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Aus für Batteriefabrik in Tschechien: Skoda gibt die Hoffnung nicht auf

Batterien gelten als Schlüsseltechnologie für die Transformation zur Elektromobilität. Doch der Volkswagen-Konzern stoppte jüngst seine Pläne für den Bau einer Batterie-Gigafactory in Osteuropa. Skoda-Chef Klaus Zellmer, der sich stark für die Fabrik eingesetzt hatte, gibt die Hoffnung aber noch nicht auf.

Tschechien gilt als bedeutender Zulieferer für die deutsche Automobilindustrie. Sowohl die VW-Tochter Skoda als auch die tschechische Regierung hatten sich bereits vor längerer Zeit aktiv für den Bau einer Giga-Fabrik eingesetzt. Doch jüngst erklärte VW-Chef Oliver Blume, dass aufgrund der aktuellen Marktbedingungen, insbesondere des langsamen Wachstums der Elektromobilität in Europa, derzeit keine geschäftlichen Gründe für die Auswahl weiterer Standorte in Europa vorliegen. Dies wurde nach einem Treffen mit dem tschechischen Regierungschef Petr Fiala in Prag bekanntgegeben.

Nach der Absage zeigte sich die tschechische Regierung enttäuscht, nachdem man fast anderthalb Jahre lang von der Volkswagen-Fabrik geträumt hatte. Mit einer Investition von fünf Milliarden Euro wäre sie als eine der größten Prestigeprojekte in die Geschichte des Landes eigegangen. Premierminister Pedro erklärte nach einem Treffen mit dem VW-Chef, dass diese Träume nun beendet seien. Die Entscheidung für ein Batteriewerk wurde von Volkswagen lange Zeit hinausgezögert. Neben Tschechien hatten auch Polen und Ungarn ähnliche Hoffnungen gehegt. Doch vorerst bleibt es bei den bereits beschlossenen Standorten in Salzgitter, Spanien und Kanada.

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VW-Chef Oliver Blume begründet den Stopp der Batteriefabrik-Pläne mit einem schleppenden Wachstum der Elektromobilität in Europa | Bild: Volkswagen

Volkswagen will nicht, andere schon

Trotz der schwachen Nachfrage bekräftigte Skoda, das größte Industrieunternehmen des Landes, seine Investitionspläne in die Elektromobilität fortführen zu wollen. Immerhin gehe es um 5,6 Milliarden Euro. Es sei sogar geplant, in Tschechien einen neuen reinen Elektro-SUV zu produzieren. Ein Unternehmenssprecher betonte, dass die Zukunft von Skoda elektrisch sei. Gleichzeitig bestehe die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit der tschechischen Automobilindustrie durch die Vorbereitung geeigneter Standorte für zukünftige Technologien sicherzustellen. Diese Äußerung könnte als leise Kritik am einst geplanten Standort verstanden werden, den Tschechien für die Gigafactory angeboten hatte – einen alten Militärflughafen bei Pilsen. Der war von Anfang an umstritten. Die einen sorgten sich ums Grundwasser, die anderen wegen fehlender Arbeitskräfte, und auch tschechische Hobby-Piloten protestierten. „Die ganze Kommunikation war unglücklich“, zitiert der NDR einen Bürgermeister aus der Region.

Dennoch komme die Absage nicht ganz unerwartet, heißt es weiter. Die Schuld für das Scheitern der VW-Factory will der tschechische Industrieminister Jozef Síkela nicht auf sich sitzen lassen. Andere Unternehmen hätten zuletzt mehr Interesse gezeigt als Volkswagen. „Ich kann Ihnen sagen, dass wir mit fünf verschiedenen Investoren über Batterien für Elektroautos in Tschechien verhandeln“, habe er erklärt. Besonders Technologieriese LG Electronics aus Südkorea soll interessiert sein, allerdings an einem anderen Standort.

Experten fordern in der Tat eine Verbesserung bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Tschechien. Die Opposition bezeichnet die Absage als Debakel und sieht darin nicht nur einen Verlust an Investitionen, sondern auch einen Imageschaden. Trotzdem betonen Vertreter des tschechischen Industrieverbands, dass dies zwar ein herber Schlag sei, jedoch nicht die Wettbewerbsfähigkeit des Landes bedrohe. Tschechien habe nach wie vor die am stärksten industrialisierte Wirtschaft in Europa, auch wenn die Autoindustrie aktuell eine schwierige Transformationsphase durchlaufe. Im europaweiten Vergleich sind die Energiekosten in Tschechien hoch, doch als positive Standortfaktoren bleiben vor allem die günstige geografische Lage und das große Rohstoffvorkommen für zukünftige Batteriefabriken. Im Erzgebirge im deutsch-tschechischen Grenzgebiet gebe es mehr Lithium als woanders in Europa, berichtet der NDR weiter.

aus für batteriefabrik in tschechien: skoda gibt die hoffnung nicht auf

„Es ist derzeit nicht der richtige Zeitpunkt für eine Entscheidung“, so Skoda-Chef Klaus Zellmer bezüglich der Batteriefabrik-Pläne in Tschechien | Bild: Skoda

Skoda hat die Gigafabrik noch nicht abgeschrieben

Skoda habe die Gigafabrik noch nicht abgeschrieben, wie die Automobilwoche berichtet. „Es ist derzeit nicht der richtige Zeitpunkt für eine Entscheidung“, soll Skoda-Chef Klaus Zellmer beim Automobilwoche Kongress in Berlin gesagt haben. Und das, obwohl Tschechien dem Konzern ein attraktives Gesamtpaket angeboten hätte. Zellmer betonte, dass die Stromkosten ein entscheidender Faktor für den Bau einer Gigafactory seien und dass selbst eine geringfügige Erhöhung zu erheblichen Kostensteigerungen führe. „Kostet der Strom einen Cent mehr, würden die Kosten in Tschechien um 50 Millionen Euro steigen“, berichtet das Branchenmagazin.

Skoda sieht außerdem die Notwendigkeit, die Wertschöpfung effizienter zu gestalten, um mit neuen Wettbewerbern aus Nordamerika und Asien konkurrieren zu können. Der Fokus liege darauf, Effizienzpotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu nutzen, von Entwicklung über Beschaffung, Produktion bis hin zum Vertrieb. Zellmer hob auf dem Kongress hervor, dass eine ausgewogene Produktion entscheidend sei, um Überproduktion zu vermeiden und flexibel auf Marktnachfrage reagieren zu können. „Wenn bei einer Komplettsanierung eines Hauses die Bewohner noch drin sind, ist dies schwieriger, als auf einer grünen Wiese zu beginnen“, habe der Skoda-Chef gesagt.

Tesla etwa integriere die gesamte Wertschöpfungskette in seine IT-Systeme, angefangen bei der Beschaffung bis hin zum Vertrieb einschließlich der Kundenbetreuung. Dies ermögliche es dem Hersteller, schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren, beispielsweise durch flexible Preisanpassungen. Tesla kann bei erwartetem Nachfragerückgang in wenigen Wochen die Preise senken. Im Gegensatz dazu würden traditionelle Hersteller in der Regel erst reagieren, wenn ihre Lager bereits voll sind. Zu diesem Zeitpunkt sei es jedoch zu spät, und die Fahrzeuge müssen aktiv in den Markt gedrückt werden. Davon möchte der Skoda-CEO wegkommen: „Das Wichtigste ist ein ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage.“ Skoda strebe deshalb eine Veränderung dieser Praxis an. Das Ziel sei es, die Produktion so zu steuern, dass genau die Menge an Fahrzeugen hergestellt wird, die der Markt nachfragt.

Deshalb plane die VW-Tochter beim Vertrieb die Umstellung auf das Agentursystem, um näher am Kunden zu sein und die Kosten zu senken. Die Umstellung soll die Kostenstrukturen um etwa zwei Prozent verbessern. Der Vertrieb von batterieelektrischen Fahrzeugen soll bis 2028 mit Verbrennern im Gleichgewicht sein. Zellmer betont, dass dies das Zeitfenster ist, das genutzt werden müsse, um notwendige Anpassungen vorzunehmen.

Quellen: Automobilwoche – Skoda-Chef Zellmer hofft weiter auf Giga-Factory in Tschechien / NDR – VW stoppt Pläne für Batteriefabrik in Tschechien (Audio) / WAZ – Batteriefabrik in Tschechien: VW-Chef Oliver Blume enttäuscht Regierungs-Chef Petr Fiala

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