Es ist kurz vor Sonnenaufgang in Oberlech am Arlberg, und es hat vier Grad, als ich den Sechszylinder-Boxer abstelle – das elektrische Verdeck des Porsche 930 lässt sich sonst nicht öffnen. Ich will frische Bergluft schnappen – ohne das Klima zu belasten.
Klar, einen Kat hat er nicht, Abgase blase ich also schon in die Natur, so ehrlich muss man sein. Aber das CO2 ist bio. Künftig soll es einfach der Luft entzogen werden. e-Fuels sind klimaneutral und sollen die E-Mobilität ergänzen. Es wird nur so viel CO2 ausgestoßen, wie der Atmosphäre vorher entzogen wurde.
Fürs Klima ist der 930 also nicht gefährlich, für den Fahrer unter Umständen schon. Denn seine 412 Nm Drehmoment fallen bei 4000 Touren derart brutal über die Hinterräder her, dass man nicht einmal „nur fliegen ist schöner“ denken kann, bevor man mit kalten Reifen von der Felswand auf die feuchte Kurve zurückprallt.
260 km/h! Der Porsche 930 war bei seiner Einführung der schnellste in Deutschland in Serie hergestellte Sportwagen.
Das Cabrio kam erst 1987 dazu. Dessen Ausstattung war beinahe luxuriös, elektrisches Verdeck serienmäßig, elektrisch einstellbare Außenspiegel und Sitze, Zentralverriegelung. Einen Spurhalteassistenten gab es noch nicht, damals fuhren gute Autos auch ohne geradeaus und der Fahrer spürte das. Zumal Porsche schon damals wusste, wie man Lenkungen baut. Bis heute sind sie für mich diesbezüglich die Heros.
Die meisten davon fahren heute noch, denn die Motoren waren auf Alltagstauglichkeit ausgelegt. Wie viel Reserven da drin steckten, lässt sich am Leistung-Hubraum-Verhältnis von 63,9 kW/l in Relation zu den Rennausführungen mit bis zu knapp 200 kW/l erkennen. Noch heute halten Porsche besonders lang und sind dadurch besonders nachhaltig: Sie haben eine extrem geringe Verschrottungsquote.
Damit sie künftig noch nachhaltiger unterwegs sein können, setzt Porsche einerseits auf Plug-in-Hybride und Elektroautos, andererseits auf e-Fuels. In Chile haben die Zuffenhausener bereits eine Pilotanlage in Betrieb genommen, aus der der Sprit stammt, mit dem ich unterwegs bin. Das ist alles erst der Anfang. Es gibt noch viele Probleme zu lösen und Widerstände (vor allem politischer Natur) zu überwinden, bevor der weltweite Fahrzeugbestand nicht mehr zwangsläufig das Klima schädigt.
Beim Fahren merkt man keinerlei Unterschied und der Motor muss auch nicht adaptiert werden. e-Fuels können fossiles Benzin und fossilen Diesel 1:1 ersetzen. Warum das wichtig ist? Weil es Jahrzehnte dauert, bis Elektroautos die Verbrenner aus dem Alltag verdrängt haben. Autos wie der Porsche 930 sind hoffentlich auch dann noch unterwegs.