In der Stromer-Produktion von Mercedes muss künftig gespart werden.
Elektro-Plattform MB.EA-Large könnte Sparzwängen zum Opfer fallen
Grund für das Aus des zukunftsträchtigen Großprojekts ist demnach der Zwang, Geld zu sparen. Mercedes befürchtet offenbar, dass sich die Plattforminvestitionen im mittleren einstelligen Milliardenbereich nicht schnell genug amortisieren, wenn der Elektroboom weiter ausbleibt. Das aber würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass die Gelder später fehlen, um die bestehende Flotte der Verbrenner und Hybride aktuell zu halten. Kostenintensive Updates bei GLC, E-Klasse oder GLS mit Ottomotor seien aber zwingend, wenn diese Modelle noch Jahre auf dem Markt bleiben sollten.
Mercedes selbst wollte sich dem Handelsblatt zufolge dazu nicht äußern. Die Beschlusslage ist also keineswegs sicher. Sollte die MB.EA-Large-Plattform entfallen, hätte das jedoch einen erheblichen Einfluss auf die künftige Produktion. Mercedes wäre damit gezwungen, sich bei der bereits vorhandenen Elektro-Architektur (EVA2) zu bedienen.
Starker Fokus auf Elektromobilität führt zu Problemen
Mercedes steht mit dem derzeitigen Absatzproblem bei Elektroautos keineswegs alleine da. Die Folgen sind in Stuttgart jedoch besonders gravierend. Firmenlenker Källenius hatte sich mehr als andere, zum Beispiel BMW oder Toyota, auf den Elektroantrieb fokussiert, den er als alternativlos ansieht. Seinen Planungen zufolge sollte bei Mercedes schon im kommenden Jahr jedes zweite Auto mit einem Elektro- oder Hybridantrieb vom Band laufen. Das ist angesichts einer Quote von unter zehn Prozent im ersten Quartal 2024 aber kaum noch vorstellbar. Källenius selbst musste daher vor wenigen Tage auf der Hauptversammlung einräumen, dass Verbrenner weiterhin eine deutlich größere Rolle spielen. Am Ziel der Emissionsfreiheit ändere das nichts, aber die Transformation könne „länger dauern als gedacht“.