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Der erste neue Zug für Berlin ist da: Fahrgäste dürfen jetzt Probe fahren

der erste neue zug für berlin ist da: fahrgäste dürfen jetzt probe fahren

Der erste neue Zug für Berlin ist da: Fahrgäste dürfen jetzt Probe fahren

Bald ist es soweit. Alles neu macht der 11. Dezember – für zahlreiche Fahrgäste des Regionalverkehrs in Berlin und Brandenburg. Auf den 17 Linien des Netzes Elbe-Spree werden neue oder modernisierte Wagen eingesetzt, die Züge haben mehr Kapazität, und auf manchen Strecken fahren sie auch öfter. Jetzt bekommt die Kundschaft schon mal einen Vorgeschmack darauf, welche Fahrzeuge künftig auf der wichtigsten Route, der Regionalexpresslinie RE1, unterwegs sind. Ein fabrikneuer Zug des Typs Siemens Desiro HC ist seit Freitag in der Hauptstadtregion im Einsatz und lädt zu Probefahrten ein. Die ersten Bewertungen sind gut – aber manches wird noch zu Diskussionen führen.

„Die Fahrgäste, die uns angesprochen haben, sind zufrieden. Wir sind es auch“, sagt Bianca Thetmeyer. Die Mitarbeiterin der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) begleitet den neuen Elektrotriebzug am Freitag auf einer seiner ersten Fahrten. Auf der Linie RE4, die Jüterbog mit Berlin und Rathenow verbindet, hat der Regionalexpress an diesem Morgen inzwischen Spandau hinter sich gelassen und das Havelland erreicht. In dem vierteiligen Desiro HC sind fast alle der rund 400 Sitzplätze besetzt. Viele Berliner arbeiten für die Unternehmen, die sich in Elstal und Wustermark angesiedelt haben. Einige Reisende haben ihr Fahrrad oder ihren E-Scooter mitgebracht. Es gibt 32 Radstellplätze.

„Der Zug ist leise, die Laufruhe ist gut. Und dann hat er noch eine Toilette mehr als die Züge, die sonst auf dieser Strecke eingesetzt werden“, sagt die Zugbegleiterin. Was findet sie sonst noch gut? „Das Wlan. Und in dem Wagen, der für Rollstühle vorgesehen ist, hat jede der beiden Türen pro Seite eine unterschiedliche Einstiegshöhe“ – je nachdem, wie hoch der Bahnsteig ist. Das trägt der Tatsache Rechnung, dass es in Berlin und Brandenburg zwei unterschiedliche Maße gibt. Auf manchen Bahnhöfen sind die Bahnsteige 55 hoch, woanders 76 Zentimeter. Der Zug trägt also dem Flickenteppich im Bereich des Verkehrsverbunds VBB zumindest in diesem einen Wagen Rechnung.

„Eigentlich beginnt der Einsatz dieser Fahrzeuge erst mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember“, sagt Dietmute Graf, die Sprecherin der Odeg, am Freitag. „Doch wir haben uns entschieden, einen unserer Züge schon jetzt einzusetzen, damit die Fahrgäste ihn schon mal testen können“ – natürlich zum regulären Tarif, ohne Aufschlag. Bis zum 10. Dezember ist die Garnitur täglich mehrmals auf der Linie RE4 unterwegs.

Bianca Thetmeyer hat einige Neuerungen schon angesprochen. Für Handybesitzer gibt es noch eine weitere Verbesserung, berichtet sie. „Alle Fenster sind mit Folien ausgestattet, die den Empfang verbessern“, erklärt die Frau von der Odeg. Wer genau hinschaut, erkennt ein Netz aus transparenten Maserungen. Die Glasscheiben wurden so beschichtet, dass Mobilfunksignale fast ungebremst passieren können.

Die neuen Züge haben auch eine Videoüberwachung, die 90 Prozent der Wagenbereiche im Blick hat und mit einem System mit Künstlicher Intelligenz verbunden ist. Anhand von Bewegungsmustern kann der Computer aggressive und damit potenziell brenzlige Situationen erkennen – und dann Alarm beim Zugpersonal auslösen.

Die meisten Fahrgäste sind in Elstal und Wustermark ausgestiegen. Zeit für einen Spaziergang durch den Zug. Der erste und der letzte Wagen sind einstöckig, die beiden Wagen in der Mitte haben dagegen zwei Stockwerke. Das Oberdeck wirkt nicht ganz so eng wie in den Zügen vom Typ Stadler KISS, die derzeit auf der RE4 und anderen Linien unterwegs sind. Aber so geräumig wie die oberen Etagen der roten Doppelstockwagen der Deutschen Bahn (DB), die ebenfalls durch Berlin und Brandenburg rollen, ist es dort nicht. Wo Sitze längs zum Mittelgang angeordnet sind, wirkt der Wagen etwas eng.

„Das war zu erwarten“, sagt ein Bahnmitarbeiter. Die roten Doppelstockwagen von Bombardier (heute Alstom) sind tatsächlich oben breiter. „Das liegt daran, dass sie eine Lademaßüberschreitung aufweisen“, erklärt der Eisenbahner. Das führt dazu, dass sie nur auf Strecken eingesetzt werden dürfen, die dafür zugelassen sind. Züge wie der Desiro oder der KISS sind flexibler einsetzbar.

In einem der beiden Doppelstockwagen befindet sich die erste Klasse. Dort ist es noch zu riechen, dass der Zug erst vor wenigen Monaten die Fabrik verlassen hat. Das liegt an dem hellgrauen Leder, mit dem die relativ breiten Sitze bezogen sind.

Während in der zweiten Wagenklasse links und rechts vom Mittelgang jeweils zwei Sitze angebracht sind, heißt das Motto hier zwei plus eins – Armlehnen und Tische mit Holzfurnier inklusive. Außerdem gibt es hier oben anders als in der zweiten Klasse außer Steckdosen auch USB-Buchsen. Allerdings ist nicht das gesamte Oberdeck First Class. An den Enden gibt es knapp ein Dutzend Sitzplätze für Fahrgäste mit Zweite-Klasse-Tickets. Sie können die Reisenden, die mehr für ihre Reise bezahlt haben (Aufpreis im VBB 4,20 Euro pro Fahrt), durch Glastüren betrachten. Gut möglich, dass sich manch ein Erste-Klasse-Fahrgast wie auf dem Präsentierteller fühlen wird.

An einigen Stellen wird deutlich, dass die Verantwortlichen in dem Zug möglichst viele Sitzplätze unterbringen wollten. So wird der ohnehin schon ziemlich schmale Gang, der seitlich an der behindertengerechten Toilette vorbeiführt, durch Klappsitze weiter verengt. Wer hier durch will, muss sich schmal machen. Hinweisschilder bitten die Sitzenden: „Bei Bedarf aufstehen.“ Vor der hinteren Schmalseite der Toilette wurde eine weitere Klappsitzgruppe angebracht. Anderswo hat man zwischen zwei Trennwänden einen Einzelsitz gezwängt – ideal für Reisende, die gern für sich sind.

Am dritten Advent wird der Zug von der RE4 abgezogen – der Betrieb wird von der DB übernommen, wie auch auf der RE2 in den Spreewald und anderen Linien. Vom 11. Dezember an sollen die 29 Desiro HC (das Kürzel steht für „High Capacity“, große Kapazität) der Odeg auf den Linien RE1 und RB17 eingesetzt werden. Die Ost-West-Strecke RE1 verbindet Magdeburg mit Brandenburg an der Havel, Potsdam, Berlin und Frankfurt (Oder). Auch die Station Fangschleuse am Tesla-Werk liegt an der Route.

Die Planer erwarten weiteren Fahrgastzuwachs und haben das Angebot auch auf der Linie RE1 angepasst. Zum einen gibt es dort montags bis freitags während der Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags künftig drei Fahrten pro Stunde – derzeit gilt auf der RE1 dann noch ein Halbstundentakt. Zudem wird die Zugkapazität auch dort erhöht. Zweimal stündlich sollen Desiro-Sechsteiler verkehren. Zu den Stoßzeiten werden sie ergänzt durch Desiro-Vierteiler – jeweils zwei zu einer Doppeltraktion verkuppelt. In den Doppelpacks summiert sich die Zahl der Sitzplätze auf 800: 760 in der zweiten, 40 in der ersten Klasse. Es gibt 64 Fahrradstellplätze.

Die Sechsteiler wiederum weisen 637 Sitzplätze und 48 Fahrradstellplätze auf, wie der Verkehrsverbund mitteilt. Allerdings fällt die erste Klasse mit 50 Plätzen, jeweils zur Hälfte auf zwei Bereiche aufgeteilt, voluminös aus. Für die Fahrgäste in der zweiten Klasse, für die es 587 Sitze gibt, wird die zusätzliche Kapazität im Vergleich zu den heutigen DB-Garnituren also nicht besonders groß sein. Die heutigen Züge auf der RE1 weisen 575 Plätze in der zweiten sowie 32 Plätze in der ersten Klasse auf.

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