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IMSA Petit Le Mans 2024: Cadillac siegt, Porsche räumt alle GTP-Titel ab

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IMSA Petit Le Mans 2024: Cadillac siegt, Porsche räumt alle GTP-Titel ab

Obwohl die Gesamtwertung diesmal schon beim Start entschieden war, bot das Petit Le Mans zum Abschluss der IMSA-Saison noch einmal einen echten Klassiker. Eine Weltklasse-Divebomb von Renger van der Zande gegen Nick Tandys Penske-Porsche #6 (Tandy/Jaminet/Estre; 2. GTP) brachte dem Niederländer, Sebastien Bourdais und Scott Dixon sowie WTR-Andretti mit dem Cadillac #01 den Sieg. (Ergebnis)

Das Rennen, das vor der letzten Gelbphase mehr als viereinhalb Stunden lang grün durchlief, wurde in einem 35-minütigen Sprint entschieden. Tandy führte das Feld in den Schlussspurt, sah die Zielflagge aber als Zweiter, weil ihn Renger van der Zande mit einem spektakulären Überholmanöver in Kurve 1 abkochte. Es war nach “The Pass 2.0” das wohl größte Manöver in der Karriere des 38-Jährigen.

Porsche verpasste erneut mit einem Prototypen den Sieg beim Petit Le Mans, darf aber sämtliche Meisterschaften feiern. Der Penske-Porsche #7 (Cameron/Nasr/Campbell; 3. GTP) feierte den Fahrer- und Teamtitel in der Gesamtwertung und im Endurance-Cup, zudem gewann Porsche in beiden Kategorien die Herstellerwertung. Die Champions 2024 heißen Dane Cameron und Felipe Nasr.

Rennen schrammt haarscharf an Katastrophe vorbei

Relativ schnell kristallisierten sich im Rennen die Favoriten heraus: der Cadillac #01, die beiden Acura und die beiden Porsche. Allein durch den Start ins Rennen hatte Porsche bereits den Herstellertitel sicher. Als in der vierten Stunde kurz nacheinander der JDC-Miller-Porsche #85 (van der Helm/Hanson/Westbrook; DNF) und der RLL-BMW #25 (de Phillippi/Yelloly/Martin; DNF) ausfielen, war der Titel für die #7 unter Dach und Fach.

In der zweiten Rennhälfte begannen die Probleme in der Spitzengruppe während der viereinhalbstündigen Grünphase. Der WTR-Andretti-Acura #40 (J. Taylor/Deletraz/Herta; 7. GTP) erlitt einen Reifenschaden und fiel aus der Führungsrunde.

Auch beim neuen Champion gab es Probleme: Am Porsche #7 musste der Benzindurchfluss-Sensor gewechselt werden. Dennoch lag die #7 sowohl nach vier als auch nach acht Stunden an der Spitze und sicherte sich somit auch den Titel im Endurance-Cup. Das Team Penske hatte diese Strategie angekündigt – im Zweifelsfall den Rennsieg zu opfern, um in der noch umkämpften Endurance-Wertung vorne zu landen.

Nick Tandy war der nächste Spitzenreiter, kassierte aber eine Durchfahrtsstrafe, weil er den Cetilar-Ferrari #47 (Lacorte/Sernagiotto/Fuoco; 15. GTD) beim Überrunden ins Verderben schickte. Damit übernahm der WTR-Andretti-Acura #10 (R. Taylor/Albuquerque/Hartley; DNF) für lange Zeit die Führung. Erst in der vorletzten Stunde eroberte Tandy die Spitze zurück.

Die letzte Caution riss die #10 dann aus dem Rennen: Nach einer Kollision zwischen dem Proton-Ford #55 (Levorato/Lewis/Hardwick; DNF) und dem Wright-Porsche #120 (Adelson/Skeer/Heylen; DNF) blieb der Ford Mustang GT3 von Corey Lewis mitten auf der Strecke stehen. Da die Scheinwerfer defekt waren, war das Wrack nicht zu sehen.

Ricky Taylor kam mitten im Pulk an der Unfallstelle an und touchierte das Wrack. Glück im Unglück, dass es nur ein Streifschuss war, sonst wären die Schlagzeilen nach diesem Rennen womöglich ganz anders ausgefallen. Die IMSA ist um Zentimeter an einem schrecklichen Unfall mit potenziell bösen Folgen vorbeigeschrammt. Dennoch war das Rennen für die #10 gelaufen.

Beim finalen Restart lagen fünf Fahrzeuge in der Führungsrunde: Tandy #6, van der Zande #01, Philipp Eng im RLL-BMW #24 (Eng/Krohn/Farfus; 4. GTP), Nasr #7 und Jordan Taylor #40. Letzterer hatte sich allerdings illegal einen Wave-By verschafft, was mit einer Stop-and-Go-Strafe von 2:26 Minuten geahndet wurde und die #40 auf Platz sieben zurückwarf.

BMW verliert Podiumsplatz durch Kollision

Die #01 hatte bis dahin ein chaotisches Rennen. In der Anfangsphase musste ein Problem mit einem Drehmomentsensor behoben werden, der ständig falsche Werte lieferte. Die Reparatur kostete die Führungsrunde, doch Chip Ganassi Racing hatte Glück im Unglück. Fast zeitgleich wurde die erste Gelbphase ausgerufen, die den Cadillac sofort wieder an die Spitze brachte.

Kurz vor der Punktevergabe für den Endurance-Cup nach acht Stunden ereignete sich dann ein weiteres Drama, als Rahel Frey im Iron-Lynx-Lamborghini #83 (Frey/Gatting/Bovy; 14. GTD) den Cadillac von der Strecke schoss. Van der Zande konnte weiterfahren. Im Schlussstint fielen immer wieder ein oder sogar beide Scheinwerfer aus, doch die Rennleitung ließ den Niederländer das Rennen zu Ende fahren.

Eine Viertelstunde vor Schluss setzte van der Zande das entscheidende Manöver, eine halbe Runde später fuhr Eng Tandy ins Heck. Der Porsche rutschte von der Strecke, der BMW erlitt einen Reifenschaden. Damit hatte van der Zande einen komfortablen Vorsprung von 4,5 Sekunden und musste den Sieg nur noch nach Hause fahren. Tandy wurde Zweiter, Nasr erbte den dritten Platz.

Da alle anderen Fahrzeuge eine Runde Rückstand hatten, fiel Eng nur auf P4 zurück. Dennoch ist dieser Rennverlauf symptomatisch für die gesamte Saison von RLL-BMW. Nach dem Traumwochenende in Indianapolis wurde Rahal Letterman Lanigan Racing in Road Atlanta auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Während die Kollision die #24 das Podium kostete, schied die #25 aus. Sie war von Platz drei ins Rennen gegangen und hatte sich zu Beginn sogar um einen Platz verbessert. Doch schon beim ersten Boxenstopp fiel der BMW M Hybrid V8 zurück, nach knapp vier Stunden war das Rennen wegen eines Problems mit der Benzinzufuhr beendet.

Lamborghini fährt schnellste Runde und stoppt dann

Der von der Poleposition gestartete Action-Express-Cadillac #31 (Derani/Aitken/Blomqvist; 5. GTP) kassierte in der Anfangsphase zwei Durchfahrtsstrafen – eine wegen Überholens unter Gelber Flagge, die andere wegen einer Kollision mit dem BMW #24. Diese warfen den Cadillac V-Series.R aus der Führungsrunde. Selten waren frühe Strafen in der IMSA so teuer wie in diesem Fall.

Beim letzten Stopp hatte die #31 die Chance, die Führungsrunde zurückzuerobern. Diese Gelegenheit wurde jedoch von Porsche vereitelt. Penske holte die #7, die aufgrund eines anderen Boxenrhythmus ohnehin einen längeren Stopp hatte, eine Runde später rein und verhinderte so den Wave-by für die #31.

Für die privaten Porsche gab es nicht viel zu holen. Richard Westbrook beendete seine Rennfahrerkarriere mit einem Ausfall des JDC-Miller-Porsche #85 (van der Helm/Hanson/Westbrook; DNF). Erneut war es ein Defekt an der Servolenkung – das gleiche Problem wie in Indianapolis bei der #7. Porsche hatte die Servolenkung im Winter überarbeitet.

Der Proton-Porsche #5 (Bruni/Viscaal/Picariello) wurde mit zwei Runden Rückstand Sechster vor dem Acura #40 und dem Iron-Lynx-Lamborghini #63 (Cairoli/Caldarelli/Grosjean; 8. GTP). Letzterer verlor bis zum letzten Restart fünf Runden, zwei davon wegen einer Reparatur nach einem Einschlag infolge einer Kollision.

Bizarre Ereignisse spielten sich in der Schlussphase rund um den Lamborghini SC63 ab. Romain Grosjean kam eine Viertelstunde vor Schluss für längere Zeit an die Box, nicht ohne zuvor in 1:11.981 Minuten die schnellste Runde des Rennens gedreht zu haben. Schließlich ging er wieder auf die Strecke und beendete das Rennen mit 13 Runden Rückstand auf dem 15. Gesamtrang – und einer weiteren Bestzeit im zweiten Sektor in der letzten Runde.

Inter Europol und PR1/Mathiasen LMP2-Meister

In der LMP2-Klasse befanden sich im Schlussspurt noch sechs Oreca 07 in der Führungsrunde. In diesem brannte Peugeot-Werksfahrer Mikkel Jensen im TDS-Oreca #11 (Thomas/Jensen/McElrea; 1. LMP2) ein wahres Feuerwerk ab. Er fuhr in 35 Minuten 17,097 Sekunden Vorsprung heraus und bescherte TDS Racing den zweiten Sieg in Folge.

Platz zwei ging an den Riley-Oreca #74 (Robinson/Fraga/Burdon), gefolgt vom Era-Oreca #18 (Merriman/Dalziel/Zilisch; 3. LMP2). Der vierte Platz des PR1-Mathiasen-Oreca #52 (Smiechowski/Dillmann/Boulle) reichte aus, um Nick Boulle und Tom Dillmann sowie das Gemeinschaftsteam PR1/Mathiasen Motorsport und Inter Europol Competition zum LMP2-Meister zu küren.

Die Klasse sorgte erneut für unfreiwillige Komik. Bijoy Garg brachte es fertig, im United-Autosports-Oreca #22 (Goldburg/di Resta/Garg; DNF) während einer Gelbphase am Boxeneingang in die Mauer einzuschlagen. Damit war das Rennen für United Autosports endgültig beendet. Die #2 (Hanley/Keating/Pino; DNF) schied nach zwei Unfällen von Ben Keating aus.

Mehr Glück hatten der Era-Oreca #18 und der AF-Corse-Oreca #88 (Perez Companc/Nielsen/Wadoux; 6. LMP2), die bei einbrechender Dunkelheit bei einer Überrundung im Paarflug von der Strecke segelten, einen Einschlag aber vermeiden konnten.

Lambo und Ferrari machen “Rexy” zum Champion

Ein wahres Drama war der Titelkampf in der GTD Pro. Der AO-Porsche #77 (Andlauer/Heinrich/Christensen; 11. GTD Pro) hat es geschafft und Laurin Heinrich ist Klassensieger 2024. Die Art und Weise lässt sich allerdings nur als dramatisch beschreiben, denn der Dino-Porsche “Rexy” musste sich auf Gegner verlassen, um die Meisterschaft zu gewinnen.

Das Drama begann nach rund 90 Minuten unmittelbar nach der zweiten Gelbphase, als der bis dahin souverän führende Porsche 911 GT3 R (992) plötzlich langsam wurde – es war kein Gang eingelegt. Das Problem löste sich zunächst von selbst und Heinrich konnte die Führungsrunde halten.

Doch knapp eine Stunde später trat das Problem nach einem Boxenstopp erneut auf. Ursache war offenbar ein Wackelkontakt im Kabel vom Lenkrad. Julien Andlauer musste die Box ansteuern, die Reparatur dauerte fünf Runden. Durch die lange Grünphase konnte AO Racing die fehlenden Runden auch nicht mehr mittels Wave-Bys aufholen und war auf dem letzten Platz der Klasse festgenagelt.

Damit war die Aufgabe für den Heart-of-Racing-Aston-Martin #23 (Gunn/Riberas/de Angelis; 3. GTD Pro) klar: Der zweite Platz würde den GTD-Pro-Titel bedeuten. Doch das war alles andere als selbstverständlich, denn die Konkurrenz war gewohnt stark.

Reduziert wurde sie durch den Unfall der Pratt-Miller-Corvette #4, die in Keatings ersten Crash verwickelt war, und den Ausfall des Vasser-Sullivan-Lexus #14 (Hawksworth/Barnicoat/Kirkwood; DNF) mit defektem Kühlsystem. Beide Situationen halfen aber auch Heinrich, auf den elften Platz vorzurücken.

Als härteste Gegner erwiesen sich der Iron-Lynx-Lamborghini #19 (Bortolotti/Pepper/Perera; 1. GTD Pro) und der Risi-Ferrari #62 (Serra/Rigon/Pier Guidi; 2. GTD Pro). Bei der letzten Gelbphase hatte Heart of Racing Pech, da der letzte Boxenstopp im Gegensatz zu Ferrari und Lamborghini noch nicht absolviert war.

Ross Gunn nahm den Schlussspurt damit vom dritten Platz im Angriff – hinter Jordan Pepper (#19) und Daniel Serra (#62). Pepper machte sich beim Restart schnell aus dem Staub und fuhr den Klassensieg mit 2,361 Sekunden Vorsprung ein.

Die Titelentscheidung hing nun davon ab, ob Gunn an Serra vorbeikommen würde oder nicht. Nach dem Restart wirkte Gunn stärker und kam in Schlagdistanz zum Ferrari. Doch der Brasilianer und sein Ferrari 296 GT3 schienen mit den Reifen schonender umzugehen.

Serra übernahm wieder die Führung und konnte Gunn abschütteln. Der hatte den Titel zwar ständig vor Augen, fand aber keinen Weg mehr vorbei. Damit holte Heinrich den GTD-Pro-Titel in einer Zitterpartie. Der populäre Dino-Porsche hat damit seinen ersten Meistertitel eingefahren.

In der GTD war es wie immer ein langer Ausscheidungskampf. Am Ende setzte sich der Conquest-Ferrari #34 (Balzan/Sbirrazzuoli/Franco; 1. GTD) dank eines Überholmanövers von Albert Costa im Schlussspurt vor dem Forte-Lamborghini #78 (Goikhberg/Spinelli/DeFrancesco; 2. GTD) durch.

Den Titel sicherten sich die Favoriten Philip Ellis und Russell Ward im Winward-Mercedes #57 (Ward/Ellis/Dontje), die mit Platz neun ihr schwächstes Saisonergebnis einfuhren. Damit lagen sie aber immer noch vor ihrem einzigen Meisterschaftskontrahenten, dem Turner-BMW #96 (Foley/Gallagher/Walker; 10. GTD).

Damit ist die IMSA SportsCar Championship 2024 beendet. Die Winterpause ist traditionell kurz, bereits im November stehen die ersten Testfahrten in Daytona auf dem Programm. In der Winterpause wird es Veränderungen geben: Ganassi ist 2025 nicht dabei, WTR-Andretti kehrt zu Cadillac zurück, Meyer Shank gibt sein Comeback mit Acura, Heart of Racing steigt mit Aston Martin in die GTP-Klasse ein. Die 24 Stunden von Daytona 2025 finden vom 23. bis 26. Januar statt.

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