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Autotest Lexus LM: Luxus im Separee

autotest lexus lm: luxus im separee

Mit dem LM bringt Lexus nun ein bislang für asiatische Märkte entwickeltes Modell nun nach Europa. © Foto: Lexus

Vans waren bislang vor allem beliebt, um das Chaos mit reichlich Gepäck und vielen Kindern zu bändigen. Beim Lexus LM sollen die Fondgäste hingegen zum First-Class-Flug abheben.

Große Autokonzerne entwickeln oft für unterschiedliche Märkte spezielle Modelle. Toyotas Nobel-Tochter Lexus hat etwa für China und andere Länder Asiens den Luxus-Van LM aufgelegt. In diesem sollen sich betuchte Gäste chauffieren lassen und dabei im geräumigen Fond First-Class-Komfort genießen. Das 2020 in China eingeführte Modell ist damit klar auf den fernöstlichen Autogaumen zugeschnitten. Dennoch glaubt Lexus Europa, für den 5,13 Meter langen Raumriesen eine kleine Marktlücke entdeckt zu haben, in der man zumindest einige wenige Exemplare auch hierzulande parken möchte. Vor allem Business-Kunden soll der LM locken. Auch einige Privatiers mit gut gefülltem Geldbeutel könnten Gefallen an dem eigenwilligen Exoten finden.

Trotz reichlich Chromschmuck, filigraner Details und feschen Leuchten sieht der wie eine Trutzburg inszenierte LM auch wie ein Nutzwert-Van aus, bei dem man einen variablen Innenraum mit mehreren Sitzreihen erwarten würde. Tatsächlich lädt das nobel inszenierte Oberklasse-Mobil mit obszön großem Kühlergrill lediglich zwei Gäste im Fond zum Verweilen auf Komfortsitzen der Extraklasse ein. Das mit feinem Leder bespannte Gestühl erinnert an Sitze, die zahlungskräftigen Gäste normalerweise auf Langstreckenflügen in den hohen Buchungsklassen genießen können. Entsprechend gibt es feste Seitenwände mit breiten Armlehnen, aus denen sich Tabletts herauszaubern lassen. Die Polsterung ist maximal bequem, die Möglichkeiten zur Sitzverstellung sind enorm. In der Luxusversion mit den zwei Fondsitzen lässt sich der auf Wunsch wärmende, kühlende oder massierende Komfort-Thron sogar flach machen. Grundsätzlich ist dies auch während der Fahrt möglich, wobei sich die Insassen dann rechtlich in eine Grauzone begeben. Lexus empfiehlt seinen Kunden aus Sicherheitsgründen, sich nur im geparkten Zustand in eine Liegeposition zu begeben.

Lexus LM (2024)

autotest lexus lm: luxus im separee

So entspannt wie in nur wenigen anderen Pkw kann man dann im LM ein Nickerchen in mehr oder weniger horizontaler Position einlegen und dazu den Fondbereich zugleich zum besinnlichen Rückzugsort wandeln. Auf Knopfdruck lassen sich die Glaselemente im Dach und den Seiten abdunkeln und die Scheibe zum Fahrer hochfahren und blickdicht machen. Akustisch und optisch abgeschirmt mutiert der stylish eingerichtete Fond endgültig zur Wohlfühl-Oase. Zudem gibt es Schuh- und andere Staufächer, einen Kühlschrank, variables Ambiente-Licht, auf verschiedene Stimmungen abgestimmte Klimatisierungsmodi, ein Mark-Levinson-3D-Soundsystem und einen mit 48 Zoll Bildschirmdiagonale besonders groß geratenen Entertainment-Screen. Um die vielen Gadgets steuern zu können, stehen zusätzlich zu diversen Direktwahltasten noch zwei herausnehmbare Smartphones in der Konsole zwischen den Sitzen zur Verfügung. Der große Bildschirm ist an der Trennwand zwischen Vordersitzen und Fond angebracht.

Sogar über 24.000 Euro sparen

Wer weniger Wert auf Privatsphäre legt und außerdem mehr Sitzmöglichkeiten wünscht, kann den LM alternativ als 6+1-Sitzer bekommen und dann sogar über 24.000 Euro sparen. Während der Luxury genannte Viersitzer rund 147.000 Euro kostet, werden für die Ausstattung Executive gut 123.000 Euro aufgerufen. Weniger ist hier mehr – zumindest in Hinblick auf Sitzplatz-Anzahl und Variabilität. Die beiden Einzelsitze in Reihe zwei fallen ähnlich prächtig wie in der Viersitzer-Ausstattung Luxury aus, allerdings fehlt diesen eine Massagefunktion sowie die Option, sie zur Liege zu wandeln. Dafür lassen sich die Sitze nach vorne schieben, was einen recht komfortablen Zustieg zur Rückbank erlaubt. Die bietet zwei erwachsenen Gästen gute Platzverhältnisse.

Zu den Seiten kann es allerdings eng werden, sollten hier drei Personen Platz nehmen, was angesichts einer entsprechenden Anzahl an Sicherheitsgurten und Kopfstützen grundsätzlich möglich ist. Die Rückbank lässt sich alternativ in zwei Teile seitlich wegklappen und an den Seitenwänden des Kofferraums fixieren, um Platz für Gepäck zu schaffen. Hinter der großen und selbstverständlich elektrisch öffnenden Hecklappe lassen sich im Executive rund 750 Liter Gepäck einladen, der Viersitzer bietet annähernd 1.200 Liter Stauraum.

Lexus LM: Oberklasse-Flair

In beiden Ausstattungsvarianten bietet der LM Oberklasse-Flair, was in nicht immer überzeugender Weise mit dem alternativlosen Vollhybridantrieb harmoniert. Es handelt sich um die aus anderen Lexus-Modellen her bekannte Ausbaustufe 350h mit Allradantrieb, bei dem ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 140 kW/190 PS sowie zwei 134 kW/184 PS sowie 40 kW/54 PS starke E-Motoren zusammenwirken. Als Systemleistung geben die Japaner 184 kW/250 PS an, was einen Sprint auf 100 km/h in 8,7 Sekunden sowie 190 km/h Topspeed erlaubt. Trotz der potenten Aggregate erzieht das Hybridsystem mit CVT-Getriebe zu einer gelassenen Gangart, die im Stadtverkehr häufig lautlos, weil elektrisch ist.

Das geräuscharme Dahingleiten passt gut zum Komfort-Charakter. Will man etwas flotter auf Autobahnen oder Landstraße unterwegs sein, drängt sich hingegen immer wieder der Vierzylinder mit oft unfeinem Vierzylinder-Gedröhne akustisch in den Vordergrund. Vor allem bergauf schnellen die Drehzahlen des Benziners in die Höhe, was auch dem mit 2,3 Tonnen üppigen Fahrzeuggewicht geschuldet sein dürfte. Eine bei Oberklasse-Modellen oft übliche Vortriebs-Souveränität ist dem LM jedenfalls fremd. Mit rund sieben Litern auf 100 Kilometer bleibt dafür der Spritkonsum auf bescheidenem Niveau.

Deutsche Käufer, die sich ein über 100.000 Euro teures Luxusfahrzeug zulegen wollen, werden in der Regel einen geschmeidigen wie druckvollen Antrieb erwarten, der im Fall des LM nicht zu haben ist. Bereits dieser Umstand dürfte den Kundenkreis einschränken, zumal das Design des Japaners exotisch bis kurios anmutet. Entsprechend bescheiden sind auch die Absatzpläne von Lexus in Europa. Dieses Jahr will man 250 LM unters Volk bringen, für 2024 sind 1.000 Exemplare geplant. Größter Absatzmarkt wird Polen sein. Vornehmlich wird er dort wie in anderen Märkten Europas für VIP-Shuttle für Hotels sowie als Chauffeur-Limousine für Geschäftsleute zum Einsatz kommen. Lexus erwartet zudem, dass einige wenige Exemplare auch an private Nutzer gehen, die ein gleichermaßen praktisches wie nobel eingerichtetes Auto für die Familie wünschen.

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