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Porsche 911 Turbo: e-Fuel hält das Gewissen rein

porsche 911 turbo: e-fuel hält das gewissen rein

Es ist kurz vor Sonnenaufgang in Oberlech am Arlberg, und es hat vier Grad, als ich den Sechszylinder-Boxer abstelle – das elektrische Verdeck des Porsche 930 lässt sich sonst nicht öffnen. Ich will frische Bergluft schnappen – ohne das Klima zu belasten.

Der Betreuer vom Stuttgarter Porsche Museum hat mir den aufgeladenen Motor warmlaufen lassen, die Morgenluft duftet entsprechend. Mir scheint, irgendwie ein wenig anders als sonst, aber das kann Einbildung sein. Denn was da verbrannt wird, ist kein normaler Sprit, sondern e-Fuel. Synthetisch aus Windstrom und CO2 erzeugtes „Benzin“. So fährt auch dieser Oldtimer, den man als Porsche 911 Turbo kennt, klimafreundlich. Und gewissensfreundlich. Auch mit einem Verbrauch von bis zu 20 l/100 km (gilt für den Stadtverkehr).

Klar, einen Kat hat er nicht, Abgase blase ich also schon in die Natur, so ehrlich muss man sein. Aber das CO2 ist bio. Künftig soll es einfach der Luft entzogen werden. e-Fuels sind klimaneutral und sollen die E-Mobilität ergänzen. Es wird nur so viel CO2 ausgestoßen, wie der Atmosphäre vorher entzogen wurde.

Fürs Klima ist der 930 also nicht gefährlich, für den Fahrer unter Umständen schon. Denn seine 412 Nm Drehmoment fallen bei 4000 Touren derart brutal über die Hinterräder her, dass man nicht einmal „nur fliegen ist schöner“ denken kann, bevor man mit kalten Reifen von der Felswand auf die feuchte Kurve zurückprallt.

Ich lasse lieber nur den Sound des luftgekühlten Boxers zurückprallen, während mir der Wind um die Nase weht, wunderschön. Ich feiere dieses Auto. Die Gelegenheit dazu habe ich, weil Porsche 50 Jahre Turbo feiert. Der 930, die Turboversion des G-Modells, wurde 1974 eingeführt, damals noch mit 3,0 Liter Hubraum. Erst ab 1978 waren es 3,3 Liter und statt 260 PS leistete der Heckmotor nun 300 PS. Das war richtig viel für 1335 kg Leergewicht. Und gut 5 Sekunden für den Standardsprint waren richtig wenig.

260 km/h! Der Porsche 930 war bei seiner Einführung der schnellste in Deutschland in Serie hergestellte Sportwagen.

Das Cabrio kam erst 1987 dazu. Dessen Ausstattung war beinahe luxuriös, elektrisches Verdeck serienmäßig, elektrisch einstellbare Außenspiegel und Sitze, Zentralverriegelung. Einen Spurhalteassistenten gab es noch nicht, damals fuhren gute Autos auch ohne geradeaus und der Fahrer spürte das. Zumal Porsche schon damals wusste, wie man Lenkungen baut. Bis heute sind sie für mich diesbezüglich die Heros.

1989, im letzten Baujahr, bevor er vom 964 abgelöst wurde, hatte der 911 Turbo sogar erstmals ein Fünfganggetriebe, was es leichter machte, die Maschine bei Laune zu halten. Das hätte man sich schon früher gewünscht, denn sie fühlt sich relativ müde an, bevor die Nadel der Ladedruckanzeige auf 0,8 bar schnellt.

Die meisten davon fahren heute noch, denn die Motoren waren auf Alltagstauglichkeit ausgelegt. Wie viel Reserven da drin steckten, lässt sich am Leistung-Hubraum-Verhältnis von 63,9 kW/l in Relation zu den Rennausführungen mit bis zu knapp 200 kW/l erkennen. Noch heute halten Porsche besonders lang und sind dadurch besonders nachhaltig: Sie haben eine extrem geringe Verschrottungsquote.

Damit sie künftig noch nachhaltiger unterwegs sein können, setzt Porsche einerseits auf Plug-in-Hybride und Elektroautos, andererseits auf e-Fuels. In Chile haben die Zuffenhausener bereits eine Pilotanlage in Betrieb genommen, aus der der Sprit stammt, mit dem ich unterwegs bin. Das ist alles erst der Anfang. Es gibt noch viele Probleme zu lösen und Widerstände (vor allem politischer Natur) zu überwinden, bevor der weltweite Fahrzeugbestand nicht mehr zwangsläufig das Klima schädigt.

Beim Fahren merkt man keinerlei Unterschied und der Motor muss auch nicht adaptiert werden. e-Fuels können fossiles Benzin und fossilen Diesel 1:1 ersetzen. Warum das wichtig ist? Weil es Jahrzehnte dauert, bis Elektroautos die Verbrenner aus dem Alltag verdrängt haben. Autos wie der Porsche 930 sind hoffentlich auch dann noch unterwegs.

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