Der deutsche Betriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka muss aktuell für die Belegschaft kämpfen.
Der Autokonzern Ford hat seine Gewinnziele verfehlt und kündigt drastische Einschnitte an – auch in Europa. „Wir hätten letztes Jahr viel besser abschneiden sollen“, sagte Konzern-Chef Jim Farley am Donnerstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Der Konzern habe „etwa zwei Milliarden Dollar an Profit auf dem Tisch liegen lassen“. Seine Kritik bezog Farley nicht nur auf das Schlussquartal, in dem der Nettogewinn um elf Milliarden auf 1,3 Milliarden Dollar fiel, sondern auf das gesamte abgelaufene Jahr.
Farley schilderte die Lage schonungslos: „Wir haben tief verwurzelte Probleme in unserem industriellen System“, sagte er und fügte hinzu: „Dies war sowohl für mich als auch für mein Team demütigend.“ Die Probleme erstreckten sich auf eine Vielzahl an Bereichen: „Es gibt noch mehr zu tun in Europa. Es gibt mehr zu tun in China. Wir haben hier in den USA zu tun“, sagte Finanzchef Lawler. „Unsere Kostenstruktur ist nicht wettbewerbsfähig und unsere Qualität nicht dort, wo sie sein sollte.“
Für General Motors sieht es deutlich besser aus
Damit steht Ford schlechter da als der Lokalrivale General Motors. Die Nummer eins in den USA hatte mit einem operativen Gewinnplus im vierten Quartal geglänzt und Analysten mit einem optimistischen Ausblick überrascht. Der Rivale aus Dearborn steckt wie GM mitten im Wechsel in die Elektromobilität und investiert Milliarden. Gleichzeitig tun sich Schwachstellen auf.
Wie tief die Einschnitte bei Ford gehen werden, sagte das Management nicht. Auf die Frage, ob es weitere Stellenstreichungen oder Werksschließungen geben werde, antwortete Lawler: „Wir haben Chancen bei den Materialkosten. Wir haben Chancen bei der Fertigung. Wir haben Chancen in unserer gesamten Lieferkette. Es geht wirklich um die industrielle Plattform und ein Teil davon wird die Produktivität sein.“
Über Werkschließungen ist noch nicht entschieden worden
Es gebe Möglichkeiten, die Komplexität zu reduzieren. Er ließ offen, ob Werke dicht gemacht werden sollen. Den Standort in Saarlouis hat Ford bereits zur Disposition gestellt. Dort soll die Produktion des Ford Fokus 2025 eingestellt werden. Medienberichten zufolge verhandelt die Kölner Europazentrale mit dem chinesischen Autobauer BYD über einen Verkauf des saarländischen Werks.
Unklar ist, ob sich Ford auf einen Preiskrieg einlässt, was ebenfalls auf Kosten des Gewinns ginge. Nach den erheblichen Preissenkungen von Tesla hatte Ford die Preise für den SUV Mustang Mach-E um bis zu 5900 Dollar gesenkt und lockt die Kundschaft zudem mit günstigen Finanzierungskonditionen.