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Elektroauto Ford E-Tourneo: Erster Fahreindruck

Erste Fahreindrücke aus dem deutlich gereift wirkenden Elektro-Kleinbus zeigen, wie Ford mit dem Tourneo Custom auf zahlungskräftige Kunden zielt.

elektroauto ford e-tourneo: erster fahreindruck

(Bild: Ford)

Ford will in den kommenden Jahren seine gesamte Modellpalette elektrifizieren. Doch wer jetzt an Fiesta oder Focus denkt, der irrt. Der Transit ist zusammen mit dem Tourneo eines der erfolgreichsten Nutzfahrzeuge in Europa und kaum ein Modell ist wichtiger für Ford. Das Kölner Unternehmen will auch mit den batterieelektrischen Versionen seiner Vans und leichten Nutzfahrzeuge vorne mitspielen und bietet sie parallel zu den beliebten Diesel-Motorisierungen an. Die Marke bewirbt sie mit um bis zu 40 Prozent niedrigeren Betriebskosten. Ein Vorserienexemplar stand uns zu einer kurzen Probefahrt zur Verfügung. Mit dem Tourneo sollen vor allem Kunden angesprochen werden, die einen großen Pkw suchen. Nutzfahrzeugambiente wird daher peinlich vermieden, so gut es eben geht. Und das tut es. Genauso erfolgreich war Ford bei der Abstimmung des Fahrwerks, das keine Transporter-Gefühle mehr anklingen lässt.

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Komfort wie im Pkw

Der in der Türkei produzierte Tourneo erreicht beim Interieur ein Niveau wie von Mittelklasse-Limousinen oder Kompakt-SUV. Displays hinter dem Steuer und in der Mitte der Armaturentafel (13 Zoll Diagonale) ersetzen herkömmliche Instrumente, informieren über alle wichtigen Details und dienen als Zentrale für Fords “Sync4”-Infotainment, respektive für die serienmäßige Android-Auto- und Apple-CarPlay-Konnektivität. Auf Wunsch gibt es elektrisch einstellbare Kunstledersitze, Sitzheizung und getrennte Klimaregelung auch für die Passagiere hinter der ersten Reihe, ein festes Panoramadach und elektrische Schiebetüren. Die mächtige Heckklappe öffnet allerdings weiterhin unmotorisiert.

Elektroauto Ford Tourneo (8 Bilder)

elektroauto ford e-tourneo: erster fahreindruck

Volkswagen hat 2016 damit begonnen, das Lenkrad auch in seinen Transportern abzuflachen. Ford versucht damit wohl noch mehr Pkw nahezulegen und flacht es auch noch oben ab. Das wirkt unfreiwillig komisch und ist wohl auch nicht jedermanns Sache. (Bild: Ford)

Nach dem Druck auf den Startknopf kann die Fahrtrichtung per Lenkstockhebel – leider unbeleuchtet – gewählt werden. Sehr flott und fast lautlos beschleunigt der Tourneo, sein Elektromotor im Heck leistet 160 kW und bietet 415 Nm maximales Drehmoment. Kurz in eine Lücke gesprungen oder einen langen Anstieg ohne Tempoverlust hinauffahren fühlt sich bei leerem Fahrzeug geradezu leichtfüßig an. Angenehm ist die Option auf Einpedalfahren mit kräftiger Rekuperation beim Loslassen des Fahrpedals. Die Bremse muss man nur noch an Ampeln, starkem Gefälle oder bisweilen bei unbedachten Manövern anderer Verkehrsteilnehmer betätigen.

Leichtgängig, aber mit Gefühl

Die 82,5 kWh fassende Batterie zwischen den Achsen lässt den elektrischen Tourneo satt auf der Straße liegen, wozu auch spürbar seine hintere Einzelradaufhängung beiträgt. Der Fahrwerkskomfort ist dank des Zusatzgewichts unbeladen besser als bei den herkömmlich motorisierten Versionen. Die Lenkung ist zwar sehr leichtgängig, doch bietet sie ohne Antriebskräfte auf der Vorderachse ein besseres Gefühl für die Straße. So wünscht man sich das auch bei einigen Elektro-Pkw, die mit dem Handikap eines Frontantriebs leben müssen. Beim Tourneo ist es übrigens eine Alleinstellung der Elektroversion, die anderen Motorisierungen haben weiterhin Frontantrieb.

Elektroauto Ford Tourneo (6 Bilder)

elektroauto ford e-tourneo: erster fahreindruck

Der Tourneo ist größer, schwerer und höher als ein Pkw, fühlt sich aber nicht an wie ein Transporter. (Bild: Ford)

Platz bietet nicht nur die 5,45 m lange XL-Version auf den drei Sitzreihen mehr als genug. Auch die Normvariante mit 5,05 m Länge bietet viel Lebensraum und ein Sitzsystem, das sich mit wenigen Handgriffen den Wünschen der maximal acht Insassen oder der spezifischen Nutzung anpasst. Das Gepäckvolumen ist in dem E-Tourneo Bus in jeder Konfiguration groß, denn zwischen 672 und 5908 Litern ist je nach Sitzbelegung drin. Die vielen Ablagen im Armaturenbrett, in den Türen und an den Sitzen sind praktisch, aber leider nicht auskleidet und lassen daher kleine Gegenstände klappern. Außer zahlreichen USB-Ladeports und induktiver Smartphoneladung bietet der Ford Steckdosen für Heim-Elektrogeräte mit bis zu 2,3 kW.

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Zwei Tonnen Anhängelast

Die maximale Nutzlast ist bei 3400 kg zulässigem Gesamtgewicht durch den gewichtigen Akku auf 700 Kilogramm begrenzt. Von der Anhängelast bleiben immerhin zwei Tonnen. Wer sich zurückhält und nicht ständig schwer beladen fährt, hat eine Chance, die versprochene Reichweite von 300 km zu erreichen, die bei einem Normverbrauch zwischen 24,7 und 41,4 kWh/100 km möglich ist. Zum Kilometerfressen auf der Langstrecke eignen sich die Diesel, die zudem auch als Allradler verfügbar sind, deutlich besser. Einen Kompromiss macht der Tourneo mit Plug-in-Hybridantrieb, der 171 kW Systemleistung bietet und rein elektrisch bis zu 50 km schaffen soll.

Elektroauto Ford Tourneo (4 Bilder)

elektroauto ford e-tourneo: erster fahreindruck

Unter der Haube hat Ford beim Elektro-Tourneo die Leistungselektrik untergebracht. (Bild: Ford)

Der Ford E-Tourneo lädt mit maximalen 125 kW an Gleichstrom und soll so bestenfalls von 15(!) auf 80 Prozent gut 41 Minuten benötigen, entsprechend 38 km Reichweite alle fünf Minuten. Eine serienmäßige Wärmepumpe steigert die Effizienz der Lade- und Entladevorgänge. Beim eingebauten Wechselstromladegerät beschränkt Ford sein Angebot auf einen dreiphasigen 11-kW-Lader, was nur durchschnittlich flotte AC-Ladevorgänge ermöglicht. Ford bietet dazu eine Wallbox an und verspricht eine Ladedauer von unter acht Stunden. Die Ladestecker liegen unter dem rechten Scheinwerfer.

Der Basispreis für den mäßig ausgestatteten Ford E-Tourneo Trend liegt bei 66.818 Euro (brutto). Die Edelversion “Titanium X” mit LED-Licht, elektrischen Schiebetüren, 19-Zoll-Alufelgen, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Navigation und verschiedenen Fahrerassistenzsystemen kostet mindestens 75.624 Euro, für die Langversion mit 40 cm mehr Radstand verlangt Ford eine Aufzahlung von knapp 1000 Euro. Die ersten Auslieferungen sollen ab Juli 2024 stattfinden.

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(fpi)

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