Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Wissen & Technik

E-Auto zu schnell laden: Schadet das wirklich den Akku?

e-auto zu schnell laden: schadet das wirklich den akku?

Wie schädlich ist Schnellladen für E-Autos wirklich?

Der Batteriezellen-Forscher Tom Bötticher ist bei seinen Recherchen auf eine US-Studie gestoßen, die sich mit der Lebensdauer von E-Auto-Batterien auseinandersetzt. Erstellt wurde diese vom US-Unternehmen Recurrent, einem Spezialisten für die Analyse von Gebrauchtbatterien. Als Datenbasis dienten 12.500 Tesla-Akkus aus den Modellen 3 und Y. Die Hälfte von ihnen war über einen Zeitraum von 1.000 Tagen hinweg zu mehr als 90 Prozent am Supercharger aufgeladen worden, also mit maximaler Geschwindigkeit. Bei der anderen Hälfte war das Gegenteil der Fall: Ihre Ladung erfolgte zu mehr als 90 Prozent langsam an der Wallbox oder heimischen Steckdose.

Das Ergebnis, das Bötticher auf YouTube vorstellt: Alle Batterien hatten in diesen knapp drei Jahren einige Prozent Speicherkapazität eingebüßt. Ein Unterschied bei der Akku-Gesundheit war nicht zu erkennen, egal ob die Akkus vorrangig schnell oder langsam geladen wurden.

Verkürzt das Schnellladen die Akku-Lebenszeit?

Für Bötticher ist dieses Ergebnis erstaunlich. Als Experte kennt er den Spruch vom schädlichen Schnellladen nicht nur, er kann ihn auch begründen. In einer Sequenz seines Videos erläutert er, dass bei den untersuchten Batterien während des Ladeprozesses Lithium-Ionen von der Kathode zur Anode wandern. Beim Schnellladen könne es allerdings passieren, dass sich die Ionen vor der Anode stauen und sich hier als Metall ablagern. Das Lithium wird inaktiv, die Speicherkapazität sinkt irreversibel. Im schlimmsten Fall formen sich aus den Ablagerungen Dendriten, die zu einem Kurzschluss und damit zum Fahrzeugbrand führen können. All das scheint in der Studie – und es gibt bereits weitere Untersuchungen mit den Akkus anderer Hersteller – allerdings nicht geschehen zu sein.

Zeitlicher Ausschnitt ist eng gefasst

Bötticher zieht daraus zwei Schlussfolgerungen. Die erste ist, dass im Batteriemanagement große Fortschritte gemacht wurden. Die Software sei inzwischen sehr ausgereift, zu hohe Ladeströme könnten verlässlich verhindert werden. Das, so der Experte, zeige sich auch, wenn man beim Schnellladen die Anzeige beobachte. Es werde nämlich keineswegs nach dem Prinzip “volle Kraft voraus” geladen, sondern mit einer intelligenten Dosierung.

Die zweite Schlussfolgerung allerdings weckt Zweifel an den Studienergebnissen. Der Batterieforscher geht nämlich davon aus, dass der gewählte Zeitraum von 1.000 Tagen einfach zu kurz ist, um langfristige Schlüsse zu ziehen. Es könne durchaus sein – ja, es sei sogar wahrscheinlich –, dass sich nach weiteren Jahren doch noch Unterschiede zeigen. Bötticher vermutet, die Langsam-Lader hätten dann die Nase vorn. Er rät nach wie vor dazu, sich fürs Aufladen nach Möglichkeit Zeit zu gönnen, der Batterie zuliebe.

TOP STORIES

Top List in the World