Citroën

Elektroauto Citroën ë-C4 X im Test​: Preiswert statt Spitze

Der Citroën ë-C4 X überzeugt mit Komfort und günstigem Preis. Mit Reichweite und Ladeleistung kann man leben, der Ladeplaner aber wirkt bestenfalls unfertig.

elektroauto citroën ë-c4 x im test​: preiswert statt spitze

(Bild: Pillau)

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Citroën – die Marke stand einst für technische Avantgarde, oft auch beim Design. Wer daran zweifelt, möge sich dem Vierteiler meines Kollegen Florian zum 2CV zuwenden. Oder sich vorstellen, welchen Eindruck das furiose Design eines Citroën DS bei der Präsentation 1955 gemacht haben mag – zu einer Zeit, in der manch eine Autofirma noch damit beschäftigt war, sich von der Gestaltung der Vorkriegsmodelle zu verabschieden. All das ist lange her, und technische wie optische Eigenwilligkeiten werden zwar oft bewundert, selten aber honoriert. Unter dem Dach von Stellantis herrscht ein strenger Kostendruck, und für Kunden, die bereit sind, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, gibt es die Marke DS. Nicht ganz einfach also für Citroën, sich einen Platz zu erarbeiten. Der ë-C4 X versucht aus der Masse mit einem markanten Äußeren herauszuragen. Angeboten wird er mit Verbrennungsmotoren und als Elektroauto. Mit letzterem waren wir unterwegs. Wie fährt sich der Franzose?

Polarisierend

Eine Abgrenzung zu anderen Modellen im Konzern unternimmt Citroën an zwei Stellen. Die Gestaltung ist, wollte man es höflich formulieren, gewöhnungsbedürftig und dürfte polarisieren. Auf mich wirkt sie von der Seite betrachtet vorn leicht gestaucht und hinten etwas länglich. Die Front ist ziemlich zerknautscht. Garniert wird das von einer schwarzen Umrandung unten, die das Auto optisch anhebt – vermutlich um es ein wenig nach SUV aussehen zu lassen. Ob das alles in allem gelungen ist, wird sicher unterschiedlich bewertet.

Enttäuschend ist, dass trotz angedeutetem Fließheck keine große Klappe zum Kofferraum führt, sondern nur eine kleine Luke. Er lässt sich also etwas umständlicher beladen, als es zunächst scheint. Mit 510 Litern ist er für eine 4,6 m lange Limousine ordentlich dimensioniert. Zur groben Orientierung: Der Peugeot 408 (Test) ist fast 10 cm länger und bietet als Plug-in-Hybrid 471 Liter. Die riesigen Bügel der Kofferraumklappe ragen weit in den Laderaum hinein. Citroën verkleidet sie halbherzig mit billigem Plastik, was derart unbeholfen aussieht, dass ein Verzicht optisch ein Gewinn gewesen wäre. Liebe Controller, bitte werdet aktiv.

Citroën ë-C4 X außen (5 Bilder)

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Das Design des Citroën ë-C4 X polarisiert. Er fällt mit seiner eigenwilligen Gestaltung auf. (Bild: Franz)

Alternativlose Hinterleuchtung

Dass Citroën das Auto anders aufteilt als Peugeot, wird auch beim Radstand deutlich. Der ë-C4 X hat nur 2,67 m zu bieten – das ist etwa so viel wie ein Opel Astra hat. Der Innenraum ist daher auch nicht viel größer, auf der Rückbank hat man in einem VW ID.4 erheblich mehr Bewegungsfreiheit. Und der beansprucht auch nicht mehr Verkehrsfläche. Die Innenraumgestaltung ist eher sachlich. Ein vergleichsweise winziges Display als Kombiinstrument wird breit umrahmt. Es lässt sich recht einfach konfigurieren, der Fahrer kann also bestimmen, was er dort sehen will. Warum der dicke Rand alternativlos, sprich nicht abwählbar hinterleuchtet werden muss, ist mir unerklärlich. Allerdings gehöre ich offenbar auch zu einer Minderheit, die unnötige Lichtquellen im Auto nachts eher störend findet. Ginge es nach mir, dürften die Controller auch an dieser Stelle einschreiten.

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Citroën ë-C4 X Innenraum (12 Bilder)

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Citroën bemüht sich um eine sachliche Einrichtung. Warum aber … (Bild: Pillau)

Bitte lange drücken

Die Auskleidung des Interieurs ist nicht herausragend hochwertig, aber insgesamt doch ordentlich verarbeitet, was ich als wichtiger erachte. Die Bedienung ist größtenteils intuitiv, doch ein paar Schrullen leistet sich Citroën dann doch. Die Lehnenverstellung ist nur schwer zu erreichen, die Sitzschienen für Langbeiner etwas kurz. Eine weiche Polsterung der mit einem sehr angenehmen Material bezogenen Sitze ist auf kurzen Strecken gemütlich. Auf langen Etappen wünscht man sich mehr Halt. Als gelegentlicher Fahrer eines Modells aus dem gleichen Konzern habe ich mich daran gewöhnt, dass der Startknopf lange gedrückt werden muss, um das Auto startbereit zu machen. Mein Kollege Florian fand das höchst irritierend. Ich dachte mit Wehmut daran, dass es in einigen E-Autos inzwischen reicht, sich mit dem Schlüssel in der Tasche einfach nur hinzusetzen.

Infotainment

Eingebettet in den Konzern, kann sich Citroën auch beim Infotainment nicht absetzen. Rasantes Tempo, ausgefallene Funktionen oder eine besonders hübsche Aufmachung gibt es nicht. Dafür kann auch hier die Oberfläche wunschgemäß belegt werden. Selbst an einen Drehregler für die Lautstärke hat Citroën gedacht – vorbildlich! Die Sprachsteuerung bleibt erwartungsgemäß hinter den Spitzensystemen weit zurück. Wer heute eigentlich Selbstverständliches wie Online-Verkehrsdaten haben will, muss schon nach dem ersten Jahr dafür eine Gebühr zahlen.

Zäher Anmeldeprozess

Zuvor muss er sich durch einen zähen Anmeldeprozess quälen, den ich mir nur so erklären kann, dass Stellantis darauf baut, dass ihn viele nicht bis zu Ende gehen. Es dauert, bis man die paar wenigen Funktionen der App vollständig freigeschaltet bekommt. Zwischendurch wird die Bitte gereicht, man möge ein paar Fahrten von mindestens 15 Minuten unternehmen. Wie schon oft in Tests von Konzernmodellen moniert: Macht es bitte gescheit, oder lasst es bleiben. Der Versuch, es möglichst billig zu lösen, hinterlässt bestenfalls ratlose Kunden. Zahlreiche Hersteller machen vor, wie das sehr viel einfacher geht. Stellantis müsste sich also nur durchringen und das kopieren. Der Optimist in mir vermutet: Das ist bereits in Arbeit.

Citroën ë-C4 X Routenplanung (5 Bilder)

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Das System erkennt, dass ein Ziel außerhalb der Reichweite liegt. Daraufhin … (Bild: Franz)

Was es nicht gibt

Mit dem, was das System alles nicht kann, könnten wir reichlich Zeilen füllen. Es fehlen unter anderem die Möglichkeit, den Ladestrom und den Ladestand zu begrenzen. Das System kennt zwar öffentliche Ladestationen, kann selber daraus aber keine Routenplanung mit Stopps formen. Wer das nutzen möchte, wird in der App auf die App “e-Routes” hingewiesen. Die kann dann eine fahrzeugspezifische Ladeplanung vornehmen, inklusive der Angaben, wann wo wie lange geladen werden muss, um sein Ziel optimal zu erreichen. Sie lässt sich nicht in das Werksnavigationssystem einbinden, kann aber über Android Auto dargestellt werden. Da eine Vorkonditionierung der Batterie nicht vorgesehen ist, fegt Stellantis auch das letzte Argument für ein Werks-Navigationssystem zuverlässig aus dem Weg. Android Auto und Apple CarPlay können ohne Kabel eingebunden werden. Der insgesamt dürftige Funktionsumfang ist in einem Kleinwagen vielleicht noch irgendwie vermittelbar, zwei Klassen darüber aber wirkt das schon arg rückständig.

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