Alfa Romeo

Alfa Romeo 1300 Spider von 1969: Kaufberatung

Gediegen an der Villa vorfahren oder schreiend vor Glück durch den Wind sausen? Mit dem Alfa Romeo Spider aus dem Jahr 1969 geht beides!

Ein Auto, das nach seinem Heck benannt wird – davon gibt es nicht viele. Der Alfa Romeo 1300 Spider zeigt, wie die Heckflossen-Mo­de endete: Pininfarina hatte 1956 seine Studie Alfa Romeo Superflow II noch mit spitzen Flossen aus­gestellt – 1959 zeigten sie die über­arbeitete Studie Superflow III mit einem flachen, runden Heck, wie es fast genau so erst 1966 beim Spi­der in Serie ging.Heute fällt es uns wieder auf – nicht weil es sich von der älteren Mode unterscheidet, sondern von der jüngeren. Denn 1969 kam der nächste radikale Wechsel: Da be­kam der Spider ein neues Abriss­heck nach dem Ideal des Aerody­namikers Wunibald Kamm. Deshalb nennen wir die erste Serie rückwirkend “Rund­heck-Spider”.Aber unser Lieblingsplatz ist nicht hinter dem Spider, sondern darin, links. Hier steigt man am lässigsten ein, weil man die Beine nicht so nah ranziehen muss wie bei anderen Roadstern, allen voran dem MG MGB. Und wenn die Beine nicht zu lang sind, sitzt man ebenso lässig auf der flachen Sitzfläche hinter dem großen Holzlenkrad und ge­nießt: Der kleine Motor im 1300 Junior macht Musik wie nur weni­ge andere Vierzylinder, er dreht linear hoch, schöner als alle ande­ren hier, und klingt dabei zuneh­mend angriffslustiger.alfa romeo 1300 spider von 1969: kaufberatung

Der Alfa Romeo 1300 Spider hat ein Cockpit mit allem, was italienisches Design der 60er-Jahre so charmant konnte: diese Balance aus Funktion, Reduktion und Dekoration.

Bild: Christian Bittmann / AUTO BILDSelbst die Basisversion hat vier Scheibenbremsen und fünf Gänge, wobei die langen Schaltwege und die Synchronringe zum zweiten Gang die Schwächen des Spider sind. Ein Tag auf Serpentinen wird anstrengend, in Kehren muss man schon kräftig am Lenkrad drehen; in weiten Kurven aber lässt sich der Junior spiele­risch dirigieren, und er federt so schön, wie Fahrer bri­tischer Roadster es sich kaum er­träumen können.

Alfa Romeo 1300 Spider kaufen: kritischer Blick auf die Karosserie

Der Anzug muss sitzen. Vorm Spider-Kauf sollte man vor allem die Karosserie prüfen. “Die meisten Spider sind restauriert, nicht alle davon gut”, sagt Percin Ayanoglu vom Club klassischer Alfa Romeo Fahrzeuge e.V. Das geht schon ganz vorn los: Über dem Alfa-Herzen hat das Frontblech eine Erhebung, manche Exemplare (unser Fotoauto zum Beispiel) sind da glatt.Die senkrechten Sicken am Schweller bei den A- und B-Säulen müssen beim 1300 zu sehen sein, beim 1600er und 1750er Rundheck-Spider wurden sie laut Ayanoglu ab Werk gespachtelt oder verzinnt. Wenn man mit den Fingern am hin­teren Radlauf entlangstreicht und einen Knick wahrnimmt, hat der Spider wohl mal einen Heckscha­den gehabt, und das Heck hängt.

Ein Endoskop entlarvt bei der Besichtigung Rostprobleme

Bei manchen Autos ist Rost ver­steckt: an der anfälligen Kühlertra­verse hinter dem vorderen Stabi zum Beispiel oder dort, wo das Bodenblech an den mehrlagigen Schweller gepunktet ist. Dafür und für die Schweller kann es sich loh­nen, ein Endoskop mitzunehmen. Ob die Fangbandaufnahmen knusp­rig sind, sieht man zwischen Kof­ferraumboden und dem Radhaus über der Hinterachse. Im Koffer­raum sind auch der Tankrand und die Ersatzradmulde rostanfällig.alfa romeo 1300 spider von 1969: kaufberatung

Das Aggregat mit zwei Nockenwellen liefert immerhin 92 PS.

Bild: Christian Bittmann / AUTO BILDDer Motor ist nie ganz dicht – undramatisch. Kenner sprühen im Leerlauf Bremsenreiniger auf Ansauggummi und Vergaserflansch: Wenn dann die Drehzahl steigt, ist etwas undicht. Qualmt's aus dem Auspuff? Wenn der Ölverbrauch niedrig ist, dürften es nur die Ventil­schaftdichtungen sein. Die auf der Einlassseite muss man öfter mal tauschen; zum Tausch auf der Aus­lassseite muss man auch die Füh­rung ersetzen, denn werksseitig hat die Auslassführung keine Ventil­schaftdichtung. Kratzt der zweite Gang? Synchron­ringe kann man für rund 1000 Euro tauschen lassen.

Marktlage: weniger Schrott als früher

Weniger Schrott als früher wird ange­boten – aber immer noch reichlich Spider, die in den 80er-, 90er-Jahren nach damaligen Standards gemacht wurden. Ayanoglus Lieblingsbeispiel: “Mercedes-Blaume­tallic und weißes Leder. Die sind meist blechmäßig auch nicht original.”alfa romeo 1300 spider von 1969: kaufberatung

Erreicht der Rundheck-Spider im Windkanal bei geschlossenem Verdeck rückwärts einen besseren cw-Wert als vorwärts?

Bild: Christian Bittmann / AUTO BILDDie Börsen spucken knapp 20 Rundheck-Spider in Deutsch­land aus. International werden teils Mondpreise bis 73.000 Euro aufgerufen. Eine Reise nach Italien muss nicht lohnen – da sind gute Spider teils teurer als bei uns.

Ersatzteile: viele Gleichteile mit Giulia, GT und Alfetta

Vorsicht, Lenkung! Burman-Lenkgetriebegehäuse reißen. Rüdi­ger Westenberg (Tel. 0173–542 88 67) lässt sie aber nachfertigen, für 1899 Euro. Auch sonst “bekommt man eigentlich alles”, sagt Percin Ayanoglu. Gut, dass es so viele Gleichteile mit Giulia, GT, teils Alfetta-Motoren gibt. Bei Lagern, speziell Getriebelagern, sei die Qualität dürftig. Wie beim MG muss man kaputte Instrumente instand setzen lassen.

Preisbei­spiele und Quellen:

Frontscheibe 395 Euro, Kühlertraverse 69 Euro (okp.de), Reparatursatz Armaturenbrett-Oberteil 205 Euro (alfa-service.com), Teilersatz Frontblech 265 Euro (myalfagroup.com), Synchron­ring 81 Euro (alfa-onlineshop.de).

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