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Hyundai Ioniq

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Hyundai IONIQ Elektro: der Effizienzmeister

hyundai ioniq elektro: der effizienzmeister

Hyundai IONIQ Elektro: Kleine Stirnfläche, gute Aerodynamik, niedriger Verbrauch.

Ende des letzten Jahres erreichten uns die Pressemeldungen zum modellgepflegten Hyundai IONIQ Elektro, der vor allem technisch deutlich aufgewertet worden sei, mit einem größeren Akku, mehr Leistung und größerer Reichweite. Natürlich wollten wir diese Angaben in der Praxis überprüfen, konnten dies Ende Februar mit einem Testwagen dann auch tun.

Der modellgepflegte IONIQ ist ein gut aussehender Mittelklassewagen der 100 kW-Klasse, der in der Basisversion abzüglich einer Umweltprämie von 8.000 € für etwa 27.000 € zu haben ist – wenn man geduldig wartet, denn die Lieferzeit beträgt nach Auskunft des Händlers mindestens acht Monate. Schon der Basis-IONIQ ist gut ausgestattet mit Spurhalte- und Notbremsassistent, Berganfahr- und Bremshilfe, einem Audiosystem mit Bluetooth, Apple CarPlay und Android Auto, Multifunktionslenkrad, Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und sieben Airbags für die Insassen.

Insgesamt vier Ausstattungsvarianten

Drei weitere Ausstattungsvarianten ergänzen die Basisversion schrittweise. Schon mit dem 37.250 € (vor Subventionen) teuren Trendpaket, der nächsthöheren Version, bietet der IONIQ fast alles, was derzeit technisch machbar ist: Stauassistent,  eine adaptive Geschwindigkeits- und Abstandsregelung mit Stoppfunktion, Licht- und Regensensor erhöhen die Fahrsicherheit weiter. Bei der 42.200 € teuren Topversion, dem Premiumpaket kommen dann noch ein Totwinkel- und Querverkehrswarner hinten sowie LED-Leuchten vorne wie hinten dazu.

Das Entertainmentsystem, das bereits mit dem Trendpaket verbaut wird, hat ein 10,25-Zoll-Display, Navi, Multilink-Bluetooth und Spracherkennung, beim Premiumpaket rundet eine kabellose Lademulde für Handys nach Qi-Standard die Vollausstattung ab.

Allen vier Varianten gemein ist der 100 kW kräftige Elektroantrieb mit 38,3 kWh Akku-Kapazität, der eine Topspeed von 165 km/h erlaubt und eine Reichweite nach WLTP von 311 Kilometern bietet – natürlich nur, wenn man nicht die ganze Zeit „Vollgas“ gibt! Zum Lieferumfang gehört bei allen Versionen lediglich ein 230V-Ladekabel für 220-Volt-Haushaltsstrom, ein Typ2-Kabel ist nur bei den beiden Topversionen serienmäßig und muss sonst zu einem saftigen Aufpreis von 389,00 € erworben werden.

hyundai ioniq elektro: der effizienzmeister

Sitze mit gutem Seitenhalt und mannigfaltigen elektrischen Einstellungsmöglichkeiten.

Gefälliges Design mit viel Platz

So, genug der Zahlen und Fakten, jetzt wird es Zeit, den IONIQ-Stromer genauer unter die Lupe zu nehmen. Bevor wir einsteigen, gehen wir einmal um den neuen Stromer herum – die Coupe-ähnliche Linie ist gefällig und angenehm zurückhaltend, lediglich die extrem flache Heckscheibe läßt Befürchtungen aufkommen, dass es mit der Sicht nach hinten nicht zum Besten stehen könnte.

Die Türen sind bereits offen, da unser Testobjekt mit einem Keyless-System ausgestattet ist.

Wir entern die Vordersitze, die sich als gut konturiert und bequem erweisen. Die Verstellmöglichkeiten der elektrisch betätigten Sitze sind auch für groß gewachsene Menschen völlig in Ordnung, man findet schnell eine gute Sitzposition. Das Armaturenbrett wird dominiert von einem großen, mittig platzierten Touch-Display und der hinter dem Volant gut einsehbaren Infozentrale, ein Display, das die Geschwindigkeit und alle relevanten Daten vom Ladezustand über Reichweite, Fahrmodus bis hin zur Aussentemperatur anzeigt – und zwar so, dass man auch ohne Handbuchstudium vollständig informiert ist!

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Der Arbeitsplatz ist Geschmacksache, viele Knöpfe und ein großes Display das keine Rätsel aufgibt.

Innenraumgestaltung sachlich aber hochwertig

Der Innenraum überzeugt mit hochwertigen Materialien und sachlichem Design, Ablagen in den Türen und der Mittelkonsole sowie ein Handschuhfach bieten Platz für die Kleinigkeiten, die man so benötigt unterwegs.

Mit den Paddeln hinter dem Lenkrad wird die Rekuperationsstufe gesteuert: die rechte Wippe reduziert die Bremswirkung, das linke Paddle erhöht die „Motorbremse“, wird die Wippe festgehalten, geht das bis zum Stillstand –Einpedalfahren ist also möglich.

Jetzt aber los! Der Schlüssel bleibt dank der Keyless-Funktionalität in der Hosentasche – ich drücke den Startknopf und rolle völlig geräuschlos vom Hof. Die ersten Minuten bin ich noch vorsichtig, gewöhne mich aber schnell an den Wagen. Die Sicht nach vorne und zur Seite ist gut, schräg nach hinten und rückwärts hapert es leider mit der Übersichtlichkeit, die Heckscheibe steht so flach, dass unfallfreies Rückwärtsfahren nur mit der Einparkhilfe und der Rückfahrkamera wirklich stressfrei ist. In der Stadt überzeugt der IONIQ schnell durch seine Wendigkeit und natürlich die Spurtstärke, die ja immer einer der Vorteile des E-Antriebs ist.

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Asymmetrisch umklappbare Sitze, angemessene Platzverhältnisse im Kofferraum.

Gut abgestimmtes Fahrwerk

Schnell geht es von der Stadt hinaus auf die Landstraße. Die Lenkung ist straff, präzise und leichtgängig, es macht Spaß, mit dem IONIQ Kurven zu umrunden. Dafür sorgt das hervorragend abgestimmte Fahrwerk, das eine sehr sportliche Fahrweise erlaubt, und dabei immer komfortabel bleibt – Schlaglöcher und schlechte Fahrbahnbeläge kommen bei den Insassen auch bei flotter Fahrt nur sehr eingeschränkt an, ein unter- oder übersteuern war auf unserer kurvenreichen Teststrecke, die wir zügig, aber nicht im Renntempo absolvierten, ebenfalls nicht feststellbar. Soweit alles gut also. Das Display zeigt Verbräuche zwischen 13,3 und 16 kWh/100 km, wenn ich nicht gerade beschleunige, liegt der Verbrauch meist unter 14 kWh/100 km und das bei Geschwindigkeiten von 90 – 120 km/h. Im Display wird ausser der Restreichweite ständig auch die Entfernung zur nächsten Ladestation angezeigt – ein praktisches Feature, das zwar eine vernünftige Routenplanung vor längeren Fahrten nicht ersetzt, aber doch beruhigend wirkt.

Auch die Assistenzsysteme erledigen ihren Job ohne Makel, der Spurhalteassistent hält den Wagen zuverlässig in der Spur und der Tempomat mit Abstandsassistent sorgt für total entspanntes Cruisen, beide Assistenten sind einstellbar in ihrer Wirkung vom sanften Eingreifen bis zum rigorosen Durchgreifen, bei dem der Wagen selbstständig die Spur hält.

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Lage und Konstruktion des Antriebs verraten, dass der IONIQ eigentlich ein Verbrenner ist. Kein Kofferraum unter der Fronthaube.

Reichweite dank effizientem Antrieb erstaunlich hoch

Der Blick auf das Display und die Reichweite zeigt, dass der Bordcomputer einen guten Job macht, die verbliebene Reichweite wird erstaunlich exakt kalkuliert, wenn man die gefahrene Strecke hinzurechnet. Beim Losfahren zeigte das Display eine Restreichweite von 229 Kilometern an (75% Ladestatus) und nach gefahrenen 70 Kilometern betrug die angezeigte Restreichweite noch 166 Kilometer. Das ist ein Rechenfehler von gerade einmal 7 Kilometern, und das ohne besonders energiesparende Fahrweise im Normalmodus. Auch auf der Autobahn bei ca. 140 km/h Dauergeschwindigkeit blieb der Verbrauch unter 14 kWh/100 km, nur beim Beschleunigen ging die Anzeige hoch auf 17 – 20 kWh. Der IONIQ ist damit eines der wohl effizientesten Elektromobile, das aktuell verfügbar ist und Platz wie Alltagsnutzen für eine Familie bietet.

Der Autobahnsprint zeigt auch, dass der IONIQ auch bei höheren Geschwindigkeiten sehr leise ist, das Abrollgeräusch der Reifen ist auf gutem Fahrbahnbelag kaum hörbar. Das ist der Punkt, an dem das Entertainmentsystem und das Navi ins Spiel kommen! Schon das Audiosystem in der Basisversion mit einem 8-Zoll-Display bietet USB-Anschlüsse, Bluetooth mit Freisprechfunktion, Apple Car Play und Android Auto – bei manch wesentlich teurerem Oberklasse-Pkw kosten Car Play und Android Auto Aufpreise! Das ab dem Trendpaket serienmäßige Audio-Navisystem verfügt über ein 10,25 Zoll-Display, bietet Multi-Bluetooth (zwei Smartphones  gleichzeitig angemeldet am System), Spracherkennung, lebenslange Kartenupdates und ein Infiniti-Soundsystem. Der Sound ist entsprechend hervorragend und auch die Bedienung des Navigationssystems gibt keine großen Rätsel auf, wenn man sich einmal kurz mit dem Menüaufbau beschäftigt hat.

Technische Daten:

  • Antrieb: Permanent-Synchronelektromotor, vorne eingebaut, Frontantrieb
  • Spitzenleistung: 136 PS bei 295 Nm Drehmoment
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 9,9 Sekunden
  • Topspeed: 165 km/h 
  • Batteriekapazität (netto): 38,3 kWh
  • Laden: 7,2 kW Wechselstrom/44 kW Gleichstrom
  • Reichweite (WLTP): 311 km
  • Testverbrauch (Display): 11,9 kWh/100 km
  • Maße: 4.470 x 1.820 x 1.450 mm
  • Gewicht: 1.527 – 1.650 kg (je nach Ausstattung)
  • Haftpflicht (17), Teilkasko (21), Vollkasko (21)

e-engine meint: Alles gut also? Ja, lediglich zwei Wünsche bleiben für uns offen: Hyundai sollte als Option für den IONIQ Elektro unbedingt einen größeren Akku anbieten. Der aktuell verbaute Akku mit 38,3 kWh ist zwar gut für eine Reichweite von realistisch geschätzten 300 Kilometern – die Werksangabe nach WLTP beträgt 311 Kilometer – aber schon mit einem 50 kW-Akku hätte der Wagen eine Reichweite, die auch für richtig lange Touren genügt und vor allem für ein entspannteres Fahren sorgt, weil man nicht ständig auf die Restreichweite schielen würde.

Zweitens wünschen wir uns, dass das Ladekabel Typ 2 bei jeder Austattungsvariante zum Lieferumfang gehören würde, denn nur damit ist es überhaupt sinnvoll, auf längere Reisen zu gehen, die Ladestopps erfordern; mit dem 220V-Kabel dauert es bei lediglich 7,2 kW Ladekapazität 19 Stunden für einen Ladezyklus von 0 auf 100%!

Siehe dazu auch den Beitrag meines Kollegen zum Thema „Reichweitenangst“.

Text: Jörn Müller-Neuhaus
Fotos: Hyundai

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