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Lexus NX im Test: Ein Kraftpaket mit Eigenarten

lexus nx im test: ein kraftpaket mit eigenarten

Lexus NX – ein markanter optischer Auftritt. © Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Einen guten Eindruck hinterlässt der Lexus NX aus vielen Gründen in unserem Test. Mit ein paar Eigentümlichkeiten wartet das Mittelklasse-SUV dennoch auf. Die haben ihren eigenen Charme.

Zugegeben: Die Marke Lexus ist hierzulande noch immer (oder für immer?) ein Exot. So verwundert es auch nicht, dass man auch das Mittelklasse-SUV Lexus NX (871 Zulassungen von Januar bis Oktober 2023 und damit, gleichviel wie vom Lexus RX) so gut wie nie auf unseren Straßen zu sehen bekommt. Schade eigentlich – denn dieser kürzlich überarbeitete Plug-in-Hybride der zweiten Generation hat viel zu bieten.

Lexus NX (2023)

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Zum Beispiel Platz – und zwar überall: Sowohl vorne wie hinten finden Erwachsenen ausreichend Raum: Keine Schulter, die an eine Säule stößt, kein Haupt, das den Dachhimmel touchiert, kein Hinterbänkler-Knie, das den Vorderleuten ins Kreuz drückt; großzügige Ablagen für Geldbeutel, Schlüssel und anderen Kleinkram bietet auch die Mittelkonsole. Sehr gerne nimmt man auch auf dem schicken und satt gepolsterten Sport-Ledergestühl in Ascari-Rot Platz. Sitzheizung und -lüftung tun ihr Übriges, um den Sitzkomfort noch zu steigern.

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Auch zu viert lassen sich lange Touren mit Gepäck entspannt absolvieren. Platz für Taschen und Tüten ist im 545 Liter fassenden Gepäckraum reichlich vorhanden. Zudem bietet das Gepäckabteil einen doppelten Ladeboden, in dem das Ladekabel unkompliziert verstaut werden kann und sehr stabil wirkende Metallhaken. Aber Achtung: Zum einen dürfte die Heckklappe ein Stück weiter aufschwingen (zumindest für Menschen, die die 1,80-Meter-Marke reißen), zum anderen ragt die Abdeckung beim Öffnen besagter Klappe sehr weit heraus – es besteht Nasenstüber-Gefahr beim Beladen des tiefen und dunklen Gepäckabteils.

Ein bisschen trickreich zu bedienen sind die Lexus-Türgriffe: Drückt man die elektromechanischen Tasten in der Türverkleidung, lösen sich die Türen aus der Verankerung. Zieht man am ebenfalls vorhandenen Hebel (mechanisch) einmal, sind die Türen zwar entriegelt – aber noch nicht völlig geöffnet. Das ist erst beim zweiten Zug der Fall. Klingt alles kompliziert – ist aber ein tatsächlich feines Sicherheits-Feature, kann aber Neulinge auch irritieren. Wer das Drücken der Taste bevorzugt ist mit dem Totwinkel-Assistenten gekoppelt, der ein Öffnen der Türen verhindert, sobald sich Fahrzeuge von hinten nähern. Das soll die gefürchteten Dooring-Unfälle (meist mit Fahrradfahrern) verhindern. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Schaltkulisse. Will man aus der P(ark)-Position, ganz oben, den Vorwärtsgang (D) – ganz unten – einlegen, muss der Knauf erst nach links bewegt werden, bevor der gewünschte Gang eingelegt ist.

Sehr gut gefallen und überhaupt nicht kompliziert zu handhaben dagegen ist der 14-Zoll-Touchscreen, dessen Grafik gestochen scharf ist, der auf Fingertippen schnell und sauber reagiert und Befehle schnell ausführt. Angenehm fällt auf, dass Lexus bei der Grafik des Infotainments auf spielerischen (zuweilen kindlich wirkenden) Firlefanz – wie bei vielen der chinesischen Konkurrenten mittlerweile üblich – gänzlich verzichtet. Das Menü dürfte aber gerne etwas weniger unterteilt und dafür etwas aussagekräftiger sein: Was beispielsweise darf man unter der Menüpunkt „Allgemeines“ erwarten bzw. subsumieren?

Lexus LBX (2023)

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Schön geregelt hat Lexus die Klimatisierung samt Lenkrad- und Sitzheizung – die wird über eine Extra-Leiste mit kapazitiven Tasten und haptischen Drehreglern gesteuert – man muss also nicht lange nach der Wohlfühleinstellung in Untermenüs suchen.

Die kabellose Konnektivität mit dem iPhone funktioniert tadellos, das Handy lässt sich zudem praktisch in einer Induktiv-Ladeschale deponieren. Wer doch gerne Kabel benutzt, findet vorne wie hinten zwei USB-Anschlüsse (A- und C-Slot). Eine Besonderheit ist der digitale Rückspiegel, der in dieser überarbeiteten Variante des Lexus NX über einen automatischen Dimm-Modus verfügt. Zuweilen brauchten die Augen des Fahrer aber einen Ticken Zeit, um das digitale Spiegelbild wieder vollends zu fokussieren, nachdem zuvor der Blick längere Zeit nach vorne in die analoge Welt gerichtet war.

Generell gefällt das gesamte Interieur des Lexus NX: Die Materialien fassen sich wertig an, sehen ebenso hochwertig aus. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, auch Lexus-Fremde finden sich schnell zu recht.

Nein, an Leistung mangelt es dem von uns gefahrenen Lexus NX 450 h+ F-Sport nicht. Insgesamt steht für den Plug-in-Hybriden ein Power-Paket von 309 PS bereit. Das resultiert aus einem 185-PS-Vierzylinder-Benziner in Kooperation mit zwei umgerechnet 182 PS starken E-Maschinen vorne und hinten, die den Japaner zum Allradler machen.

Beim Beschleunigen zeigt sich ein bekanntes Toyota-Lexus-Muster: Der 2,5-Liter heult auf, der Drehzahlmesser schnellt nach oben, der Tacho hechelt ein bisschen hinterher. Ein bisschen Gummibandeffekt gibt bei Toyota/Lexus (fast) immer – wenngleich man sich an diese Eigenart des stufenlos variablem Automatikgetriebe E-CVT schnell gewöhnt. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 200 km/h allerdings etwas mager, die erreicht man auch nur, wenn der 18,1-kWh-Akku noch Saft hat. Auf langen Autobahn-Etappen mit hohem Tempo ist der Akku irgendwann auch mal leer. Vor allem im Fahrmodus Sport gefällt dieser Premium-Japaner am besten, der auf 20-Zöllern noch komfortabel abrollt. Für das Austarieren zwischen Dynamik und Komfort bietet der Power-Lexus ein Adaptiv-Fahrwerk, das die Dämpfung an den vier Rädern steuert.

Lexus LM (2024)

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In Ordnung geht auch der Verbrauch (wenngleich er sich bei Plug-in-Fahrzeugen in der Praxis nie ganz einfach ermitteln lässt): 8,5 Liter Super fließen bei flotten Touren im Winter durch die Leitungen (wenn man immer mal wieder den Wagen an die Wallbox hängt).

Bei ebendiesen Temperaturen lag die realistische rein elektrische Reichweite bei etwa 40 Kilometern. Genügend, um Besorgungen innerhalb der Stadt zu machen – oder den Hinweg zur Arbeit zu absolvieren. Der einphasige Onboard-Lader kann theoretisch 6,6 kW Ladeleistung vermelden. Da jedoch die meisten Wallboxen dreiphasig sind, gehen nur 3,6 kW rein. Anders an städtischen Ladesäulen, die 22 kW liefern, da funktioniert es mit 6,6 kW Ladeleistung.

Irgendwie mutet es etwas seltsam an, dass dieser Lexus NX so selten zu sehen ist – dabei bietet er doch etliche Annehmlichkeiten. Viel Platz, Top-Infotainment, hochwertige Verarbeitung. Zudem ist er mit seinem immer noch frisch wirkenden “Diabolo”-Kühlergrill, der Coupé-ähnliche Silhouette und dem knackigen Heck mit markantem durchlaufenden LED-Leuchtband ein Hingucker. Diese ganzen Qualitäten schlagen sich jedoch im Preis nieder: Ab 75.300 Euro startet die Preisliste für den Lexus NX 450 h+ F-Sport. Damit ist der Wagen für die meisten Privatleute unerschwinglich, auch eine Leasingrate in dieser höchsten Ausstattung dürfte zwischen 700 und 800 Euro im Monat kein Pappenstiel für User Chooser sein. Hinzu kommt die sehr ungünstige und damit teure Versicherungseinstufung (siehe Kasten). Und: Auch die deutsche Premiumkonkurrenz aus BMW X3, Mercedes GLC und Audi Q5 hat in diesen Preisregionen Ähnliches zu bieten.

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