Alfa Romeo

Im Test: Alfa Romeo Tonale 48V-Hybrid

Kaum eine Automarke hat so leidenschaftliche Fans wie Alfa Romeo. Doch deren Zuspruch allein kann und darf dem Tonale nicht genügen. Für ihn und seinen Hersteller ist es wichtig, auch neue Freunde zu erobern – und am besten gleich als “Alfisti” zu rekrutieren. Schönheit hilft dabei, ist aber nicht alles. Ob der Tonale auch technisch überzeugt, klärt ein Fahrbericht.

im test: alfa romeo tonale 48v-hybrid

Alfa Romeo Tonale: Einfach ein schönes Kompakt-SUV. Hersteller

Wie er aussieht:

Kompakt-SUVs gibt es viele, doch der Tonale ist einfach der Alfa Romeo unter ihnen. Design können sie, die Italiener, und für den Tonale bedeutet die Zugehörigkeit zur Alfa-Familie, dass er seinen schon grundsätzlich wohlgeformten Body mit der sportlich langen Motorhaube, den kurzen Überhängen, dem knackigen Heck und den leicht ausgestellten Radhäusern mit markentypischem Schmuck verzieren darf, allem voran dem berühmten Scudetto-Kühlergrill samt Alfa-Logo, beides sitzt mittig zwischen schmalen Scheinwerfern, deren Leuchtengrafik dem Italiener eine dekorativ aggressive Note ins Gesicht zeichnet.

Die Plattform teilt sich der 5,53 Meter lange Tonale übrigens mit dem Jeep Compass, ebenfalls ein Modell aus dem Stellantis-Universum.

Wie er eingerichtet ist:

Wer glaubt, der Materialgüte eines Alfa Romeos noch immer mit Misstrauen begegnen zu müssen, sieht sich aufs Angenehmste enttäuscht. Die sportliche Note seiner Innenarchitektur unterfüttert der Tonale mit einer ebenso sauberen wie hochwertigen Verarbeitungsqualität. Auch die Digitalisierung hat Alfa gut hinbekommen; das Infotainment arbeitet reaktionsschnell und bedientechnisch weitgehend unkompliziert, das Smartphone lässt sich kabellos einbinden, Amazons Alexa ist eine wache Ansprechpartnerin.

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Und dann sind da die vielen schönen Details: Die angedeutete Röhre des “Cannocchiale” beispielsweise, in die sich das digitale Fahrerinstrumentarium mit seinen animierten, aber täuschend analog aussehenden Retro-Rundinstrumenten zurückgezogen hat. Der Startknopf und der Fahrprogramm-Schalter, die am Lenkrad platziert wurden. Die kleine italienische Flagge auf der Mittelkonsole. Und natürlich das Alfa-Logo auf dem Lenkrad und auf den Kopfstützen.

Wie viel Platz er hat:

Für ein Kompakt-SUV in völlig ausreichendem Maße. Bis auf den ungemütlichen hinteren Mittelplatz, der ungefähr dem entspricht, was im Restaurant “Katzentisch” heißt, fehlt es nicht an Sitzkomfort und Bewegungsspielraum. Auch der Kofferraum (500 bis 1550 Liter) ist angemessen groß geraten, für langes Transportgut gibt es eine Durchreiche. Keine Klagen.

Was ihn antreibt:

Ein 1,5-l-Turbobenziner mit 118 kW/160 PS, der ein maximales Drehmoment von 240 Newtonmetern produziert. Im Rahmen des 48-Volt-Mildhybridsystems wird der Verbrenner von einem kleinen, 15 kW/20 PS starken Elektromotor unterstützt, er steuert weitere 55 Newtonmeter bei. Für die Kraftübertragung ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zuständig.

An dieser Stelle sei auch ein Blick auf die antriebsseitigen Alternativen geworfen: Da ist zum einen die schwächere 96 kW/130-PS-Ausbaustufe des 48-Volt-Mildhybrid. Außerdem stellt Alfa einen ebenfalls 96 kW/130 PS starken, aber  hybridlosen 1,6-l-Diesel bereit. Als Topmodell wird der Plug-in-Hybrid mit 206 kW/280 PS angeboten, er ist auch der einzige Tonale mit Allradantrieb. Alle anderen Versionen agieren als Fronttriebler.

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Wie er sich fährt:

Hier gibt es von Licht und Schatten zu berichten. Fangen wir mit dem an, wodurch sich der Tonale positiv hervortut: Das Fahrwerk ist sehr gut abgestimmt, den schmalen Grat zwischen Dynamik und Komfort meistert das italienische Kompakt-SUV leichtfüßig und agil.

Doch leider kann der Antrieb da nicht ganz mithalten. Nicht, dass er schlecht wäre, das keineswegs. Doch wir reden hier von einem Alfa Romeo, und von dem erhofft man sich, dass er nicht nur optisch, sondern auch im Fahrbetrieb “emozioni” vermittelt. Das will nicht recht gelingen, was auch daran liegt, dass der Siebengang-Doppelkuppler dem Motoren-Duo kein versierter Partner ist. Beim Kickdown nimmt sich der Antrieb immer wieder gefühlt eine Gedenksekunde Zeit, bis es voran geht, und auch das Zusammenspiel zwischen Elektro- und Verbrennermaschine ist nicht von geschmeidiger Harmonie geprägt. Der erhoffte Boosteffekt des E-Maschinchens bleibt bescheiden, selbst die Beschäftigung mit den drei Fahrstufen (DNA – Dynamic, Natural, Advanced Efficiency) weckt nicht die Sportlerseele im Tonale, und die Lenkung liefert zu wenig Präzision und Feedback.

Was er verbraucht:

Der Normwert von 5,6 l/100 lässt sich mit gutem Willen erreichen. Bei ambitionierterer Fahrt ist mit etwa 7,5 l zu rechnen. Unser Schnitt hat sich bei 6,8 l eingependelt.

im test: alfa romeo tonale 48v-hybrid

Was er bietet:

Grundsätzlich ist der Tonale in vier Ausstattungsstufen erhältlich, die 160-PS-Ausbaustufe des 48-Volt-Hybrid gibt es allerdings nur auf den beiden Top-Levels “Ti” und “Veloce”. Zur Serienausstattung gehören unter anderem adaptive Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurven-/Abbiegelicht und dynamischen Blinkern, digitale Instrumentenanzeige, Zweizonen-Klimaautomatik, 10,25-Zoll-Infotainment, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, Fahrdynamikregelung, Adaptivdämpfer, Adaptivtempomat, Rückfahrkamera und elektrische Heckklappe. Der Veloce ersetzt die 18 – durch 19-Zoll-Leichtmetallfelgen und die Stoff-/Kunstlederbezüge durch eine Kombination mit Alcantara und roten Nähten, außerdem bekommt er Schaltwippen sowie eine Brembo-Sportbremsanlage mit rot lackierten Festsattelbremsen.

Alfa sichert Kunden mit einer Fünfjahresgarantie ab. Und, so gewünscht, mit einem digitalen Serviceheft: Die NFT-Technologie (Non-Fungible Token) zeichnet die wichtigsten Daten im Tonale-Leben auf – beispielsweise, wie regelmäßig er gewartet wurde und mit welcher Fahrweise er bewegt wurde. Beim Wiederverkauf kann dies dann unter Verweis auf Fälschungssicherheit belegt werden.

Was er kostet:

Ab 43.300 Euro.

Was wir meinen:

Optisch und fahrwerkstechnisch vermittelt der Tonale die Schönheit und die Sportlichkeit, die man von einem Alfa Romeo erwarten darf. Was den Antrieb betrifft, dürfte das markentypische “Cuore Sportivo”, das sportliche Herz, gern ein paar Takte schneller und kräftiger schlagen.

Ulla Ellmer

Datenblatt: Alfa Romeo Tonale 1.5 VGT 48-V-Hybrid

Antrieb: Otto-Mildhybrid, 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 1496 ccm

Zylinder 4

Leistung 118 kW/160 PS bei 5750 U/min

max. Drehmoment 240 Nm bei 1500 U/min

ELEKTROMOTOR:

Leistung 15 kW/20 PS

Drehmoment 55 Nm

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Höchstgeschwindigkeit 212 km/h

Beschleunigung 0 – 100 km/h 8,8 sec

Normverbrauch WLTP 6,4 – 5,6 l S/100

Testverbrauch 6,8 l/100 km

CO2-Emission 144 – 127 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d

Länge 4,53 m

Breite 1,84 ohne, 2,08 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,61 m

Radstand 2,64 m

Sitzplätze 5

Gepäckraum 500 – 1550 l

Leergewicht 1600 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2135 kg

Zuladung 535 kg

Anhängelast 700 kg (ungebremst), 1500 kg (ungebremst)

Tankinhalt 55 l

Reifengröße (Serie) 235/50 R18 97V

Versicherungs-Typklassen 18 (HP), 21 (TK), 25 (VK)

Preis ab 43.300 Euro

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