Klaus Robatsch, Leiter Verkehrssicherheit im KFV, ist wegen der steigenden Unfallzahlen mit E-Scootern alarmiert.
Angesichts der steigenden Temperaturen dürften die E-Scooter-Fahrten und damit auch die Unfälle demnächst wieder stark zunehmen. Denn seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 hat sich auch die Anzahl der Verletzten in Österreich von 1.200 auf 6.000 im Jahr 2023 verfünffacht. Beunruhigend sind vor allem die Zahlen der alkoholisierten Unfalllenker.
Vor allem junge Menschen sind von den Unfällen mit E-Scootern betroffen. Die verunglückten Personen sind durchschnittlich 34 Jahre alt und damit deutlich jünger als bei zum Beispiel E-Bike-Unfällen (55 Jahre) und bei Fahrrad-Unfällen (46 Jahre). Alarmierend für das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) sind speziell die 12 Prozent der Verunfallten, die zum Unfallzeitpunkt unter Alkoholeinfluss standen. Alkohol spielt bei E-Scooter-Unfällen eine viel größere Rolle, als beim Lenken anderer Verkehrsmittel. Zum Vergleich: Im Pkw-Bereich beträgt bei Unfällen der Anteil der Betrunkenen am Steuer 4 Prozent und bei Motorrädern 3 Prozent.
Robatsch gibt zu bedenken: “Die Polizei darf jeden am Weiterfahren hindern, wenn die betreffende Person zum Beispiel aufgrund von Alkohol, Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Müdigkeit nicht mehr sicher fahren kann.”
KFV-Erhebungen zeigen, dass rund 77 Prozent der Unfälle mit E-Scootern selbstverschuldet sind, aber auch mangelndes Verantwortungsbewusstsein eine massive Rolle spielt. Demnach würden 13 Prozent von fast 200 Befragten unmittelbar nach dem Konsum von 2 großen Bier oder 2 Vierteln Wein sofort wieder mit dem E-Scooter fahren. 9 Prozent würden eine Stunde warten und 11 Prozent zirka 2 bis 3 Stunden.
Gegenmaßnahmen seien dringend notwendig, so Robatsch, denn laut Verkehrsunfallstatistik 2023 wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 1.245 Personen beim Fahren mit dem E-Scooter verletzt oder sogar getötet. Dabei handelt es sich um 4 Prozent aller in diesem Zeitraum Verunglückten im Straßenverkehr.
Da die Dunkelziffer weiterhin hoch ist, befragt das KFV regelmäßig Unfallopfer in ausgewählten Spitälern. Die Zahl der im Spital behandelten Verletzten hat sich von 2019 bis 2023 verfünffacht.
Nicht nur das KFV, sondern auch die Bevölkerung scheint eine Helmpflicht zu fordern. Laut einer KFV-Umfrage sollen 70 Prozent für eine Einführung einer Helmpflicht sein. Tatsächlich liegt die Helmtragequote derzeit in Österreich laut KFV-Erhebungen aber erst bei rund 9 Prozent und bei Leih-Scootern sogar noch deutlich darunter. Robatsch fordert weiters auch eine Drosselung auf 20 km/h und eine zweite Bremse.