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Test Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered: Gut gereift

Der Volvo V60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered auf einen Blick

  • 455 System-PS starker Plug-in Hybrid
  • 18,8-kWh-Batterie für bis zu 100 km Reichweite
  • Manuell verstellbares Öhlins-Sportfahrwerk
  • Hochwertiger Innenraum
  • Sportliches Handling
  • Grundpreis ab 78.590 Euro

test volvo v60 t8 awd polestar engineered: gut gereift

Volvo verpackt die 455 Hybrid-PS von außen sehr dezent. Diskrete Power-Insignien sind die weißen Polestar-Plaketten im Grill und auf dem Kofferraumdeckel sowie die goldfarbenen Bremssättel.

Der Diesel ist tot, lang lebe der Hybrid

Liebend gerne hätten wir den Volvo V60 noch einmal als gutbürgerlichen Diesel getestet. Weil es in unseren Augen einfach weiterhin Sinn ergibt einen Familien-, oder Außenhandelskombi mit einem sparsamen Selbstzünder zu kombinieren. Doch wer zu spät kommt, den bestraft in diesem Fall nicht nur das Leben, sondern zusätzlich das Flottenmanagement der Volvo-Presseabteilung.

Sie eilt der Antriebsstrategie der Schweden um einige Wochen voraus, die ab 2024 keinen Diesel mehr vorsieht. Nicht im V60, nicht für die beliebten SUV-Modelle XC60 und XC90. Nun könnten wir an dieser Stelle noch weiter am Ölmotor kleben bleiben, aber es macht ja keinen Sinn. Der Zug ist abgefahren bei den Schweden, wobei die Lücke ansatzweise vom weiterhin verfügbaren 48-Volt-Benziner geschlossen wird. Wer es dann aber so richtig wissen will, so richtig Geld ausgeben möchte und noch dazu die Dreifaltigkeit deutscher Sport-Kombis bis 180 km/h aus der Reserve locken will, der gönnt sich den bis zu 334 kW/455 PS starken V60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,9 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 18,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 21 g/km; Elektrische Reichweite: bis zu 86 km)².

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Der Innenraum des aktuellen V60 hat sich über die Jahre kaum geändert. Die Sportsitze sind bequem und bieten viel Seitenhalt, die Bedienung des Android-Systems geht mit etwas Eingewöhnung leicht von der Hand.

Die Tempobegrenzung ist dem Polestar-V60 unwürdig

Ja, die Tempobegrenzung ist bei diesem Auto ein Problem. Es mag vernünftig sein, nicht die 250 km/h zu erreichen, aber es ist gleichermaßen spaßbefreit, wenn dich selbst Kleinwagen von der linken Autobahnspur drängeln wollen. Zugegeben ein Erste-Welt-Problem, noch dazu ein rein deutsches. Auf der anderen Seite hätten die Polarlichter auch gerne mindestens 78.590 Euro vom geneigten Kunden. Dafür gäbe es anderswo auch noch einen BMW M340d xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,7-6,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 177-160 g/km)². Diese Summe lässt sich über die richtige Leasingrate oder ein Schweden-Abo auf Monatsbasis sicherlich abmildern, bleibt aber weiterhin eine Stange Geld.

Auf der Autobahn bist du mit der Kombination aus 310 Verbrenner- und bis zu 145 Elektro-PS also zum Powercruisen verdammt, wirst zum Lückenspringer und Held des Zwischenspurts. Richtig Zähne zeigt der Performance-Kombi erst auf der Landstraße. Dort, wo es nicht auf die Endgeschwindigkeit ankommt, aber auf alles andere (null auf 100 km/h in 4,6 Sekunden). Da merkst du dann schnell, dass die Tuner-Truppe von Polestar zusammen mit den Fahrwerks-Experten von Öhlins die Dinge etwas anders anpacken. Adaptive Dämpfer? Das ist doch was für Warmduscher.

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Auch Hinterbänkler sitzen im V60 weitestgehend bequem. Trotz fehlender Kardanwelle bleibt es allerdings bei einer Erhöhung zwischen den beiden äußeren Sitzplätzen.

Gutes Fahrwerk, sportliches Fahrverhalten

Willst du beim V60 Polestar Engineered etwas an der Fahrwerkshärte ändern, arbeitest du dich händisch von Stoßdämpfer zu Stoßdämpfer. Vorne ist das bei geöffneter Motorhaube noch einfach, hinten muss das Fahrzeug zum Verstellen angehoben werden. Diese Handlungsfreiheit ermöglicht es den Kombinationskraftwagen nicht nur höchst dynamisch abzustimmen, sondern dessen Fahrkomfort auch im höchsten Maße zu verhunzen. Haben wir alles schon erlebt, aber nicht bei diesem Testwagen.

Hier waren die Dämpfer ausgewogen eingestellt und der Rücken tat beim Überfahren von Schlaglöchern folglich nicht ganz so weh. Besonders geschwungene Landstraßen liegen dem Schweden gut, da so ziemlich alle Dynamikkomponenten gut zusammenspielen. Kritik könnte man allenfalls an der nichtssagenden Lenkung äußern, die über zu wenig Rückstellmoment verfügt. Das hohe Fahrzeuggewicht von rund 2,1 Tonnen war derweil nie ein Thema. Im Zweifel werden die Pfunde nicht nur durch eine wunderbar funktionierende One-Pedal-Drive-Rekuperation bis zum Stand verlangsamt, sondern auch durch die gut ansprechende Brembo-Bremsanlage mit ihren güldenen Sätteln.

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In den Kofferraum des Volvo V60 passen zwischen 519 und 1.431 Liter Gepäck. Die Anhängelast beträgt maximal 2.000 kg.

Doppel-Wumms-Vierzylinder mit E-Unterstützung

Technisches Herzstück bleibt derweil der 2,0-Liter-Motor, der mit einem Turbolader und einem Kompressor ausgerüstet ist. 310 PS und 400 Nm Drehmoment stellt der Vierzylinder bereit und wird an der Hinterachse von einem bis zu 107 kW/145 PS und 309 Nm starken Elektromotor unterstützt. Die Kraftübertragung an die Vorderräder erfolgt über ein achtstufiges Automatikgetriebe, die Hinterachse wird bedarfsgerecht ohne direkte mechanische Verbindung zugeschaltet. Seit dem Modelljahr 2023 ist nicht nur der E-Motor des Volvo-Top-Hybrid spürbar stärker, sondern die Batterie wurde von knapp 10 auf jetzt 18,8 kWh vergrößert. Das ermöglicht WLTP-Reichweiten nahe der 90 Kilometer in Abhängigkeit des eigenen Fahrprofils. Doch selbst mit einem hohen Autobahnanteil (rein elektrische Höchstgeschwindigkeit 140 km/h) kamen wir ohne Verbrenner-Einsatz immer noch 60 Kilometer weit. Ausreichend für die allermeisten Pendelstrecken.

Ist die Batterie dann irgendwann leergezogen, wird der V60 Polestar Engineered spürbar durstiger. Mit rund zehn Liter auf 100 Kilometer muss auf der Langstrecke immer gerechnet werden. Steht eine Lademöglichkeit für kurze und mittlere Distanzen bereit (maximal 3,7 kW AC), kann der Verbrauch etappenweise wieder geringer ausfallen. Blicken wir zum Ende noch auf die hinreichend bekannten inneren Werte des Volvo. Bequeme und seitenhaltstarke Sitze vorne, genügend Raum im Fond und Platz für bis zu 519 Liter Gepäck im Heckabteil. Die eingesetzten Materialien und auch die Verarbeitungsqualität stimmen, für die mediale Untermalung ist ein Android-Infotainment-System zuständig. Es lässt sich nach etwas Eingewöhnung gut bedienen, nur für den Digitaltacho hätten wir uns ein paar mehr Einstellungen gewünscht. Android Auto und Apple CarPlay lassen sich kabellos nutzen.

test volvo v60 t8 awd polestar engineered: gut gereift

Die üppig dimensionierte Brembo-Bremsanlage hilft, die über zwei Tonnen des V60 T8 Hybrid sicher zum Stehen zu bekommen. Alternativ hilft die Rekuperations-Funktion, die bis zum Stillstand (One-Pedal-Drive) funktioniert.

Fazit

Der Volvo V60 Recharge T8 AWD ist besonders im Polestar-Trimm ein mittlerweile gut gereifter Kombi. Beinahe würden wir ihn schon zu den alten Recken zählen, denn recht viel mehr in diese Richtung werden die Schweden nicht mehr bringen. Es nerven die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 180, der Spritdurst wenn die Batterie leer ist und auch der hohe Preis. Dafür entschädigt das Polarlicht mit seiner sportlichen Abstimmung, gutem Reisekomfort, Platz für die ganze Familie und einem modernen Infotainment. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten – Volvo V60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered

  • Modell: Volvo V60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered
  • Motor: Vierzylinder Monoturbo-Kompressor, 1.969 ccm + E-Maschine
  • Systemleistung: bis zu 455 PS (334 kW)
  • Systemdrehmoment: bis zu 709 Nm
  • Antrieb: Elektrischer Allrad, Achtgang-Automatik
  • Batterie: 18,8 kWh Lithium-Ionen
  • Ladeleistung: 3,7 kW AC
  • Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,9 l/100 km²
  • Stromverbrauch kombiniert: 18,5 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 21 g/km²
  • Elektrische Reichweite: bis zu 86 km
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 4,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,78 m/1,85 m/1,43 m
  • Gewicht: ca. 2.064 kg
  • Grundpreis: ab 78.590 Euro

*Herstellerangaben

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