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Dresdens Musikfestspiele mit Beethoven, Bach und starker Brühe

Das Festival bietet Stars wie David Garrett und Urvater Wagner, erfindet ein „Tastenspiele“-Festival. Auch für guten Schlaf soll gesorgt werden.

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Hélène Grimaud gehört zu den 27 Künstlern, die beim Festival „Tastenspiele“ innerhalb der Festspiele auftreten: In 18 Konzerten stehen der Flügel, das E-Piano, die Orgel oder das Akkordeon im Mittelpunkt. © PR

Und immer wieder frisch. Die Dresdner Musikfestspiele werden 2023 in ihrer dann 46. Ausgabe wieder mit Novitäten aufwarten, vor allem aber wollen sie Kontraste feiern, so Intendant Jan Vogler bei der Präsentation der 63 Konzerte am Mittwoch.

Das Motto lautet „Schwarz Weiss“. Er sei bei der Lektüre von Tolstois Roman „Krieg und Frieden“ auf diese Idee gekommen. Der Schriftsteller hat darin „ein Tableau der Kontraste gemalt, zwischen Kultur und Barbarei, Licht und Schatten, Freude und Trauer“. Solche dramatischen wie spannungsvollen Aspekte, die mehr Fragezeichen setzen als Bestätigung geben, erhofft sich Vogler, „musikalische Brücken und empfindsame Zwischentöne“.

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Geigenstar David Garrett ist einer der gefeierten Solisten des Dresdner Festspiele 2023. Er spielt Bach und Vivaldi. © dpa Deutsche Presse Agentur

Das könnte klappen, denn die Festspielsaison ist vital und vielfältig. Das Motto erlaubt einen interessanten und so bei den Festspielen noch nicht gepflegten Schwerpunkt. In Anlehnung an die schwarzen und weißen Tasten eines Klaviers steht 2023 dieses Instrument im Mittelpunkt des neuen Festivals „Tastenspiele“. Herzstück ist der Zyklus aller Beethoven-Sinfonien in den Bearbeitungen für Klavier von Franz Liszt, interpretiert von Pianostar Louis Lortie und seinen hochbegabten Schülern.

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Festivalleiter Jan Vogler wird wieder solistisch mit seinem Cello zu erleben sein. © Moritzburgfestival PR

Nach der Corona-Pandemie wollen Vogler und sein Team durchstarten: Mehr als 60.000 Tickets sind im Verkauf. Andere Häuser seien derzeit vorsichtig, „wir aber sind ohnehin auf Wachstumskurs“. Und stärker denn je am Publikum orientiert. So wurden die Anfangszeiten der Konzerte teils auf 17 und 18 Uhr vorverlegt, damit die Zuschauer, wie gewünscht, nicht zu spät die Heimreise antreten müssen.

Attraktiv sind die Offerten. Von der Eröffnung mit den Münchner Philharmonikern bis zum Abschlusskonzert mit „Grammy“-Gewinner Wynton Marsalis und dem Jazz at Lincoln Center Orchestra in der Freilichtbühne Junge Garde werden fast alle Genres offeriert. Ein Höhepunkt ist die Uraufführung der „White Rose Trilogy“, einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl aus der Feder des US-Amerikaners David Chesky, durch die Dresdner Sinfoniker.

Toscaninis Menü neu und fein abgestimmt

Glanzvolle Festivalstimmung versprechen die Filarmonica Arturo Toscanini unter Omer Meir Wellber, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Daniel Harding, das Chamber Orchestra of Europe unter Herbert Blomstedt und das Nederlands Philharmonisch Orkest unter Hartmut Haenchen. Darüber hinaus gibt es ein Wiedersehen mit gefeierten Solisten wie Anne-Sophie Mutter, Till Brönner, David Garrett, Martin Grubinger und Midori. Der Dirigent Tugan Sokhiev, Schauspieler Lars Eidinger und die New Yorker Jazzerin Somi geben – neben anderen – ihr Debüt.

Auch interessant. Passend zum Gastspiel der von Arturo Toscanini gegründeten Philharmonie serviert der Spitzengastronom Gerd Kastenmeier ein – leicht modifiziertes – Menü, wie es der legendäre Dirigent 1930 im Hotel Bellevue genossen hatte. Es gibt unter anderem Ochsenkraftbrühe, Maispoularde und Erdbeer-Cannelloni.

Vogler begrüßt solche Kombinationen. „Wir brauchen ohnehin mehr Zerstreuung, um den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.“ Doch da sei Dresden schon ganz gut im Vergleich zu anderen Städten, „wo man nur rackert“. Und auch für guten Schlaf will er sorgen, denn „Schlafstörungen sind ein allgegenwärtiges Problem. Er plant in Kooperation mit der TU Dresden ein Gesprächskonzert, wie man mit Musik Schlaf und Entspannung fördern kann. Anschließend gibt es im Deutschen Hygiene-Museum ein achtstündiges Schlafkonzert: Klängen lauschen, dösen oder einfach nur schlafen. „Die Musikfestspiele sind ein innovatives Traditionsfestival, das mit Herzblut, Professionalität und Vielfältigkeit unzählige Menschen aus nah und fern seit Jahrzehnten mit der Sprache des Klangs zusammenbringt und begeistert“, sagt denn auch Andreas Rieger, Unternehmenssprecher der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, die einer von vielen Partnern und Sponsoren ist.

Erstmals Kombiticket mit dem VVO

Dazu passt: Das Festival will nachhaltiger wirtschaften. Mit dem Kauf eines Tickets sei nun endlich die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs verbunden, so Verwaltungsdirektorin Ulrike Jessel. Künstler sollen nicht nur für einen Auftritt, sondern gleich für mehrere nach Dresden und Deutschland reisen. Auch intern wird klimaneutral optimiert.

Bereits seit zehn Jahren ist das Festspielorchester mit Originalklang-Konzerten erfolgreich. Und ab 2023 will es sich an den Urvater Richard Wagner (1813 – 1883) wagen. Mit dem Concerto Köln unter Kent Nagano sollen bis 2026 im Jahresabstand die vier Teile des „Rings“ in historisch-informierter Lesart konzertant erklingen. „In einem groß angelegten musikalisch-wissenschaftlichen Vorhaben mit Gründung einer Wagner-Akademie wollen wir nach den Ursprüngen dieser Musik und seines umstrittenen Schöpfers neu suchen.“ Der Bund fördert das Vorhaben mit zwei Millionen Euro. Vogler erhofft sich „weltweite Impulse in Sachen Richard Wagner aus Dresden“.

Tickets & Service

  • Die Musikfestspiele 2023 finden vom 18. Mai bis 18. Juni statt. Der Kartenverkauf startet am 28. November. Bestellungen sind bereits möglich.
  • Erstmals gibt es das Kombiticket mit dem Verkehrsverbund Oberelbe VVO. Eintrittskarten gelten vier Stunden vor dem Konzert und bis vier Uhr morgens als Fahrausweise in allen Nahverkehrsmitteln des VVO-Verbundes.
  • Bestellungen und Käufe sind per Post möglich bei der Dresdner Musikfestspielen/Besucherservice, Postfach 100453 in 01074 Dresden. Per Mail: [email protected], im Internet: www.musikfestspiele.com oder telefonisch: 0351 65606700 oder beim Ticketservice im Kulturpalast Dresden, Schlossstraße 2, möglich.

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