, und mit etwas mehr als 4,6 m passt der Enyaq für viele ins gesuchte Raster. Dabei sind die Vorlieben der Enyaq-Käufer überdeutlich: Nur ein Bruchteil der Käufer greift zum Basismodell mit 58-kWh-Batterie oder zum Coupé-Darsteller. Die Mehrheit kauft das konventionelle SUV mit der größeren Batterie. Der Listenpreis liegt in der Regel oberhalb von 50.000 Euro. Wer die von uns gefahrene Luxus-Variante “L&K” haben will, legt wenigstens 59.000 Euro auf den Tisch, hat dann allerdings auch nur noch wenige Möglichkeiten, den Preis noch weiter nach oben zu treiben.

elektroauto skoda enyaq 85x: erster fahreindruck nach der modellpflege Äußerlich blieb der Enyaq bis auf winzige Details unverändert.

Dafür bekommt der Kunde in jedem Fall ein überaus geräumiges Auto. Vorn wie hinten gibt es reichlich Platz, und auch der Kofferraum ist, je nach Ausstattung, mit 570 bis 585 Litern für die meisten Anforderungen einer Familie ausreichend dimensioniert. Der Testwagen war ordentlich verarbeitet. Neu ist der innere Glanz, den die Nobel-Version verströmt. Das Armaturenbrett ist mit Kunstleder bezogen, die bequemen Sitze teilweise mit echtem. Die Heizung spricht rasch an, und die Massagefunktion, die die L&K-Ausstattung für beide Vordersitze mitbringt, arbeitet angenehm.

Infotainment: Endlich solide

Deutlich vorwärts geht es mit dem Facelift im Bereich Infotainment. Das System arbeitet spürbar flotter als bisher, und die Idee, bestimmte Funktionen über eine Favoritenleiste sehr einfach zugänglich zu machen, ist hervorragend. Verbessert wurde auch die Sprachsteuerung, die nun verständiger ist. Volkswagen mag mit diesem Stand keine Spitzenposition einnehmen, hat aber ein Level erreicht, mit dem es sich leben lässt. Der mickrige Bildschirm vor dem Lenkrad blieb erhalten, wird aber durch das optionale Head-up-Display entschärft. Alles in allem löst Skoda das Versprechen ein, den Enyaq an dieser Stelle erheblich zu verbessern.

Vier Antriebe

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Bei den Motoren ist das nicht in jedem Fall so. Im Enyaq sind nach der Überarbeitung vier Antriebsstränge zu haben:

Version Leistung in kW Verbrauch WLTP Batterie (kWh) Preis ab
60 132 16,1 bis 17 58 44200
85 210 14,9 bis 15,9 77 48900
85x 210 16 bis 16,9 77 51150
RS 250 16,1 bis 16,7 77 61050

Abseits der Basis, die bisher nur eine Minderheit der Enyaq-Käufer wählte, profitiert der Kunde von erheblich höherer Motorleistung. Im Enyaq 60 arbeitet ein E-Motor mit 132 kW an der Hinterachse, die 58-kWh-Batterie kann laut Datenblatt mit maximal 120 kW geladen werden. Der Bestseller im Sortiment legt um 60 auf 210 kW zu. Damit sprintet das E-SUV in unter sieben Sekunden auf 100 km/h, also deutlich flotter als bisher. Etwas seltsam ist die Entscheidung, ein Allradmodell mit zusätzlichem 80-kW-Asynchronmotor anzubieten, mit dem die Systemleistung auf dem Niveau des Hecktrieblers bleibt.

Weit mehr als nur ausreichend

Am Steuer dieses Allradmodells ist von dem enormen Zuwachs verblüffend wenig zu spüren. Das E-SUV legt bei Bedarf recht kraftvoll los, doch der subjektive Fahreindruck ist auch hier nicht davon geprägt, wie viel Leistung in der Spitze abrufbar ist, sondern dass der Schub jederzeit in vollem Umfang einsetzen kann. Naheliegenderweise ist mit, um es in alter Währung auszudrücken, 286 PS und einem maximalen Drehmoment von 545 Nm ein Leistungspotenzial vorhanden, das den Enyaq sehr souverän antreibt. Dass andere E-SUVs nochmals erheblich schneller beschleunigen, ändert an dieser Feststellung nichts. Der Enyaq 85x bietet deutlich mehr als nur ausreichendes Spurtvermögen.

Mehr Ladeleistung: Nicht für alle

Das Allradmodell bietet nicht mehr Motorleistung und ist trotz besserer Traktion auch nicht nennenswert schneller als der Hecktriebler. Dennoch werden einige über diese Version nachdenken, denn Skoda hat sich etwas einfallen lassen. Die höhere Ladeleistung von 175 kW in der Spitze bekommen nur die Allrad- und die RS-Version. Der Hecktriebler mit der 77-kWh-Batterie bleibt bei 135 kW DC-Ladeleistung. Das ist ein ziemlich unfreundlicher Zug der Kalkulatoren, zumal sich niemand blenden lassen sollte: Einerseits liegt die jeweilige Maximalleistung nur in einem schmalen Ladefenster an, und das auch nur unter idealen Bedingungen. Statt 36 sollen mit der höheren Ladeleistung 28 Minuten ausreichen, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent zu bringen. Von dem, was Tesla und Modelle des Hyundai-Konzerns in dieser Hinsicht bieten, ist der Enyaq auch nach der Überarbeitung weit entfernt.

Skoda Enyaq 2024 (5 Bilder)

elektroauto skoda enyaq 85x: erster fahreindruck nach der modellpflege

Die teuerste Ausstattungsline L&K hebt den Qualitätseindruck des Innenraums spürbar an. (Bild: Skoda)

Vorkonditionierung

Auf der anderen Seite zieht Skoda ein Feature nach, auf das man gerade unter den aktuellen Wetterbedingungen bei Volkswagen lange warten musste. Endlich kann man die Batterie vorkonditionieren. Damit lässt sich der Speicher gezielt auf eine Temperatur bringen, mit der sich die maximale Ladeleistung auch im Winter abrufen lässt. Die Vorheizung passiert automatisiert, wenn der Ladeplaner einen Stopp an der Ladesäule vorsieht oder die als Ziel eingegeben wird. Der Fahrer kann das auch manuell anstoßen. Das empfiehlt sich übrigens auch, wenn ein Ladestopp an einer AC-Ladesäule geplant ist. Dort hätten sich Enyaq-Fahrer, die auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, sicher gefreut, wenn Volkswagen das Update der Plattform genutzt hätte, um die meistens verfügbaren 22 kW an den AC-Ladesäulen komplett nutzen zu können. Das ist ärgerlich, denn für diese Fahrer macht das in den meisten Fahrprofilen einen großen Unterschied.

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Abseits davon überzeugt der Enyaq mit den Qualitäten, die ihn bisher schon ausgezeichnet und letztlich auch erfolgreich gemacht haben. Er bietet viel Platz, ist ordentlich verarbeitet und offenbar für die Zielgruppe auch nicht zu teuer. Dass er bei Infotainment und Ladeleistung nicht in der Spitzenliga mitspielt, ist für sie kein Argument gegen ihn. Sein Fahrwerk ist eher komfortabel ausgelegt, statt vordergründig eine Dynamik vorzutäuschen, die in dieser Klasse ohnehin nur eine Minderheit sucht. Wer das in der Verpackung eines Enyaq haben will, muss zum RS greifen. Finanziell allerdings ist spätestens dann ein Niveau erreicht, in dem E-Autos vom Schlage eines Genesis GV70 Electrified nicht mehr weit entfernt sind. Das Tesla Model Y überholt der Skoda Enyaq dann.

Fazit

Komfortniveau, Langstreckenqualitäten und Kraft in allen Lebenslagen – der Skoda Enyaq ist unverändert eine gute Wahl. Mit der Überarbeitung zieht ein Infotainmentsystem ein, das die bisherigen Leiden hinter sich lässt. Auf diesem Stand hätte das zum Start sein sollen. Die teure L&K-Ausstattung veredelt ihn innen spürbar, womit die Marke hoffen darf, neue Kunden anzusprechen. Erstaunt hat uns, wie wenig von der Antriebsstärkung im Alltag zu spüren ist. Skoda kann auf eine treue Kundschaft bauen, muss allerdings aufpassen, den Bogen bei den Preisen nicht zu überspannen. Denn zu einem hochwertig ausgestatteten Enyaq gibt es durchaus interessante Alternativen jenseits des Konzerns. Und das Angebot wird nicht kleiner.

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(mfz)

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