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„E-Auto-Zwang fährt Wirtschaft an die Wand“ – Wagenknecht kritisiert Verbrenner-Aus scharf

Robert Habeck lädt am Montag zu einer Konferenz mit den Spitzen der Autohersteller. VW fordert eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie, während ein Ökonom vor einer Abwrackprämie warnt. Sahra Wagenknecht sieht „Brüsseler Bürokraten“ verantwortlich für den Niedergang der deutschen Autoindustrie.

„e-auto-zwang fährt wirtschaft an die wand“ – wagenknecht kritisiert verbrenner-aus scharf

„E-Auto-Zwang fährt Wirtschaft an die Wand“ – Wagenknecht kritisiert Verbrenner-Aus scharf

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lädt die Automobilindustrie am Montag zu einem Gipfeltreffen. Hintergrund ist die Krise beim Absatz von E-Autos. An der virtuellen Konferenz sollen die Spitzen der Autohersteller sowie Vertretern der Zulieferindustrie und des Verbandes der Automobilhersteller (VDA) teilnehmen.

Sahra Wagenknecht betont am Tag des Gipfels die Wichtigkeit des Verbrenner-Autos. „Mit dem E-Auto-Zwang fährt Deutschlands Wirtschaft an die Wand“, sagte die BSW-Vorsitzende WELT. „Der Niedergang der deutschen Automobilindustrie ist vor allem ein Ergebnis des E-Auto-Wahns von Brüsseler Bürokraten und einer ideologisch verbohrten Ampel.“

Der Volkswagen-Konzern möchte sich einem Medienbericht zufolge für eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie einsetzen. Wie der „Spiegel“ berichtet, fordert Volkswagen, dass der Staat künftig 4000 Euro zum Kauf eines reinen Elektroautos (BEV) zuschießt, wenn der Hersteller zusätzlich einen Preisnachlass von 2000 Euro gibt.

Wagenknecht hält das für den falschen Weg. Kaufprämien könnten die Reichweite von E-Autos nicht verlängern und keine Ladeinfrastruktur im Land schaffen, sagte sie WELT. Vielmehr sollten Gelder in die Entwicklung „verbrauchsärmerer Verbrennermodelle“ gesteckt werden, so Wagenknecht. „Was die Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht, ist einigermaßen klar: einen echten ‚Volkswagen‘, der komfortabel, bezahlbar und sparsam im Spritverbrauch ist.“ Dies sei ein besserer Beitrag zum Klimaschutz als eine „zwanghafte Förderung von E-Autos, deren Klimabilanz beim heutigen Strommix einem Mittelklasse-Verbrenner gar nicht überlegen“ sei.

Absatz von Stromautos stagniert – Mercedes-Chef wünscht Entgegenkommen

Hingegen fordert Ola Källenius, Chef von Mercedes, in der Klimapolitik ein Entgegenkommen der Politik. „Wir müssen über die CO₂-Regulierung in Europa reden“, sagte Källenius dem „Handelsblatt“. Zwar stehe der Stuttgarter Autobauer zum Ziel der Dekarbonisierung der Autoindustrie, „doch die Schätzungen der EU-Kommission waren zu optimistisch, wie sich jetzt zeigt“, sagt Källenius.

„Wir können die Kundenwünsche nicht ignorieren.“ Zurzeit stagniere der Absatz von Stromautos bei zehn Prozent. Konkret fordert Källenius eine Erleichterung bei den Klimavorgaben der EU für die Neuwagenflotten, die ab 2025 greifen. Weil die meisten europäischen Hersteller zu wenig Elektrofahrzeuge verkaufen, drohen der Industrie milliardenschwere Strafzahlungen.

Staat soll Prämie für E-Autos zahlen, fordert VW

Der Volkswagen-Vorschlag sieht dem „Spiegel“-Bericht zufolge außerdem vor, die heimische Autoproduktion durch die Berücksichtigung des CO₂-Fußabdrucks eines Autos zu fördern. So erhielten in Frankreich Käufer von E-Autos nur dann eine Förderung von 5000 bis 7000 Euro, wenn ihre Produktion weniger als 14,75 Tonnen CO₂ verursacht. Konkret trifft diese Einschränkung ausschließlich in China produzierte Fahrzeuge.

In der SPD von Kanzler Olaf Scholz wird eine Abwrackprämie von 6000 Euro diskutiert, die bei einem Wechsel von einem Verbrenner zu einem E-Auto gezahlt werden soll. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert verteidigt die Pläne seiner Partei. „Das ist ein Vorschlag, den wir jetzt in die Debatte einbringen“, sagte Kühnert am Sonntagabend in der ARD.

Die FDP reagiert skeptisch. „Es wäre völlig falsch, wenn wieder die Politik festlegt, welche Technologie am Ende des Tages marktfähig sein oder sich durchsetzen sollte“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. „Deswegen bin ich nicht begeistert von dieser Debatte.“

Top-Ökonom kritisiert Auto-Abwrackprämie

ZEW-Präsident Achim Wambach steht einer Abwrackprämie zur Förderung von Elektroautos kritisch gegenüber. Eine temporäre Förderung von E-Fahrzeugen könne zwar die Umstellung erleichtern, sagte der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). „Eine Abwrackprämie ist allerdings – abhängig von ihrer Ausgestaltung – problematisch“, fügte er hinzu. „Wenn funktionsfähige Fahrzeuge stillgelegt werden, werden Werte zerstört.“

Priorität sollte stattdessen der Ausbau der Ladesäulen haben. „Dabei ist darauf zu achten, dass Ladesäulen im Wettbewerb zueinander stehen, sodass Verbraucher eine Wahl zwischen verschiedenen Betreibern von Ladesäulen haben“, sagte Wambach. „Die derzeit zu beobachtenden regionalen Monopole bei Ladesäulen führen zu hohen Ladepreisen, was Elektrofahrzeuge unattraktiv macht.“

Einen direkten ökologischen Beitrag durch eine Abwrackprämie sieht Wambach nicht, der auch im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums sitzt. Da 2027 der europäische Emissionshandel auch für Benzin und Diesel in Kraft trete, dürften die Emissionen im Verkehrssektor damit entsprechend den europäischen Zielen begrenzt werden.

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