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Praxistest VW Amarok V6 TDI Aventura - Grüne hassen dieses Auto - dabei ist es nicht mal ein SUV

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VW Amarok Viehmann

In den USA sind Pickups so normal wie hierzulande ein Golf. Auf dem deutschen Markt gibt es immer weniger der Lastesel zu kaufen. Dabei haben sie ihr Nutzfahrzeug-Image weitgehend abgelegt. Wir testen den neuen VW Amarok.

In Paris hätte ein Auto wie der VW Amarok gerade ganz schlechte Karten. Große und schwere Autos zahlen dort beim Parken einen Straf-Zuschlag – und das Beispiel macht in einigen deutschen Städten bereits Schule . Man will damit die „Monster-SUV“ – was immer man darunter versteht – aus der Stadt jagen. Tatsächlich wird sich wohl kein Stadtbewohner einen Pickup zulegen, allein schon weil er an der täglichen Parkplatzsuche verzweifeln würde. Doch für Bau- oder Gartenunternehmer und auch für Privatkäufer als coole Alternative zum klassischen SUV ist so ein Lastesel immer einen Blick wert.

Immer weniger Pickups auf dem deutschen Markt

Die Modell-Auswahl wird dabei – ganz im Gegensatz zum US-Markt – leider immer kleiner. Modelle wie den Mitsubishi L200, Mazda BT-50, Nissan Navara, Renault Alaskan, Fiat Fullback oder Mercedes X-Klasse gibt es entweder gar nicht mehr oder nicht mehr für den deutschen Markt.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Für Feld, Wald und Abenteuer: Der VW Amarok ist ein Tausendsassa Viehmann

Die Auswahl bei Neuwagen beschränkt sich im Wesentlichen auf vier Modelle, was dazu geführt hat, dass die Hersteller satte Preisaufschläge für die wenigen verfügbaren Autos verlangen können: Ford Ranger, Toyota Hilux, Isuzu D-Max und natürlich VW Amarok. Letztere ist gleichzeitig Marktführer in Deutschland, wobei er im Gegensatz zur ersten Generation zusammen mit Ford und dem Ranger entwickelt wurde. Andere interessante Modelle, etwa den berühmten Ford F-150, bekommt man in Deutschland nur über spezielle Importeure und auch das nur zu enormen Preisen.PUSH – Klickdown Mercedes X-Klasse – G-Klasse zu langweilig? Mercedes hat jetzt ‘nen Pickup – und das kann er

Ein Pickup als SUV-Ersatz?

Alle Versionen des 5,35 Meter langen Wagens haben serienmäßig Allradantrieb und die Doppelkabine. Für den gewerblichen Einsatz auf der Baustelle oder im Wald bieten sich die Amarok-Basismodelle „Entry“ (ab 48.59 Euro), für mehr Komfort „Amarok“ oder „Life“ an. Der mindestens 72.466 Euro teure Aventura ist quasi die „SUV“-Ausgabe des Wolfsburger Lastesels. Wir testen die Top-Version mit V6-Dieselmotor.

Karosserie und Innenraum

Wer von einem normalen SUV auf einen Pickup umsteigt, wird das wohl nur dann tun, wenn er wenigstens ab und zu auch dessen Tugenden benötigt: Eine große Ladefläche (1,62 Meter lang) für Grünzeug, Baustoffe, Gerümpel oder Freizeitausrüstung statt ein mit schicken Stoff ausgeschlagener Kofferraum. Die Ladefläche ist so dimensioniert, dass eine Europalette drauf passt, und zwar längs wie quer.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Ladefläche des VW Amarok Viehmann

Bei unserem Testwagen war die Ladefläche mit dem optionalen „Rollcover“-System ausgerüstet, das Teil verschiedener Zubehör-Pakete ist. Die stabile Abdeckung fährt elektrisch auf und zu, die Bedienung dafür findet sich am Autoschlüssel. So ist Ladegut, das nicht über die Bordwände hinausragt, vor Wind und Wetter geschützt. Sperrigere Gegenstände kann man mit Gurten und Verzurrösen für die Fahrt befestigen. Der Amarok kann bis zu 1,19 Tonnen zuladen (Aventura: 950 kg) und 3,5 Tonnen ziehen.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Die “Rollcover”-Abdeckung des VW Amarok schützt Ladegut vor Wind und Wetter und fährt elektrisch auf und zu Viehmann

Für die menschliche Fracht stehen bis zu fünf Sitzplätze zur Verfügung, wobei im Fond das Platzangebot nicht besonders üppig ist. Dahingehend ist der Amarok kein echter Ersatz für ein großes SUV – und im Vergleich zu den XXL-Pickups aus den USA, dem Ford F-150 etwa, bleibt der Volkswagen in ein eher kleiner Vertreter seiner Zunft.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

VW Amarok: Cockpit Viehmann

Bedienung und Infotainment

Im Cockpit gibt sich der Amarok nicht so rustikal, spart aber nicht mit Hartplastik. Hier wirkte die erste Generation durchaus eine Spur edler. Neu im Vergleich zu älteren Modellen sind unter anderem das XXL-Display an der Mittelkonsole und der winzige Fahrhebel-Schalter der Automatik. Das Navigationsdisplay ist zwar groß, allerdings „hängt“ der Bildschirm mitunter beim Scrollen und bei der Eingabe der virtuellen Tasten. praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Display im VW Amarok Viehmann

Gut ist, dass es für bestimmte Funktionen, etwa Klimaanlage oder Radio-Lautstärke, immer noch herkömmliche Schalter und Regler gibt. Das Allradsystem wird nach wie vor mit einem Drehregler bedient. Sehr angenehm ist das umfangreiche Kamera- und Einparkhilfen-System, mit dem sich das Wolfsburger Trumm ganz entspannt und sicher einparken und manövrieren lässt. Sogar ein Abstandsregeltempomat ist mittlerweile an Bord.

Fahrwerk und Fahrverhalten

Mit Leiterrahmen-Chassis und Nutzfahrzeug-Fahrwerk bleibt der Amarok ein bedingt komfortables Fahrzeug, das seine größten Stärken im Zugetrieb und Offroad-Einsatz ausspielen kann. Dennoch fährt er sich auch auf der Autobahn komfortabel genug; selbst in unbeladenem Zustand gibt es kein „Hoppeln“ bei Bodenwellen. Wer noch die erste Amarok-Generation kennt, muss aber zugeben, dass sich diese einen Hauch präziser und „SUV-liker“ fuhr als die jetzige, vor allem was die Lenkung angeht.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Allradsystem im VW Amarok – neu ist der Modus “4A” mit variabler Kraftverteilung auf beide Achsen Viehmann

Der Allradantrieb ist bei einem solchen Auto natürlich ein entscheidendes Kaufkriterium, vor allem für den Zugbetrieb. Hier bietet der VW Amarok großes Kino. Die ganzen zusätzlich auswählbaren Fahrprogramme für Matsch, Schnee, Sand etc. braucht man im Alltag wohl selten, weil schon die Grundeinstellungen für jeden Einsatzbereich parat stehen:

  • 2H – Antrieb auf die Hinterräder
  • 4H – Allradmodus mit hoher Traktion für den Straßenbetrieb, gut geeignet bei Schnee
  • 4L – Allradmodus mit Geländeuntersetzung für den Offroad-Einsatz
  • 4A – dieser neue Modus verteilt über die Lamellenkupplung die Kraft variabel auf die beiden Achsen, so dass es nicht zu Verspannungen im Antriebsstrang kommt.

Dazu kommen noch die per Knopfdruck aktivierbare Differenzialsperre für die Hinterachse und das Bergabfahrsystem für konstante Geschwindigkeit bei steilen Abfahrten. Der Amarok ist also für jedes Gelände gerüstet. Da kommt – abgesehen vom Mercedes G-Modell, dem Toyota Land Cruiser oder dem Land Rover – kein SUV mit.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Mit V6-Dieselmotor ist der VW Amarok ein echtes Kaftpaket Viehmann

Motor, Antrieb und Verbrauch

Bei unserem Testwagen in der Aventura-Version war die stärkste Motorisierung an Bord, der V6-Dieselmotor mit 177 kW / 240 PS, die das Aggregat aus drei Litern Hubraum holt. Mit diesem Motor ist der leer 2,4 Tonnen schwere Pickup üppig motorisiert. Schon mit wenig Gaseinsatz schwimmt man locker im Verkehr mit und hat bei Bedarf auch die nötige Power zum Überholen, für den Zugbetrieb oder den Offroad-Einsatz. 600 Newtonmeter Drehmoment sprechen für sich.Klickdown Toyota Hilux – Kann Ihr Golf das auch? Was man mit einem Pickup alles anstellen kann

Gekoppelt ist der große Diesel an eine 10-Gang-Automatik. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in knapp neun Sekunden und maximal sind 190 km/h drin – beides beachtliche Werte für ein Nutzfahrzeug, selbst wenn man diese Reserven selten ausnutzt. Den Durchschnittsverbrauch gibt Volkswagen mit 10,2 Litern Diesel auf 100 km an. Tatsächlich waren es in der Praxis mit 10,7 Litern kaum mehr.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

VW Amarok Aventura Viehmann

Preis und Ausstattung

Da muss man schon schlucken: Beim VW Amarok beginnt die Preisliste für das nackte Baustellen-Modell bei 48.596 Euro und beim Lifestyle-Modell Aventura bei 72.466 Euro. Dann sind zwar schon viele Features wie Differenzialsperre, LED-Matrix-Scheinwerfer, Einpark-Assistent oder Abstandsregeltempomat an Bord. Doch es gibt immer noch reichlich aufpreispflichtige Optionen, die man gerne an Bord hätte.praxistest vw amarok v6 tdi aventura - grüne hassen dieses auto - dabei ist es nicht mal ein suv

Cowboy und Indianer, made by Volkswagen – der Pickup Amarok bietet ein bisschen automobile Wildwest-Romantik, ist aber arg teuer geworden Viehmann

Fazit

Die Nische für Pickups in Deutschland ist winzig. Als SUV-Ersatz taugen sie eher wenig, da wir hierzulande nun mal nicht die üppigen Straßen- und Parkplatzverhältnisse wie in den USA haben. Es dürfte also kaum jemanden geben, der sich einen Amarok nur zum Spaß kauft, ohne wenigstens ab und zu dessen Fähigkeiten auch zu benötigen. Schließlich gibt es eine Fülle an großen SUV, wenn es einem vor allem um Platz, Komfort und eventuell Offroad-Tauglichkeit geht. Das vielleicht größte Problem mit den Autos ist aber ein anderes: Pickups sind in den vergangenen Jahren absurd teuer geworden. Nischen lassen sich Autohersteller eben fürstlich bezahlen.

Das vorausgesetzt, ist der neue Amarok immerhin die komftortabelste und in Sachen Technik modernste Art, in Deutschland einen Pickup zu fahren. Bei den Assistenzsystemen gibt es keinen großen Unterschied zu einem modernen SUV. Auch der bärenstarke Dieselmotor kann überzeugen und verbraucht – für diese Fahrzeugklasse – nicht viel Sprit. Mit dem Jeep durchs Kali-Bergwerk – 1500 Meter unter der Erde dürfen Sie diesen einen Fehler nicht machen

Elektro-Pickup am Horizont?

Übrigens: Es ist nicht ausgeschlossen, dass VW seine Pickup-Palette künftig um einen elektrischen Lastesel erweitert. Das Modell der neuen Marke „Scout“ ist zwar erstmal nur für den US-Markt vorgesehen. Doch weil dort elektrische Pickups noch wenig gekauft werden, ist durchaus vorstellbar, dass der VW-Konzern weitere Absatzmärkte ins Auge fasst, zumal bei E-Fahrzeugen keine komplexen Abgasnormen einer teuren Nischenmodell-Zulassung im Wege stehen.

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