Alfa Romeo

Alfa Romeo 4C

Track-Time mit der Alfa Romeo 4C Spider Italia (2018)

Wir konnten die Kurvenräuber-Klassikerin über die Rennstrecke prügeln ...

track-time mit der alfa romeo 4c spider italia (2018)

Aus der Geschichte lernen heißt es immer so schön und tatsächlich hat Alfa Romeo sich das zu Herzen genommen. Zum Glück nicht in ihrer Leidenschaftlichkeit sondern darin, die Finanzierung von Projekten vor der Umsetzung abzuklären. Weshalb sie sich zahlende Kundschaft für den 33 Stradale suchten, bevor sie eine sündhaft teure Neuinterpretation konstruierten.

Vor über zehn Jahren war das noch anders. Da bauten die Italiener einen Roadster mit Mittelmotor und Carbon-Chassis und schauten nachher einfach mal, wer den denn überhaupt so braucht. Und schon war die herrlich unvernünftige Alfa Romeo 4C geboren. Genau die konnten wir beim Erstkontakt des 33 Stradale in Deutschland als 4C Spider Italia ein paar Runden über die Rennstrecke prügeln. Weil sich den ganzen Tag die Nase plattzudrücken und auf Knöpfe zu zeigen, auch irgendwann an einem 33 Stradale abnutzt.

Bildergalerie: Alfa Romeo 4C Spider Italia (2018): Track-Time

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Stellantis

Also einmal reingehüpft in die 3,99 Meter kurze Westentaschenrakete. Wobei hüpfen eher dazu führt, dass man sich unelegant den Kopf am Rahmen der Windschutzscheibe stößt, wie ich feststellte. Besser geht hinhocken und reinsaugen lassen, um den breiten Steg des 102 kg leichten Carbon-Monocoques elegant zu überqueren. Einmal drin und alles angepasst, sitzt es sich eigentlich recht entspannt.

Für jedes PS nur vier kg

Der Clou an dem Leichtbau-Teil sind die 240 PS aus dem Giulietta-Quadrifoglio-Aggregat bei einem Gesamtgewicht von knappen 1.000 kg. Chassis und Verstärkungen am Scheibenrahmen sorgen bei der offenen Variante zwar für einen vierstelligen Gewichtsbereich, dafür kann man sich das Kämmen nach dem Aufstehen sparen. Heckantrieb, Mittelmotor und 350 Nm Drehmoment agieren bei einem Radstand von 2,38 Meter zusätzlich als Koffeinersatz.

Nach dem Anlassen faucht der 1,8-Liter-Vierzylinder-Turbo kurz, bevor ich ihn auf die entspannten Einführungsrunden lenke. Ein kurviger kurzer Track wartet auf unser erstes gemeinsames Fahrerlebnis. Bei einer Höhe von insgesamt 1,18 Meter und einer tiefen Sitzposition, schießen Erinnerungen an eine längst vergangene Kart-Jugend hoch. Alles was ich hier mit Füßen und Händen rein gebe, kommt ungefiltert als Information zurück. Ob ich das alles gebrauchen oder nutzen kann, ist der 4C Spider völlig wumpe. Ihr Mitteilungsdrang steht über allem.

Alfa Romeo 4C Spider Italia (2018): Track-Time

Nachdem wir die Bedürfnisse also kurz konsensmäßig geklärt haben (ich nehme einfach alles hin, was mir die 4C vor die Füße wirft), durften wir für ein paar Runden zusammen Spaß haben. Und einmal damit abgefunden, dass man selber guckt, welche Informationen gebraucht werden, lässt sich der Klassiker der Zukunft – auch mit etwaigen angemerkten Lenkungsproblemchen – ziemlich exakt um die Kurven scheuchen.

Dermaßen exakt, dass Stellantis’ Fotograf im Anschluss äußerst fasziniert von meiner immer gleichen perfekten Rennlinie war. Kleine Macken sind ohnehin charmant für einen Klassiker und der der Drang diese Beherrschen zu wollen ungleich größer.

Die 4C brüllt einen im Rennbetrieb dermaßen an, das ich nicht umhinkomme, direkt nach dem Scheitelpunkt erneut den Pinn durchzutreten. Und dann geht es auch ohne Umschweife vorwärts bis in höhere Geschwindigkeitsregionen. Genau präzisieren kann ich die jedoch nicht. Auf einer Rennstrecke gibt es keinen Grund auf Geschwindigkeitsanzeigen zu achten.

Bei der Konzentration hilft auch das 6-Gang-DSG, das ziemlich emsig die passenden Gänge raussucht (über Schaltwippen kann zudem geschaltet werden). Genauso gut geht es auch mit der Verzögerung in die andere Richtung. Obwohl ich mir da noch etwas mehr Aggressivität und einen stärkeren Druckpunkt gewünscht hätte.

Leichtgewicht sucht Rennstrecke

In langen, zumachenden Kurven bleibt sie immerzu stabil, bei schnellen S-Kurven setzt sie ihr Heck fix um und wenn die Kurve aufmacht, lassen wir uns weit und kontrolliert nach außen tragen. Alfa Romeo hat es damals hinbekommen, präzise abzustimmen ohne das blaue Teil unberechenbar werden zu lassen. Den Rest regelt das Popometer.

Die Quattro-C Spider ist auf der Rennstrecke eine durchschaubare Begleiterin. Sie kündigt ihren Grenzbereich leicht tänzelnd früh genug an. Durch die Gewichtsverteilung des genügsamen Mittelmotorkonzepts agiert sie fast im optimalen Nullbereich zwischen Untersteuern und Übersteuern. Sie wirklich aus dem Konzept zu bringen, scheint schwer – unnötig zudem, wäre alles andere langsamer. Eine wahrer Kurvenräuberin und eine famose Art, sich die Zeit auf einem Termin zu vertreiben.

Wenn Sie also das nächste Mal darüber nachdenken, wie Ihr Notgroschen von mindestens 70.000 Euro investiert werden kann und sie eine Rennstrecke zur Verfügung haben, vielleicht ist dieser seltene Geselle eine angenehme Option. Denn Stauraum hat die 4C Spider Italia sowieso keinen nennenswerten. Unvernünftige Spaßgefährte fahren sich ohnehin besser auf Rennstrecken. Und deren Emotionen verbreitende Aura würde einigen Herstellern derzeit ganz gut tun.

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