Ab auf den Parkplatz: In Zwickau warten Elektroautos von VW.
Für den Rest des Jahres 2024 gibt es nur noch wenig Hoffnung auf einen Aufschwung der Autokonjunktur. Aus der Perspektive von Henner Lehne, Prognosechef der Sparte Global Mobility bei Standard and Poor’s (S&P), geht es mit der Autoproduktion in Deutschland erst einmal abwärts: Die Autoanalysten von S&P prognostizieren für das ganze Jahr 2024 einen Rückgang der deutschen Autoproduktion um 0,7 Prozent. Ins Gewicht fällt dabei eine kräftige Verringerung der Produktion in den deutschen Werken des Volkswagen-Konzerns um fast 12 Prozent.
Für die folgenden Jahre haben Lehne und S&P Global Mobility in ihren Prognosen die Annahme von etwas aufgeweichten europäischen Zielen aufgenommen. Die bisherige europäische Vorgabe, dass ab 2035 nur noch batterieelektrische Autos verkauft würden, sei in den Prognosemodellen nicht mehr zu halten, sagt Lehne. Ebenso als schwierig erweise sich die Vorgabe für die Reduzierung der Flottenemission im Jahr 2030. Die setze einen durchschnittlichen Absatzanteil der Elektroautos von 50 Prozent voraus. Innerhalb der EU bedeute dies, dass im deutschen Markt dann eine Quote von 60 Prozent erreicht werden müsse, um schwache Marktdaten für Elektroautos in anderen Ländern zu kompensieren.
Auch eine Frage der Kaufkraft
Während viele aus der EU oft neidisch auf die hohe Quote von batterieelektrischen Autos auf den Straßen von Norwegen blickten, werde allzu oft vergessen, dass in Norwegen die Elektroautos immer und auf vielerlei Weise gefördert wurden. Natürlich sei auch eine Bonus-Malus-Regelung mit Belastungen für Verbrenner und Vergünstigungen für E-Autos denkbar wie in Frankreich. „Dann fahren aber alle mit kleinen Autos, und das ist zwar günstig für Frankreichs Autoindustrie, aber nicht für die deutschen Hersteller von Premiumprodukten“, sagt Lehne.
„Beim batterieelektrischen Auto sehen viele Autofahrer im Moment nicht den finanziellen Nutzen“, lautet die Diagnose zum schwachen Absatz der E-Autos. Wer mit dem Kauf von E-Autos nicht nur auf idealistische Weise das Klima retten wolle, der mache auch eine Rechnung auf über die Betriebskosten. Ein Preis von 20 Cent je Kilowattstunde an den öffentlichen Ladesäulen könne etwa dafür sorgen, dass Pendler sich mit einem E-Auto sinkende Kilometerkosten ausrechnen würden. Zudem müsse dann noch mehr Klarheit bestehen über Wartungskosten, Reparierbarkeit nach Unfällen, Versicherung und Wiederverkaufswert. Dann könne das Elektroauto auch bei der großen Masse der Autokäufer interessant werden. Bisher seien die batterieelektrischen Autos vor allem von technikaffinen Autofahrern gekauft worden. Zudem seien Elektroautos noch für diejenigen attraktiv, die mit eigenem Solarstrom laden könnten. Doch dieser Kundenkreis sei inzwischen schon mit Elektroautos versorgt.