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Elektro-Sportwagen "Es ist möglich, aber..." – warum der Bugatti-CEO den Tesla Roadster kritisch sieht

Ende Februar sorgte Tesla-Chef Elon Musk für Aufsehen. “Heute Abend haben wir die Designziele für den neuen Tesla Roadster radikal erhöht. So ein Auto wird es nie wieder geben, wenn man es überhaupt ein Auto nennen kann”, schrieb er auf . Musk weiter: “Ich glaube, das wird die spektakulärste Produktdemo aller Zeiten.” Tatsächlich warten viele Menschen darauf, dass Tesla die Neuauflage des Roadsters, den Grundstein des Unternehmens, endlich fertigstellt. Die Durststrecke für Fans des schnittigen Sportwagens ist durchaus beachtlich: Bereits 2011 kündigte Tesla einen Nachfolger des Modells an, 2015 vertröstete man dann auf 2019, 2016 erklärte Musk dann nur noch, dass sich das Projekt weiterhin in der Entwicklung befinde, aber noch “einige Jahre entfernt” sei.

Tesla will den Roadster 2025 auf die Straße bringen

Allmählich wird der Plan wieder konkreter. Noch in diesem Jahr will Tesla das fertige Auto präsentieren, schon im kommenden Jahr sollen die Auslieferungen beginnen. Um die Vorfreude der möglichen Käufer wieder etwas in Fahrt zu bringen, ließ es sich Musk nicht nehmen, einen kleinen Teaser zu hinterlassen. Auf die Frage, wie schnell der Wagen beschleunige, antwortete er: “Von 0 auf 60 mph (96 km/h) in weniger als 1 Sekunde – und das ist der uninteressanteste Teil.”

Schon 2018 legte Musk dar, wie Tesla den Rekord knacken will. Das berichtete unter anderem “”. Musk deutete an, dass der Wagen in Zusammenarbeit mit seinem Weltraumunternehmen SpaceX entstehen solle. Er sprach vom sogenannten “SpaceX-Paket”. Wer diese bisher unbepreiste Zusatzausstattung wählt, müsse aber auf die hintere Sitzreihe verzichten. Da Musk hier ohnehin von “Kindersitzen” spricht, ist das wohl kein großer Verlust. In den so freigewordenen Platz will Tesla dann ein COPV (Composite Overwrapped Pressure Vessel) montieren. Das sind spezielle Druckbehälter, die einen gezielten Gasausstoß ermöglichen und so für zusätzlichen Schub sorgen können.

Damals erklärte Musk, dass die Triebwerke der SpaceX-Version nicht nur für die Beschleunigung konzipiert seien, sondern auch zum Bremsen und um das Fahrzeug in Kurven drücken zu können. Solche Systeme existieren bisher nicht in Autos.

Man muss sich ein Bild davon machen, was für eine herausragende Leistung es wäre, den Wagen so schnell auf beinahe 100 km/h zu bringen. Selbst das aktuell schnellste Serienfahrzeug der Welt, der Rimac Nevera, schafft das “nur” in 1,74 Sekunden. Das Tesla Model S Plaid liegt bei 1,98 Sekunden. Prototypen und Konzepte schaffen es zwar noch etwas schneller, unter einer Sekunde liegt aber keiner. Die Bestmarke hält derzeit der McMurtry Speirling mit 1,4 Sekunden – und auch das gelingt dem Auto nur mit einem Trick (hier erfahren Sie mehr).

Mate Rimac hält Teslas Vorhaben grundsätzlich für möglich

Experten wie Mate Rimac, CEO von Bugatti und Gründer von Rimac, dem Hersteller des Nevera, sehen eine Umsetzung des Vorhabens daher eher kritisch.

Angesprochen auf Musks Angaben zur Leistung des Roadsters, ließ es sich Rimac nicht nehmen, auf eine längere Erklärung zu geben, wie und unter welchen Umständen diese Leistung möglich sei. Er geht sogar davon aus, dass Tesla es schaffen könnte und schreibt: “Mit Schubdüsen ist es möglich, […] aber das Problem ist, dass man die Luft in 2-3 Sekunden freisetzt und dann eine Menge totes Gewicht mit sich herumschleppt (Tanks, Kompressor, Ventile, Düsen, usw.). Das Gleiche gilt für Lüfter (wie beim Speirling, Anm. d. Red.) – sie sorgen nur für mehr Grip, aber man braucht etwa 30.000 Newtonmeter an den Rädern, um unter einer Sekunde von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Das bedeutet, dass man riesige Motoren, Umrichter, Getriebe, Antriebswellen usw. braucht.”

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Damit wäre es aber nicht getan, so Mate Rimac weiter. Ganz im Gegenteil. Denn für eine solche Leistung darf man auch nicht zu viel Gewicht auf die Straße bringen. Weiter schreibt er: “Außerdem muss das Auto superleicht sein, da man sonst mit den Lüftern nicht viel zusätzlichen Anpressdruck erzeugen kann, da die Reifen bei jeder Art von Auto mit 'normalem Supercar'-Gewicht sehr schnell überlastet wären, vor allem bei Elektroautos. […] Also sind Schubdüsen wirklich die einzige Möglichkeit, die es gibt. Aber sie bringen auch eine Menge Nachteile mit sich.”

Auf die Kritik, man schleppe “totes Gewicht” mit sich rum, scheint Tesla allerdings eine Antwort zu haben. Der Druck in den Flaschen soll durch Pumpen kontinuierlich wieder aufgebaut werden, wodurch der Schub theoretisch immer wieder zur Verfügung stünde und das ganze System nicht bis zu einer manuellen Befüllung brach läge.

Schubdüsen werfen viele Fragen auf

Es bleibt spannend, wie Tesla die zusätzlichen Bauteile in das Auto bauen will, die man offensichtlich für die genannten Rekordleistungen brauchen wird. Ein Leichtgewicht kann der Roadster nicht werden, da Tesla abseits purer Leistung auch 1000 Kilometer Reichweite verspricht, was unmöglich mit einer kleinen Batterie zu schaffen wäre. In vorigen Ankündigungen hieß es, die Batterie solle rund 200 Kilowattstunden fassen – das Doppelte im Vergleich zum Stromspeicher eines Model S P100D.

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Ein Kaltgasantrieb, der bisher bei keinem Auto zum Einsatz kommt, bringt zudem noch ganz andere Herausforderungen mit sich. Beispielsweise stellt sich die Frage, ob der Einsatz abseits abgesperrter Strecken überhaupt legal wäre und der Ausstoß von Gas sicher genug für den Straßenverkehr ist. Vermutlich ist auch das ein Teil der Nachteile, von denen Mate Rimac sprach.

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