- Jeep will elektrisch werden
- Schicker Innenraum im neuen E-Jeep
- Biter: Zunächst kein Allrad
- Mäßige Reichweite
- Gut abgestimmtes Fahrwerk
- Kommt eine zweite Motorvariante?
Fahrbericht Jeep Avenger Jeep Avenger 2023 / Bild: Stellantis
Wie andere Marken auch, will sich Jeep in den kommenden Jahren neu erfinden und sukzessive elektrisch werden. Der erste Schritt ist der vollelektrische Jeep Avenger – kleiner denn je und zunächst nur mit Frontantrieb.
Jeep will elektrisch werden
Bis 2025 sollen vier Elektromodelle folgen und zum Wechsel des Jahrzehnts will Jeep komplett elektrisch sein. Das erste Modell der neuen Elektrogeneration ist der Avenger, in Europa für Europa entwickelt – gefertigt im polnischen Werk Tichy. Das erste Elektromodell ist für Jeep, längst zum Stellantis-Konzern gehörig, wichtiger denn je. Aktuell hat Jeep in Europa einen Geländewagenverkaufsanteil von gerade einmal einem Prozent.
Schicker Innenraum im neuen E-Jeep
Als Crossover des umkämpften B-SUV-Segments konkurriert er dabei konzernintern mit Modellen wie dem Opel Mokka-e oder dem bauähnlichen Peugeot e-2008, die beide ebenfalls auf der flexiblen eCMP2-Plattform unterwegs sind. Dabei hebt er sich mit seinem leicht kastigen Styling wohlwollend von internen wie externen Wettbewerbern ab. Mit einer Länge von gerade einmal 4,08 Metern ist der Avenger dabei der kleinste Jeep, der jemals gebaut wurde – das sind stattliche 16 Zentimeter weniger als der Renegade.
Im Innenraum fällt auf, wie nüchtern und übersichtlich das Armaturenbrett gestaltet ist, mit Fahrwahltastern, die jegliche Art von Schalthebeln ersetzen, und – wie es sich für eine Marke gehört, die Wert auf Funktionalität legt – mit herkömmlichen Tasten für Heizung und Lüftung. Die Verarbeitung ist durchweg clever und geschmackvoll; dabei blicken die Insassen auf zahlreiche karosseriefarbene Einsätze, die für Wertigkeit und Atmosphäre sorgen, wo sich sonst oftmals nackter grauer Kunststoff seinen Weg gebahnt hat.
Biter: Zunächst kein Allrad
Mäßige Reichweite
Bitter für die Jeep-Fans: zum Marktstart kommt der elektrische Avenger allein mit Vorderradantrieb und ist damit für viele kein echter Jeep. Erst Ende kommenden Jahres soll die imageträchtige Allradversion folgen, die sich viele wünsche. Da wird es die Offroadfans der Amerikaner nicht beruhigen, dass der Avenger der erste Jeep mit Frontantrieb ist, der über eine Bergabfahrhilfe und das von Peugeot bekannte Select Terrain System mit den Programmen Eco, Normal, Sport, Sand, Mud und Sand verfügt.
Gut abgestimmtes Fahrwerk
Sein 400-Volt-Antriebssystem kombiniert eine 54 kWh große Lithium-Ionen-Batterie, montiert unter den Vorder- und Rücksitzen sowie dem Mitteltunnel, mit 17 Modulen und 102 Zellen, die eine Reichweite von 400 Kilometern verspricht. Die Motorleistung kennt man aus dem Konzernregal, denn auch der Opel Astra Electric oder der Peugeot e-308 werden von einem 115 kW / 156 PS starken Elektromotor an der Vorderachse angetrieben, der über ein maximales Drehmoment von 260 Nm verfügt. An der Schnellladesäule tankt der Jeep Avenger mit maximal 100 Kilowatt nach. Eine serienmäßige Wärmepumpe erhöht die Reichweite um immerhin zehn Prozent. Bei den ersten Fahrten mit dem Avenger war der Energieverbrauch jedoch deutlich höher als die angekündigten Zahlen. Statt der in Aussicht gestellten 15,2 kWh / 100 km verbrauchte der Elektro-Jeep mit Elementen aus Autobahn, Stadtverkehr, Nebenstraßen und einer leichten Offroad-Strecke 19,3 kWh. Dadurch wäre die anfängliche Reichweite von 399 innerhalb von 70 Kilometern auf gerade einmal 242 Kilometer geschrumpft.
Kommt eine zweite Motorvariante?
Was mehr gefällt, ist die Abstimmung des Fahrwerks, denn hier bietet der gebürtige Pole unabhängig vom Untergrund eine gelungene Symbiose aus Dynamik, Stabilität und Fahrkomfort. Die seitlichen Bewegungen des Fahrzeugs werden begünstigt durch das niedrige Batteriepaket gut kontrolliert und auch die leichtgängige Lenkung trägt dazu bei, dass man sich gerne auf den Avenger einlässt. Selbst auf einer leichten Geländestrecke nebst künstlicher Achsverschränkung schnitt der Elektro-Crossover solide ab und fühlte sich dank präzise ansteuerbaren Elektroantriebs auf rutschigem Untergrund und welligen Oberflächen wohl. Umso mehr freuen wir uns auf die 4×4-Version, die jedoch deutlich teurer sein dürfte, als der mindestens 40.000 Euro teure Fronttriebler in der aktuell bestellbaren First Edition.
Dieser Artikel wurde verfasst von Joaquim Oliveira